Talent-Parcours "Komm auf Tour" begeisterte Schüler

An diesem Nachmittag sieht der Ringlokschuppen wie eine Mischung aus Indoor-Spielplatz und Fernsehstudio aus: Hier Schaukästen und eine überdimensionierte Puppenstube - dort eine Bühne und ein Labyrinth. Kurz vor dem Ausgang des Saals schlängelt sich eine DNA-Skulptur in die Höhe. Sie steht für die Einzigartigkeit eines jeden Menschen. Drumherum haben es sich Siebtklässler auf Sitzkissen gemütlich gemacht und unterhalten sich mit Theaterpädagogin Birgit Mehrmann über ihre Stärken und Wünsche.

Damit alle gehört werden, geht Birgit Mehrmann mit dem Mikrofon von einem zur anderen.
„Ich habe gemerkt, dass ich einen starken Ordnungssinn habe und gut im Büro arbeiten könnte“, erzählt ihm eine Schülerin.
Ein Mitschüler meint: „Ich helfe gerne anderen Menschen und kann gut reden. Ich könnte mir vorstellen, bei der Polizei zu arbeiten!“ Ein anderer Junge mit Redetalent und Gerechtigkeitssinn möchte lieber Rechtsanwalt werden. „Aber das ist anstrengend. Denn das Jura-Studium dauert sehr lange“, weiß er um die Hürden seines Berufswunsches.

„Ihr habt heute etwas über eure Stärken gelernt. Damit könnt ihr arbeiten und euch weiter informieren, ohne euch gleich für einen Beruf entscheiden zu müssen“, gibt Mehrmann den Schülern mit auf den Heimweg. Und dann sagt sie ihnen noch: „Ich fand es schön, dass ihr so konzentriert bei der Sache wart. Dafür solltet ihr euch jetzt mal selbst einen fetten Applaus gönnen.

"Das hat uns gut getan!"

Auch Lina (12), Tiffany (14) und Julie (13), die von der Realschule Broich zum Talent-Parcours "Komm auf Tour" gekommen sind, beklatschen sich. Sie geben zu, dass sie anfangs skeptisch waren: „Nicht noch länger Schule für so was!“ Aber nach zwei kurzweiligen Stunden, in denen sie Spiel- und Gesprächsstationen durchlaufen haben, um spielerisch etwas über ihre Stärken zu erfahren, haben sie das Gefühl: „Das hat uns gut getan, weil das sehr kreativ war und uns darin bestärkt hat, uns unsere Stärken bewusst zu machen.“
Beim Teamwork im Labyrinth, beim Improvisationstheater auf der Bühne, beim assoziativen Blick in Berufsschaukästen und beim persönlichen Austausch im Gesprächstunnel, hat Tiffany zum Beispiel gemerkt, „dass mir der Umgang mit Zahlen mehr Spaß macht als Theaterspielen. Und das es für mich vielleicht noch einen passenderen Beruf als Erzieherin geben könnte.“ Julie wurde dagegen durch die situativen Spiele im Talente-Parcours darin bestärkt, „dass ich später gerne etwas mit behinderten Menschen machen möchte, weil ich hilfsbereit und kommunikativ bin.“

Lernen, ohne es zu merken

„Die Schüler lernen hier etwas für ihr Leben, ohne dass sie es merken, in dem sie spielerisch aktiviert und auf ihre Stärken angesprochen werden. Dabei geht es nicht um Schulleistungen, sondern um alltägliche Fähigkeiten. Das kann das Helfen beim Zubereiten des Abendessens oder das sich Kümmern um ein Haustier sein“, beschreibt Manuel Oswald von der Kommunikationsagentur Sinus das Konzept der interaktiven Veranstaltung. Zusammen mit Mitarbeitern der Koordinierungsstelle Bildung und der gemeinnützigen Gesellschaft für Beratung, Begleitung und Weiterbildung (BBWE) hat er sie aufgebaut.

Auch Mitarbeiter des Kommunalen Sozialen Dienstes, der Agentur für Arbeit, der Mülheimer Sozialverbände und Auszubildende aus der Mülheimer Wirtschaft begleiten die Veranstaltung als Moderatoren und „Reiseführer.“ Die Ruhrkohle-AG-Stiftung und die Bundesagentur für Arbeit machen die Veranstaltung als Geldgeber erst möglich. „Die Jugendlichen sollen hier keinen Beruf an die Hand bekommen. Sie sollen aber vielleicht ein Gefühl dafür bekommen, was ihre Stärken sind und welcher Beruf und welches Lebensmodell zu ihnen passen und sie als Menschen glücklich machen könnte“, sagt Oberbürgermeister Ulrich Scholten mit Blick auf den Talentparcours, den rund 570 Mülheimer Siebtklässler an drei Tagen im Ringlokschuppen durch laufen haben.
Von Thomas Emons

Autor:

Thomas Emons aus Mülheim an der Ruhr

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