Fehltage wegen Depressionen erreichen in der Corona-Krise einen Höchststand
Schwere Zeit für psychisch schwache Menschen

Archivfoto

In den ersten Monaten der Corona-Pandemie hat die psychische Belastung vieler Menschen einen Höchststand erreicht.

Nie zuvor waren Arbeitnehmer zwischen Rhein und Ruhr so lange wegen depressiver Störungen krankgeschrieben wie im ersten Halbjahr des Jahres 2020. Dies hat das Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) der AOK Rheinland/Hamburg ermittelt, das Daten der AOK-Versicherten aus großen Teilen Nordrhein-Westfalens ausgewertet hat. „Die Einschränkungen und Unsicherheiten während der Pandemie stellen gerade für psychisch instabile Menschen eine besondere Herausforderung dar“, sagt Claudia Schimpfke, Regionaldirektorin der AOK Regionaldirektion Duisburg-Oberhausen.

Fehltage steigen an

Die Zahl der Fehltage wegen psychischer Probleme steigt seit Jahren. Zwischen 2004 und 2019 hat sie sich an Rhein und Ruhr mehr als verdoppelt, wie das BGF-Institut herausgefunden hat. Nun scheint die Corona-Pandemie diesen Trend noch zu beschleunigen. Im Vergleich zum ersten Halbjahr des Jahres 2019 hat es in der ersten Hälfte des Jahres 2020 rund neun Prozent mehr Ausfalltage wegen Depressionen und anderer psychischer Beeinträchtigungen gegeben. Das heißt: Würde man die Werte auf alle ganzjährig Versicherten der AOK Rheinland/Hamburg übertragen, wäre jeder Versicherte zwischen Januar und Juni 2019 rund 3,8 Tage wegen psychischer Beschwerden krankgeschrieben gewesen, zwischen Januar und Juni 2020 dagegen 0,3 Tage länger, nämlich rund 4,1 Tage.

Routinen fielen weg

Gerade zu Beginn der Corona-Pandemie haben Ausgangsbeschränkungen, Kontaktsperren und die Schließung zahlreicher Einrichtungen die sozialen Kontakte über viele Wochen auf ein Mindestmaß reduziert. Tägliche Routinen wie der Weg zur Arbeit oder Pausen im Kollegenkreis fielen plötzlich weg. „Dafür kamen zum Teil sehr belastende Herausforderungen wie fehlende Kinderbetreuung, die Versorgung hilfebedürftiger Angehöriger und Ängste um den Arbeitsplatz hinzu. Gerade bei Menschen mit einer Neigung zu Depressionen können sich solche Veränderungen im Leben zusätzlich negativ auf ihre psychische Verfassung auswirken“, sagt Claudia Schimpfke.

Autor:

Jörg Vorholt aus Oberhausen

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