SpVgg. Sterkrade-Nord gelingt erster Oberligaaufstieg der Vereinsgeschichte
Abenteuer startet mit Test gegen RWO

Sie haben den Coup mit der SpVgg. Sterkrade-Nord geschafft: Trainer Julian Berg (l.) und der Sportliche Leiter, Kevin Corvers (r.), freuen sich über den Oberligaaufstieg ihres Vereins. | Foto: Christian Schaffeld
  • Sie haben den Coup mit der SpVgg. Sterkrade-Nord geschafft: Trainer Julian Berg (l.) und der Sportliche Leiter, Kevin Corvers (r.), freuen sich über den Oberligaaufstieg ihres Vereins.
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Riesen Jubel an der Lütticher Straße! Was sich in den vergangenen Wochen bereits abzeichnete, ist jetzt vom Fußball Verband Niederrhein (FVN) offiziell bestätigt worden: Die Landesliga wird abgebrochen und die SpVgg. Sterkrade-Nord steigt zum ersten Mal in ihrer Vereinsgeschichte in die Oberliga auf.

Es war der 8. März in Giesenkirchen. Die Nordler gewannen das Spiel mit 2:1 und festigten den ersten Tabellenplatz. Was damals niemand ahnte: Es sollte das bis heute letzte Meisterschaftsspiel des Klubs gewesen sein. Es folgten Wochen der Ungewissheit und Ratlosigkeit. "Am Anfang haben wir gedacht: 'Okay, das werden wir schon überstehen.' Aber nach zwei Wochen hat man dann das eigentliche Ausmaß realisiert. Wir konnten ja überhaupt kein Training abhalten, da jeglicher Kontakt verboten wurde", erzählt Nord-Trainer Julian Berg im Gespräch mit dem Wochen-Anzeiger nachdenklich. "Da wir nicht wussten, wie es weitergehen würde, haben wir als Team entsprechend zweigleisig geplant", erklärt der sportliche Leiter Kevin Corvers die Herangehensweise an die Kaderplanung.

Aufstieg bringt Planungssicherheit

Als der Aufstieg am grünen Tisch immer wahrscheinlicher wurde, bekam auch Corvers mehr Planungssicherheit. "Ich denke, dass Nord immer gute Argumente für Spieler hat. Wir haben in den Gesprächen dann auch ganz klar gesagt, dass die Hoffnung groß ist, aufzusteigen."
Bereits in den vergangenen Wochen hübschte der Verein seine Platzanlage im Herzen Schmachtendorfs ordentlich auf. "Wir haben die Tribünen neu gestrichen, die Pommesbude vergrößert und das Nord-Museum zum 100 -jährigen Vereinsjubiläum errichtet", erzählt der 32-jährige Corvers mit einem Funkeln in den Augen. Auch das Clubhaus wird derzeit renoviert und soll zum Saisonstart in neuem Glanz erstrahlen. Das Museum soll schon bald für die Öffentlichkeit zugängig gemacht werden. "Durch Corona hat sich das leider verzögert", so Corvers. Vom Verband bekam der Verein indes keine Auflagen, die es zu erfüllen gab. "Das ist erst ab der Regionalliga so. Da müssen die Kabinen eine Mindestgröße haben und der Verein muss für eine Fantrennung sorgen."

Trainer und Sporlicher Leiter mit RWO-Vergangenheit

Der Aufstieg in die Oberliga ist aber auch Julian Bergs ganz persönliche Geschichte. 2007 schafft der heute 32-Jährige bei Rot-Weiß Oberhausen als Spieler den Sprung aus der U19-Bundesliga in den Seniorenbereich. Nachdem er sich bei den Kleeblättern nicht nachhaltig durchsetzen konnte, folgten Stationen in Bocholt und Rhede. Für letztere kam der gelernte Verteidiger auf stolze 47 Oberliga-Spiele. Seine sportliche Heimat aber fand Berg dann im Oberhausener Stadtnorden - genauer gesagt bei der SpVgg. Sterkrade-Nord. In 116 Partien im blau-weißen Dress stellte er als Teil des großen Ganzen die Weichen für den heutigen Erfolg. Als sich der Routinier in dieser Zeit das Bein brach und Monate lang ausfiel, machte er die B-Lizenz. "Ich konnte in dieser schweren Zeit einfach nicht ohne Fußball sein und entschloss mich deshalb, den Trainerschein zu machen."
In der Folge stieg Berg bereits unter Ex-Trainer Markus Kowalczyk (heute FSV Duisburg) zum Co-Trainer auf und wirkte in vielen Situationen noch intensiver auf die Mannschaft ein. Als es zwölf Spiele vor Ende der vergangenen Saison völlig überraschend zur Trennung vom langjährigen Erfogstrainer kam, schenkte der Vorstand Julian Berg das Vertrauen und beförderte ihn kurzerhand zum Cheftrainer.
Warum es damals zur Trennung von Kowalczyk kam, ist bis heute unklar. Auch im Gespräch mit dieser Redaktion wollte Berg nicht mehr über die Hintergründe sagen - nur so viel: "Die Umstrukturierung hat vor fünf Jahren begonnen. Daher hat er den Weg maßgeblich geebnet. Aber ohne arrogant zu wirken, den letzten Step sind wir dann als Team gegangen.“

