Kino im Walzenlager
Fabrikkino: Schleimkeim - Otze und die DDR von unten

Von Donnerstag, den 25.04. bis Dienstag, den 30.04.2024 präsentiert das LVR-Industriemuseum Zinkfabrik Altenberg in Kooperation mit dem Kino im Walzenlager den Dokumentarfilm „Schleimkeim – Otze und die DDR von unten“ des deutschen Filmemachers und Drehbuchautors Jan Heck, der das Publikum auf eine filmische Zeitreise zur Punkszene und damit auch in den musikalischen Untergrund der DDR mitnimmt. Die Dokumentation ist Teil des diesjährigen Dokumentarfilm-Wettbewerbs beim Filmfestival „FILMZ“ in Mainz.

Die Band Schleimkeim lebte die anarchistische Subkultur des Punks, trotz oder vielleicht gerade auch wegen der massiven staatlichen Repressalien in der sozialistischen Deutschen Demokratischen Republik aus. Der Frontmann der Punkband, Dieter Ehrlich, der sich Anfang der 80er Jahre seinen Künstlernamen Otze gab, gilt heute als Urvater des Punks in der DDR. Aufgewachsen auf einem Bauernhof in Stotternheim, einem Dorf bei Erfurt, hörte der Bauernsohn Ehrlich im Westradio Bands wie The Clash, die Sex Pistols oder die Ramones und fasste den Entschluss, dass es derartige Musik auch in der DDR geben müsse.

Im Stall bastelte er daraufhin ein Schlagzeug aus Mülleimern zusammen, schraubte alte Radios auseinander, um aus ihnen einen Verstärker zu bauen und lötete Seifenschalen zusammen, um den Sound der Gitarren zu verzerren. So wurde Schleimkeim Anfang der 80er Jahre im Schweinestall geboren. Die Texte der Band waren staatskritisch und richteten sich gegen die Regierung der DDR. Als erste ostdeutsche Band schafften sie es sogar, eine Platte im Westen zu veröffentlichen.

Der 1991 im baden-württembergischen Balingen geborene Jan Heck spielt selbst in einer Punkband und kam erstmals im Alter von 14 Jahren mit Schleimkeim in Berührung. Die Band ist so legendär, dass sie bis heute auch in der westdeutschen Punkszene bekannt ist und so drückte ihm jemand eine Schleimkeim-CD in die Hand. Seitdem ist Heck von der Band fasziniert.

Jan Heck war davon beeindruckt, dass die Mitglieder von Schleimkeim trotz staatlicher Repressionen weiterhin an ihrer Musik arbeiteten. Denn Punk war in der DDR nicht nur nicht gewollt, sondern bedeutete für die Musiker*innen polizeiliche Verfolgung bis hin zu Haft. Heck ist der Meinung, dass gerade der Fakt, dass sie aufgrund ihrer Unangepasstheit Repressionen ausgesetzt waren, die DDR-Punks und gerade die Band Schleimkeim bis heute so authentisch macht. Heck begab sich auf die Suche nach Bewegtbildern zu der Band und konnte nicht glauben, dass die Geschichte von Schleimkeim noch nicht auf filmische Weise erzählt worden war. Aus diesem Grund traf er die Entscheidung, selbst einen Film über die Punkband zu schaffen.

Der Film erzählt die Geschichte der Band Schleimkeim und ihrer zentralen Figur Otze, der zu einem unsterblichen Charakter der anarchistischen Szene geworden ist. Doch der Dokumentarfilm in Spielfilmlänge ist viel mehr als eine Dokumentation über Punk; er bietet den Zuschauer*innen Zwischentöne, Facetten und Widersprüche. Der Filmemacher eröffnet einen Einblick in den Alltag der Band und zeichnet ihre Erfolgsgeschichte vom Aufblühen in den 80ern bis zu ihrem Ende in den frühen 90er Jahren nach. Heck wollte, dass der Film vor allem von jenen erzählt wird, die diese Zeit selbst erlebt hatten. Deshalb bediente er sich der Form des Dokumentarfilms und nutzte während des Drehs und auch im Schnitt Stilmittel des Punks. Durch Interviews mit verbliebenen Bandmitgliedern und Angehörigen, Aufnahmen von originalen Schauplätzen und Archivmaterial wird die Geschichte der Band sowie deren Lebensgefühl des „Punk-Seins“ in der DDR vor, während und nach dem Mauerfall zum Ausdruck gebracht. Der Film schafft es, Wessis dabei zu helfen, den Osten und auch das komplizierte Verhältnis vieler Ostdeutscher zu Autoritäten zu verstehen. Die Dokumentation macht aber nicht den Fehler, den Frontmann Otze zu idealisieren, sondern beleuchtet auch dessen traurige Realität. Er thematisiert Otzes Drang zur Gewalt und versucht zu erklären, warum Dieter Ehrlich schlussendlich zum Mörder wurde. Insgesamt ist ein Punk-Dokumentarfilm entstanden, der nicht nur die Musik erfahrbar, sondern auch den Preis der Freiheit sichtbar macht.

Spielwoche: 25.04., 26.04., 29.04. und 30.04., jeweils ab 20.15 Uhr, 28.04. ab 18.15 Uhr
Sprache: Deutsch
Dauer: 96 Minuten
Kosten: 7€ pro Person (auch Rentner*innen und Auszubildende)
Ermäßigt: 6€ pro Person (Menschen mit Behinderung, Schüler*innen, Kinder, Arbeitslose, Studierende)
Mehr Informationen zur Kartenreservierung finden Sie auf der Homepage des Walzenlagers.

Anschrift:
Kino im Walzenlager. Zentrum Altenberg
Hansastraße 20
46049 Oberhausen
Bitte beachten Sie, dass die Hausnummer "Hansastraße 20" für den gesamten Gebäudekomplex inklusive Museum gilt.

Anfahrt:
Bus & Bahn:
Bis Oberhausen HBF, dort zum Westausgang, auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich das Zentrum Altenberg/Rheinisches Industriemuseum.

Mit dem Auto:
A3 - Abfahrt: OB-Lirich/DU-Meiderich - Richtung Oberhausen Zentrum
A40 Abfahrt: MH-Styrum - Richtung: Oberhausen
A42 Abfahrt: OB-Zentrum/Sterkrade - Richtung: MH/OB-Zentrum

Autor:

LVR-Industriemuseum Zinkfabrik Altenberg aus Oberhausen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.