CBE-Projekt Ausbildungspaten
Junge Bewerber sind gefragt

Thomas Kipper (l.) hat John (15) bei den Bewerbungen unterstützt.
Foto: Andrea Rosenthal
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Die Stimmung ist gelöst, die Tinte unter den Ausbildungsverträgen gerade getrocknet. Bald ist wieder ein Jahrgang der CBE-Ausbildungspatenschaften durch.

Von Andrea Rosenthal

Seit 2009 gibt es das Projekt "Ausbildungspaten Mülheim" beim Centrum für Bürgerschaftliches Engagement (CBE). Geschäftsführer Michael Schüring blickt zurück: "Früher hatten wir viele Hauptschüler, für die es fast keinen Ausbildungsmarkt gab. Das ist heute ganz anders."
Heute kooperieren viele Mülheimer Schulen mit dem CBE. Beim letzten Jahrgang der Ausbildungspatenschaften kamen aber zufällig alle teilnehmenden Schüler und Schülerinnen von der Realschule Mellinghofer Straße. Stellvertretend für sie und für die Ausbildungspaten berichten John (15), sein Ausbildungspate Thomas Kipper (57) und Anais Dielissen (30, ebenfalls Patin) von ihren Erfahrungen.

Anders als viele seiner Mitschüler wusste John ganz genau, was er nach der Schule machen will: Elektroniker für Betriebstechnik soll es sein. "Ein Freund in Süddeutschland macht das bei der Deutschen Bahn und hat mir davon erzählt. Das fand ich interessant." Und wofür dann noch die Begleitung durch einen Ausbildungspaten? "Ich hatte Angst, bei den Bewerbungen etwas falsch zu machen und mir den Weg zu versauen", gesteht John.

Da kam Thomas Kipper ins Spiel. Der 57-jährige gelernte Diplom Kaufmann hat als Leiter eines Autohauses viel Erfahrung mit Bewerbungen gesammelt. "John und ich haben zunächst mal geschaut, welche Unternehmen die gewünschte Ausbildung anbieten. Dann haben wir einen Zeitplan aufgestellt bis wann alle Bewerbungen verschickt sein müssen", erzählt Thomas Kipper. So hatte John schnell wieder den Kopf frei, um sich auf das letzte Schuljahr zu konzentrieren.

Fünf Firmen wollten John

13 Bewerbungen hat John verschickt. "Davon hatte ich zehn Vorstellungsgespräche und am Ende fünf Vertragsangebote", berichtet der Realschüler stolz. Und auch hier wurde die Erfahrung von Thomas Kipper wieder wichtig. Wunscharbeitgeber von John war die DB InfraGO AG. die Bahntochter, die für Schienen und Infrastruktur verantwortlich ist. Doch noch vor Johns Vorstellungsgespräch dort drängte ein anderer Arbeitgeber auf Vertragsunterzeichnung. Thomas Kipper riet, zur Sicherheit erst einmal zu unterschreiben, weil er wusste, bis zum Ende der Probezeit kann jede Seite den Vertrag jederzeit ohne Angabe von Gründen wieder kündigen. Das hätte sich John ohne seinen Rat nicht getraut. Am Ende wurde es der Wunscharbeitgeber, so dass John nun mit einem festen Blick in die Zukunft ins letzte Schulhalbjahr startet.

Auch Ausbildungspatin Anais Dielissen kann einen Erfolg vermelden. "Mein Patenkind Dana hat vorgestern ihren Ausbildungsvertrag als Pflegefachfrau am EKM unterschrieben", berichtet sie lachend. Dana hatte eine ungefähre Vorstellungen, was sie nach der Schule machen wollte. "Dana wollte als Krankenschwester zur Bundeswehr, hat dann aber eine Infoveranstaltung im Centro besucht und war unsicher wegen des zwangsläufigen Umzugs in eine Kaserne. Wir haben dann nach anderen Möglichkeiten im näheren Umfeld gesucht und so wurde es die Bewerbung als Pflegefachkraft am evangelischen Krankenhaus Mülheim, die letztlich auch erfolgreich war", erklärt Anais Dielissen das Vorgehen.

Begleitung ist zieloffen

Nicht alle Ausbildungspatenschaften enden so. "Aber das müssen sie auch gar nicht. Unsere Begleitung soll offen und komplett auf die Bedürfnisse der Jugendlichen ausgerichtet sein. Die Paten haben anders als die Eltern kein eigenes Interesse an einer Richtung und können deshalb oft besser zuhören", erklärt Vanessa Hofmeister, Projektkoordinatorin am CBE. So ist es auch schon ein Erfolg, wenn die Jugendlichen sich für den Besuch einer weiterführenden Schule oder des Berufskollegs entscheiden.

Doch auch nach erfolgreich unterschriebenem Ausbildungsvertrag endet die Ausbildungspatenschaft nicht abrupt. Auch wenn in den ersten Monaten der Ausbildung Fragen auftreten, sind die Paten weiter für die Jugendlichen ansprechbar. Und manchmal hat sich aus der Patenschaft auch eine Freundschaft entwickelt.

Der nächste Jahrgang der Mülheimer Ausbildungspatenschaften startet bald. Am Mittwoch, 13. März, ist eine erste Infoveranstaltung für interessierte neue Paten. "Wir freuen uns auf viele Freiwillige", erklärt CBE-Geschäftsführer Michael Schüring. Mitmachen kann jeder, weil Aufwand und Zeiteinteilung individuell anpassbar sind. "Wir suchen aber diesmal explizit auch Studierende, weil wir mit den migrierten Neu-Mülheimern viele haben, die bei der Anerkennung von Studienleistungen und der Einführung ins deutsche Uni-System Hilfe brauchen." Interessierte Ausbildungspaten und auch alle Schüler, die sich Hilfe beim Bewerbungsverfahren wünschen, können sich an Vanessa Hofmeister wenden.

Zur Ausbildungspatenschaft

  • Die Ausbildungspatenschaft läuft über 1,5 Jahre. Paten werden an zwei Terminen im Vorfeld auf die Aufgabe vorbereitet. Die Paten sind untereinander vernetzt und unterstützen sich. Das CBE bietet regelmäßige Austauschtreffen an. Die Paten benötigen ein erweitertes Führungszeugnis. Die Kosten übernimmt das CBE.
  • Kontakt: Vanessa Hofmeister, Tel. 0208 / 97068-215 oder vanessa.hofmeister@cbe-mh.de
  • Weitere Angebote auf www.cbe-mh.de
  • Centrum für Bürgerschaftliches Engagement, Wallstraße 7, 45468 Mülheim 
Autor:

Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr

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