(K)eine Welt ohne das Friedensdorf
Die Hilfseinrichtung feiert 55-jähriges Bestehen

Kabul im März. Trotz der Kälte tragen die Kinder nur dünne Sachen und Schlappen an den Füßen.  | Foto: Friedensdorf/Torsten Silz
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  • Kabul im März. Trotz der Kälte tragen die Kinder nur dünne Sachen und Schlappen an den Füßen.
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„Eine Einrichtung wie das Friedensdorf dürfte es eigentlich nicht geben.“ Wer das Friedensdorf auf seinem bisherigen Weg begleitet hat, dürfte dieses Zitat schon einmal gehört oder gelesen haben.

Eigentlich dürfte es weltweit keine Kinder geben, die für eine medizinische Behandlung nach Europa geflogen werden müssen, weil sie in ihrer Heimat keine Chance auf eine gesunde Zukunft haben. Es dürfte keine Familien geben, die ihren Nachwuchs in den Schutz einer Kinderhilfsorganisation übergeben müssen, um sein Überleben zu sichern. Im Idealfall dürfte es keine Einrichtung wie das Friedensdorf geben. Fakt ist aber, dass dieser Wunsch an der Lebensrealität vieler Familien und Kinder weltweit vorbei geht. In den Partnerländern ist die Arbeit des Friedensdorfes mittlerweile substanziell. Zum 55-jährigen Bestehen des Vereins, wird die Wichtigkeit der Arbeit von Friedensdorf International deutlicher denn je.

Not in Kriegs- und Krisengebieten spürbar

Gäbe es keine Kriegs- und Krisengebiete, dann bräuchte es kein Friedensdorf. Doch entgegen der Hoffnung der Friedensdorf-Gründer, haben sich die globalen Konflikte in den vergangenen Jahrzehnten nicht aufgelöst. Im Gegenteil, heute befinden sich nicht weniger Länder und Regionen in Mangel- und Notsituationen als noch im Gründungsjahr 1967. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie taten und tun ihr Übriges. Auch das Friedensdorf spürt das akute Leid der Menschen – besonders das der kranken und verletzten Kinder – bei den Hilfseinsätzen in Afghanistan, Angola, Gambia, Gaza, Irak, Kirgistan, Tadschikistan oder Usbekistan. Die Menschen vor Ort sind mehr als froh, dass es das Friedensdorf gibt. Sie sind froh, dass es einen Ort gibt, an dem ihre Kinder gesund werden können, an dem sich die Hoffnung auf eine Zukunft in ihren Heimatländern erfüllt. Selbst wenn im Großteil der Partnerländer von Friedensdorf International keine direkten Kampfhandlungen mehr stattfinden – die Not der Menschen wird durch die zahlreichen indirekten Folgen und die Corona-Pandemie immer größer.

Afghanistan - ein Land vor dem Abgrund

Besonders akut ist die Notlage zurzeit in Afghanistan; ein Land, auf das Friedensdorf International seit 1988 blickt. Seit der Machtübernahme der Taliban im Sommer 2021 werden seitens der internationalen Gemeinschaft jegliche Hilfen zurückgehalten. Die Menschen sind hier auf sich alleine gestellt. Für die Kinder Afghanistans ist der Blick in ihre Zukunft ungewiss – sofern sie diese Zukunft überhaupt erleben.  Nach aktuellen Angaben der UN hungert 98 Prozent der Bevölkerung Afghanistans, es herrscht landesweit allgemeine Armut. Jegliche Hilfe ist bitter nötig. Wie die Corona-Zeit gezeigt hat, war es für die Friedensdorfs-Arbeit elementar wichtig, mit lokalen Partnerorganisationen zusammenzuarbeiten, um in Krisensituationen handlungsfähig zu bleiben. Nur durch diese enge Kooperation konnten beispielweise kürzlich angesichts des verheerenden Erdbebens im Osten Afghanistans Health Kits mit Medikamenten und Verbandsmaterial binnen weniger Tage geliefert werden. Nur so konnte Soforthilfe geleistet werden, die den Namen Soforthilfe auch zurecht tragen darf.

Noch hat sich die Welt, in der es ein Friedensdorf nicht geben sollte, nicht aufgetan. Trotzdem muss die Hoffnung, dass eines Tages die Waffen weltweit ruhen und Kinder keine Waffengewalt erleben müssen, aufrechterhalten werden. Seit jeher vertritt das Friedensdorf eine pazifistische Grundeinstellung. Wie könnte es auch anders, wo die Folgen von Krieg und Krisen vieler Nationen im Friedensdorf doch stets so präsent waren und sind. Den Friedensgedanken vermittelt die Hilfsorganisation den Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten während ihrer Zeit im Friedensdorf. Die genesenen Kinder tragen ihn wiederum in ihre Heimatländer. Und so stimmen die Mädchen und Jungen im Speisesaal der Heimeinrichtung vor jeder Mahlzeit gemeinsam ein kräftiges „Frieden – Guten Appetit“ an.

Seit 1967 ist die Agenda für Friedensdorf International in der Vereins-Satzung festgeschrieben – „sich solcher Kinder und Jugendlicher in Kriegsgebieten und Krisensituationen anzunehmen, denen sonst keine ausreichende Hilfe zuteil wird.“

Kabul im März. Trotz der Kälte tragen die Kinder nur dünne Sachen und Schlappen an den Füßen.  | Foto: Friedensdorf/Torsten Silz
Kinder aus unterschiedlichen Kulturen und Herkunftsländern schließen im Friedensdorf Freundschaften. | Foto: Friedensdorf/Torsten Silz
Autor:

Karin Dubbert aus Oberhausen

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