Von der (Un-)Möglichkeit der Liebe - Roberto Ciulli inszeniert Heiner Müllers „Quartett“ im Theater an der Ruhr

Heiner Müllers "Quartett“ wurde von Roberto Ciulli (Foto) bearbeitet. Seine Inszenierung des Stücks feiert am Freitag, 26. Januar, Premiere. | Foto: PR-Fotografie Köhring
  • Heiner Müllers "Quartett“ wurde von Roberto Ciulli (Foto) bearbeitet. Seine Inszenierung des Stücks feiert am Freitag, 26. Januar, Premiere.
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Dramaturg Helmut Schäfer spricht von einem Stück, das schmerzt. Er sagt: „Es ist herausfordernd und weckt Assoziationen.“ Heiner Müllers Quartett“ hat in der Inszenierung von Roberto Ciulli am Freitag, 26. Januar, 19.30 Uhr, Premiere im Theater an der Ruhr.

Heiner Müller, 1929 in Sachsen geboren und 1995 in Berlin verstorben, gilt als einer der bedeutendsten Dramatiker Deutschlands. Er hat zehn Jahre an dem Stück gearbeitet, obgleich sich der Textumfang im Rahmen hält. Quantität klein, Qualität groß. Roberto Ciulli hat Müller mehrfach persönlich getroffen. Er war und ist immer von dem Menschen und Autor Heiner Müller angetan: „Ich habe großen Respekt vor ihm.“

Vielleicht liegt es an diesem Respekt und der Achtung, dass sich der Theaterintendant vom Raffelbergpark erst nach über 35 Jahren an die Inszenierung von Quartett gewagt hat. Für „Quartett“ gibt der Autor nur spartanische Anweisungen: „Salon vor der französischen Revolution, Bunker nach dem dritten Weltkrieg.“ Allein damit weckt Müller die Assoziationen, die Schäfer angesprochen hat.

Bankrott-Erklärung von Liebe und Vernunft

Das Stück ist Heiner Müllers Variation von Choderlos de Laclos' Briefroman „Gefährliche Liebschaften“. Müller verwendet zwar Figuren und Motive des Romans, transportiert das ausschweifende Geschehen von der Zeit der Adelskritik in der französischen Revoultion ins Zeitlose.

In „Quartett“ verdichtet sich eine Bankrott-Erklärung der Liebe, der Vernunft, der Zivilisation zu einer sprachlich hochintellektuellen Zertrümmerungsaktion von Frauenstolz und Männerwürde. Das Stück ist sinnlich und ironisch, theatralisch, philosophisch und provokant.
Es geht um einen erbarmungslosen Zweikampf zwischen Mann und Frau von verstörender Brutalität. Die Marquise de Merteuil (gespielt von Petra von der Beek) und ihr ehemaliger Liebhaber, der Vicomte de Valmont (Jubril Sulaimon), intrigieren sich die Seele aus dem Leib.

Musik sorgt für zusätzliche Spannung

In dem facettenreichen „Schauspieler-Stück für zwei Personen“ geht es auch um Eifersucht und die hohe Kunst der Verführung. An dessen Ende stirbt der Vicomte de Valmont stirbt, in dem er den vergifteten Wein trinkt, den ihm die Marquise gerecht hat. Was bleibt, ist die ewige Frage nach der (Un-)Möglichkeit der Liebe. Roberto Ciulli hat Müllers Vorlage bearbeitet, Textpassagen gestrichen und viel Musik eingebaut, was insgesamt zusätzliche Spannung erzeugt. 

INFOS

Am Sonntag, 21. Januar, 12 Uhr, findet im Theater an der Ruhr, die Matinee zu Heiner Müllers „Quartett“ statt. Roberto Ciulli und Helmut Schäfer erläutern im Gespräch mit dem Publikum Inhalt und Hintergründe des Stück.

Nach der Premiere am 26. Januar steht das Stück dann am 3. und 18. Februar auf dem Spielplan. Kartenanfragen unter Tel. 0208 / 5990188.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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