Trauer um Theodor Wüllenkemper

Foto: WDL

Theodor Wüllenkemper, Gründer und Inhaber der Mülheimer WDL-Gruppe, ist Montagmorgen mit 86 Jahren gestorben. Damit verliert Mülheim eine herausragende Unternehmerpersönlichkeit, die seit der Nachkriegszeit die Ruhrstadt geprägt hat.

Die Visionen von Theodor Wüllenkemper gingen hoch hinaus. Mit seinen Luftschiffen eroberte er den Himmel. Wüllenkemper war der erste Deutsche, dem die Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg wieder einen Flugschein ausstellten. Das erlaubte ihm, am 29. Mai 1955 am Flughafen Essen/Mülheim die Westdeutsche Luftwerbung (WDL) zu gründen.

Mit einem Doppeldecker Typ „Tiger Moth“ legte er los. Es folgten Propellerflugzeuge, die unter anderem Banner schleppten. Die Werbung blieb eines der Standbeine des Unternehmens. Über 300 Piloten bildete der Flieger aus Leidenschaft aus. In den späten 60er Jahren erfand Wüllenkemper das Marketing auf Zeppelinen. Zunächst auf mit Wasserstoff gefüllten Prall-Luftschiffen, seit 1972 auf mit Helium gefüllten Blimps. Die Flüge führten die Luftschiffe rund um die ganze Welt. Bis heute ist die WDL der weltweit einzige Hersteller der großen Prall-Luftschiffe.

Zeitgleich baute Wüllenkemper auch den Flugzeugpark aus, der zeitweise aus bis zu 40 Flugzeugen bestand. Zunächst für die Passagierflüge wurden ab 1974 drei Fokker F27 angeschafft, die 1991 auf Frachtflüge umgerüstet wurden. Die Passagiere werden seit 1998 in fünf BAe 146 und zwei Learjets 55 befördert.
Aber nicht immer stieß der Expansionsdrang des Unternehmers auf Freunde. Seit Jahrzehnten setzte er sich für den Erhalt und den Ausbau des Flughafens Essen/Mülheim ein. Das stieß nicht nur auf heftige Proteste der Anwohner. Auch in der lokalen Politik erhielt er nicht die gewünschte Unterstützung. Während NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers ihn 2009 für sein Lebenswerk mit dem Verdienstorden des Landes auszeichnete, verweigerte ihm eine politische Mehrheit im selben Jahr den Bau einer Airbus-Wartungshalle. Zwar verlegte Wüllenkemper die WDL-Tochter Aviation mit den Fracht- und Passagierflügen zum Flughafen Köln/Bonn, ließ aber den Hauptsitz der Firma entgegen seiner Androhung in seiner Heimatstadt Mülheim. Er machte nie einen Hehl daraus, dass er die Nutzungsrechte auf dem Flughafen, die bis 2025 laufen, wahrnehmen werde.

Die Mülheimer Wirtschaftsförderung Mülheim & Business würdigt Theodor Wüllenkemper als „wahren Pionier der Mülheimer Wirtschaft, einen tollkühner Pilot, innovativen Luftschiffbauer sowie engagierten Mülheimer Bürger“, der Luftfahrt- und Unternehmergeschichte geschrieben habe. Nur sein letzter großer Lebenstraum, der Ausbau des Flughafens, sei unerfüllt geblieben.
Auch die Unternehmerverbandsgruppe trauert um ihr Mitglied, das noch 2009 als „Unternehmer des Jahres“ ausgezeichnet wurde. „Er war im besten Sinne ein Vertreter der alten Schule, ehrlich und aufrichtig, gerade heraus, herzlich, legendär humorvoll und charmant, dabei von einer überaus sympathischen Bescheidenheit und zugleich energisch und zielstrebig wie kaum ein Zweiter“, beschreibt Sprecher Heinz Lison den Charakter seines Freundes. „Theodor Wüllenkemper war ein Mann der ersten Stunde. Mit Mut und Weitsicht, einem klaren Verstand und einem großen Herzen hat er angepackt und an sich und seine Heimat geglaubt.“

Geheiratet hat Theodor Wüllenkemper nie, seine Familie waren die Firma und die Mitarbeiter, insbesondere seine beiden Geschäftsführerinnen Barbara Majerus und Inge Bachmann, die die Geschäfte weiter leiten werden.

Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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