"Let´s buy it!" - Große Themenschau über Kunst und Einkauf in der Ludwiggalerie

"Aldi" Axel Brandt in der Ausstellung "Let´s buy it!" Ludwiggalerie Schloss Oberhausen
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"Let´s buy it!" - Aufruf zum Kaufrausch? Könnte man meinen, denn die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen ist nur unweit der Shoppingmeile Centro entfernt. Angesichts der ausgestellten Werke, würde bestimmt der ein oder andere Besucher gern die Geldbörse zwecks Kaufs zücken. Und da sind wir schon mitten im Thema: es geht um Kunst und Kaufen, zwei Dinge, die seit Jahrhunderten miteinander verwoben sind.

Es ist eine üppig ausgestattete Ausstellung geworden, die 300 Kunstwerke vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart zum Thema "Kunst und Einkauf - Von Albrecht Dürer über Andy Warhol bis Gerhard Richter" vereint. Vom Kupferstich bis zur Videoinstallation reicht das bunte Kunst-Angebot. Es ist zudem die erste Ausstellung, die in dieser Form das umfangreiche Thema unter verschiedenen Aspekten beleuchtet.

Bunte Kunstvielfalt

Mögen auch Stile und Jahrhunderte die Arbeiten trennen und die Zuordnungen der Werke auf den ersten Blick gewagt erscheinen, es vereint sie das gemeinsame Thema. Das macht den Reiz der Ausstellung aus. Die Kunstwerke sind nämlich nicht chronologisch ausgestellt, sondern den 12 Kapiteln der Ausstellung zugeordnet. So werden in Kapiteln wie z.B. "Kunst und Geld", "Kunst und Markt", "Kunst und Auftrag" oder "Kunst und Ware" die Verflechtung von Kunst und Kommerz kritisch hinterfragt und aufgedeckt. Da hängt Pop-Art neben einer Holzfigur aus dem 15. Jahrhundert oder in einer Vitrine liegt die Abbildung der jungen Marilyn Monroe als Pin-Up-Girl einer kleinen Statuette einer Madonna mit Kind aus dem 16. Jahrhundert zu Füßen. Das zum Kapitel "Sex sells", denn, so steht es im Katalog:"...schon das Mittelalter weiß, dass attraktive Figuren die Botschaften den Menschen leichter nahebringen als hässliche."

Kunst und Kommerz

Es ist schon witzig, wenn die Arbeit von Laas Abendroth, ein kleines Bild mit der Aufschrift "Geld auf Leinwand" neben einem Gemälde von Gerhard Richter hängt. Das Bild "Mutter und Tochter", in typischer Unschärfe nach einem Foto gemalt, zeigt Brigitte Bardot mit ihrer Mutter beim Einkaufsbummel. 1974 konnte die Städtische Galerie Schloss Oberhausen das Bild dank eines Landeszuschusses zu einem Preis von 28.000 DM kaufen. Aus heutiger Sicht ein absolutes Schnäppchen, das Preisschild würde heute sicher ein paar Ziffern mehr aufweisen. Richter gehört zu den meist dotierten Künstlern der Gegenwart. Überhaupt der Kunstmarkt, die Schere klafft immer mehr auseinander. Einerseits wachsen die Kunstpreise in den Himmel, andererseits können kaum 5% der Kunstakademie-Absolventen von ihrer Kunst leben.

Kunst "billig" zu erwerben, das ging 2003 beim Discounter Aldi-Süd. Unter großem Medieninteresse wurden Grafiken angeboten. Innerhalb kürzester Zeit gingen 140.000 Exemplare über den Ladentisch. Unverkennbar ist es eine Aldi-Süd-Tüte, die Axel Brand in seinem Gemälde nur anzudeuten braucht. Die Gestaltung der Plastiktüte von Aldi-Nord stammt übrigens vom documenta-Künstler Günter Fruhtrunk, der sich später dafür bei seinen Schülern entschuldigte. Nochmal zum Thema Einkauf, wunderbar sind die S/W-Fotografien von Rudolf Holtappel, in denen er mit Augenzwinkern den Kunden am Wühltisch über die Schultern schaut oder die Passanten in der Fußgängerzone ablichtet. Die bunten Warenauslagen werden im Gemälde von Don Eddy zum Bildmotiv. Glänzende Schaufensterfassaden zeigt uns Gudrun Kemsa mit ihren Apple Store-Bildern.

Dürer als Unternehmer und Tulpomania als Spekulation

Beim Durchqueren der Ausstellungsräume trifft man viele "Bekannte", Kunstwerke, die sich ins Gedächtnis geprägt haben. Aber auch viel Neues, Unentdecktes ist darunter und man lernt eine Menge dazu. Ist es bekannt, dass Dürer zu seiner Zeit bereits ein findiger Kunst-Unternehmer war? Je nach Technik, ob Holzschnitt oder feinerem Kupferstich, bot er verschiedene Druckgrafiken in unterschiedlichen Preissegmenten an. Bis ins 19. Jahrhundert wurden seine Druckgrafiken kopiert oder als Vorlage genommen. Das Thema " Original, Kopie, Reproduktion und Fälschung" hat eine lange Geschichte und ist mit den Raubkopien von Andy Warhols Marilyn nicht zu Ende.

Sogar das Geld selbst wird von Künstlern zum Motiv erhoben, ironisch hinterfragt oder gar in Form von geschredderten Geldscheinen als Malgrund verarbeitet. Kunst- und Geldmarkt, da ist auch Raum für Spekulationen. Bereits im 17. Jahrhundert entsteht mit der "Tulpomania" eine große Spekulationsblase. Damals wurden Tulpenzwiebeln als exotische Pflanzen hoch gehandelt. Da man ausschließlich mit den Zwiebeln handelte, waren Tulpenmaler stark gefragt, denn sie malten das, was aus den Zwiebeln einmal wachsen sollte. Als der Markt dann zusammenbrach, gingen Händler und Sammler in den Ruin.

Nach dem Rundgang fühlt man sich wie nach einem ausgedehnten Einkaufsbummel. Das Kunst-Angebot in dieser Ausstellung ist riesig und man ist glücklich, sein Lieblingsstück gefunden zu haben. Wenn man es auch nicht kaufen kann, man kann es zumindest im Katalog nach Hause tragen. Die Kataloge zur Ausstellung liegen an der Kasse bzw. im Museumsshop bereit. "Let´s buy it!"

Apropos Geld und Eintritt.
Wer die Ruhr.Topcard 2017 besitzt, darf einmalig kostenfrei in eine der Ausstellungen der Ludwiggalerie. Mehr Infos zum Museumsbesuch hier

Die Ausstellung läuft bis zum 14. Mai 2017

Ein kurzer Einblick in die bunte, facettenreiche Ausstellung. Viel Freude beim Anschauen:

Ludwiggalerie Schloss Oberhausen
Konrad-Adenauer-Allee 46
46049 Oberhausen
www.ludwiggalerie.de

Autor:

Andrea Gruß-Wolters aus Duisburg

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