Großer Umbruch im Sommer 2019

Tatsächlich bestand dem Team im vergangenen Sommer ein großer Umbruch bevor. Denn nicht nur Leistungsträger wie Hilal Ali Kahn, Necip Eren (folgten Beide Kowalczyk zum FSV Duisburg) und Oguzhan Cuhaci (Hamborn 07, mittlerweile auch FSV Duisburg), der in zwei Jahren 58 Tore für die Nordler erzielte, wechselten den Verein, auch die Nordler-Identifikationsfigur Dennis Charlier, zuletzt auch Kapitän der Mannschaft, stand Berg nicht mehr zur Verfügung. Der Berg-Kumpel beendete seine aktive Laufbahn und fungiert seitdem als Co-Trainer der ersten Mannschaft. "Das hilft mir enorm. Denn nur als Team können wir so erfolgreich sein."
Das frischgebackene Trainerteam meisterte die Hürden mit Bravour. "Wenn man ehrlich ist, war Ali in seinem letzten Jahr bei uns auch oft verletzt. Schon in dieser Zeit haben andere Spieler gezeigt, dass sie seine Position einnehmen können", so Berg. "Das Trainerteam hat in der Folge dann gemerkt, wer uns folgt und wer nicht. Wir mussten für die Spieler ja auch zu Autoritätspersonen werden." Rund um das Gerüst von vier Stammspielern entwickelte das Trainerteam in Gemeinschaft mit dem Sportlichen Leiter und dem Vorstand binnen kürzester Zeit eine absolute Spitzenmannschaft, die sich jetzt Oberliga-Aufsteiger nennen darf. Dazu hat die neue sportliche Führung den Verein auch außerhalb des Platzes revolutioniert. "Wir haben gemensam mit dem Vorstand dafür gesorgt, dass wir als Mannschaft einen neuen Physio und einen neuen Betreuer bekommen und dass die Anziehsachen der Spieler am Platz gewaschen werden. So müssen sie nur mit ihrem Kulturbeutel zum Platz kommen." Es ist ein weiterer Schritt in Richtung noch mehr Professionalität. Auch soll die zweite Mannschaft in den kommenden zwei Spielzeiten den Aufstieg in die Kreisliga A schaffen, um dort die Leistungsunterschiede zu verringern. Doch welche Grenzen hat das Projekt?

Klassenerhalt als Saisonziel

Angesprochen auf die Ziele der Mannschaft in der Oberliga, dämpft Berg die Erwartungshaltung:"Unser Ziel ist ganz klar der Klassenerhalt." "Durch die Aufstockung auf 22 Mannschaften, steigen vermutlich sieben Mannschaften ab. Das macht die Sache für uns nicht einfacher", ergänzt Corvers.
Rund um Routiniers wie Torwart Marcel Dietz, Ekin Yolasan oder Christian Biegierz soll eine "junge, hungrige Mannschaft" trotzdem den Klassenerhalt sichern. "Es ist für uns alle ein Abenteuer. Aber wir geben es nicht auf, wenn wir es beginnen", zeigt sich Berg angriffslustig und schwört auf den Zusammenhalt des gesamten Vereins. In seinen Worten merkt man sofort, was ihm dieser Aufstieg bedeutet. Angesprochen, woarauf er sich in der Oberliga denn am Meisten freue, muss er nicht lange überlegen. "Bocholt! Das hängt aber auch damit zusammen, dass ich dort früher gespielt habe und noch viele Bekannte in Bocholt habe."
Das besagte Abenteuer startet - stand jetzt - am 6. September. Dann heißt es im Oberhausener Norden: Mission Klassenerhalt.

Knappe Niederlage gegen Regionalligist

In der Vorbereitung schlugen sich die Nordler bei der Niederlage gegen Regionalligist SV Bergisch Gladbach (Endstand 1:3) bereits beachtlich. Am kommenden Samstag, 1. August, wartet auf die Nordler mit Rot-Weiß Oberhausen und ihrem neuen Trainer Dimitrios Pappas gleich der nächste Testspielknaller. Anstoß im Nordler-Park ist um 14 Uhr. Die wegen der Corona-Pandemie nur 300 verfügbaren Tickets sind bereits seit der vergangenen Woche restlos ausverkauft.

Transfers der SpVgg Sterkrade-Nord:

Zugänge: Philipp Demler (FC Kray), Marcel Vogel, Dominik Langenberg, Ahmed Can Simsek (Alle Duisburger SV), Maximilian Abel (ETB SW Essen U19), Fatih Gönül, Serhat Sat (Beide Arminia Klosterhardt U19)

Abgänge: Finn Müller, Sverre Müller (Beide Sterkrade 06/07), Stefan Tempes, Mike Ratkowski (Beide Karriereende)

Mike Ratkowski verstärkt zur neuen Saison das Team um Julian Berg und Dennis Charlier als Co-Trainer.

Autor:

Christian Schaffeld aus Oberhausen

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