Rezension

Beiträge zum Thema Rezension

Kultur

Paul Ingendaays Roman „Königspark“
Halb Engel, halb Teufel

"Sie ist mir irgendwann in den Träumen erschienen und sie war der letzte Anlass, dieses Buch überhaupt zu schreiben. Ich hätte es sonst nicht geschafft. Ich brauchte eine Retterfigur, die da richtig reinfährt, ich brauchte eine schlagende Frau“, erklärte Paul Ingendaay über die äußerst unkonventionelle Protagonistin Nuria aus seinem neuen Roman „Königspark“. Als Schriftsteller ist der 58-jährige Ingendaay ein Spätstarter. Erst 2006 hat er seinen ersten Roman „Warum du mich verlassen hast“...

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  • 14.05.19
Kultur

Helmut Kraussers Roman „Trennungen, Verbrennungen“
Erotik oder Fernsehen?

"In Wahrheit bin ich absolut größenwahnsinnig. Ich wollte immer der beste Schriftsteller überhaupt werden. Als ich es dann geschafft hatte, war es gleich langweilig", hatte Helmut Krausser vor einiger Zeit in einem Interview bekannt. Understatement ist nicht seine Sache, Krausser mag die klare Kante und das offene Wort. Der Schach- und Backgammon-Liebhaber, der mit gerade einmal 54 Jahren nun schon seinen 16 Roman vorlegt und der darüber hinaus auch äußerst fleißig Erzählungen, Gedichte,...

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  • 17.04.19
  • 1
  • 1
Kultur

Antonio Muñoz Molinas opulenter Roman „Schwindende Schatten“
Am Ende ist alles anders

 Es ist ein beinahe kafkaesker Romananfang. Ein Mann erwacht aus ei­nem Traum, hat sich zwar nicht wie Gregor Samsa in „Die Verwand­lung“ in ein Ungeziefer verwandelt, doch er hatte vergessen, „wo ich mich befand, und ich war wie er oder war er, weil mein Traum mehr seiner war als mei­ner.“ Im neuen Roman des spanischen Schrift­stellers Antonio Muñoz Moli­na, der 1991 für den Roman "Der pol­nische Reiter" den Pre­mio Pla­neta (den wich­tigsten spa­nischen Literaturp­reis) erhalten hat und...

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  • 16.04.19
Kultur

Frank Goosens Roman "Kein Wunder"
Zuschauen und merken

"Ich habe zwar auch an der Verklärung mitgeschrieben, aber immer versucht, das ironisch zu brechen", hatte Frank Goosen kürzlich über seine Rolle als "Ruhrgebiets-Autor" in einem Interview erklärt. Der 53-jährige Goosen war einst mit seinem Partner Jochen Malmsheimer als kabarettistisches Tresenleser-Duo zu respektabler Popularität gelangt und hatte erst relativ spät zur Literatur gefunden. Dann startete er aber mit seinem später erfolgreich verfilmten Romandebüt "Liegen lernen" (2001) sofort...

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  • 11.03.19
Kultur

Leise Aufschreie

Reinhard Kaiser-Mühleckers Roman „Enteignung“ Als der auf dem elterlichen Bauernhof im niederösterreichischen Eberstalzell aufgewachsene Reinhard Kaiser-Mühlecker vor elf Jahren mit dem schmalen Roman "Der lange Gang über die Stationen" debütierte, wirkte seine Prosa über das bäuerliche Leben in der Provinz wie ein Relikt aus längst vergangener Zeit. Längst ist der 36-jährige Schriftsteller kein Geheimtipp mehr. Seine Nachfolgewerke offenbarten ein herausragendes sprachliches Talent, und er...

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  • 04.03.19
Kultur

Einsam, ruhelos und getrieben

Zum 70. Geburtstag von Barbara Honigmann (am 12. Februar) ist der Band „Georg“ erschienen „Ein sechzigjähriger Mann in einem möblierten Zimmer!“ Dieser Satz auf der dritten Seite des neuen Buches von Barbara Honigmann schrillt wie ein Aufschrei durch den Handlungsbeginn. Es klingt nach Verzweiflung, nach Mitleid und Klage aus der Feder, der seit vielen Jahren in Straßburg lebenden Autorin, die am 12. Februar ihren 70. Geburtstag feiert. Barbara Honigmann hatte vor vier Jahren in „Chronik meiner...

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  • 01.02.19
Kultur

Der Vater und das Boot

„Der nasse Tod“ - der neue Roman von Nobelpreisträger Kenzaburo Oe Eigentlich wollte er mit 60 Jahren aufhören zu schreiben, doch kurz vor Erreichen dieser selbst gesetzten Altersgrenze kam ihm der Nobelpreis „dazwischen“. „Kenzaburo Oe hat mit poetischer Kraft eine imaginäre Welt geschaffen, in der Leben und Mythos zu einem erschütternden Bild der Lage des Menschen in der Gegenwart verdichtet werden“, lobte das Nobelkomitee den Preisträger des Jahres 1994. Oe selbst wertete seine Ehrung stets...

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  • 24.12.18
Kultur

Wenn der Vater mit dem Sohn

Hanns-Josef Ortheils opulenter Band „Die Mittelmeerreise“ "Das Kind weiß, dass es sich durch das Schreiben retten und am Leben erhalten kann", hieß es in Hanns-Josef Ortheils 2010 erschienenen Vorgängerwerk "Die Moselreise". Ortheil legte nicht nur eine geografische Erkundungstour vor, sondern er begab sich auch auf eine schmerzhafte Entdeckung der Familiengeschichte. Danach ließ der 67-jährige Autor noch die ähnlich konzipierten autografischen Bände „Berlinreise“ (2014) und "Paris, links der...

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  • 20.12.18
Kultur

Eisiges Schweigen

Natascha Wodins autobiografischer Band "Irgendwo im Dunkel" "Er saß in seinem mit Kissen und Windeln ausgepolstertem Sessel, klein, grau, entrückt in die Moränenlandschaft seiner zerstörten Gefäße, in denen er dem Tropfen einer unendlichen Zeit nachzuspüren schien." So beschreibt Natascha Wodin die letzten Tage ihres 1989 verstorbenen Vaters. Vor einem Jahr war sie für "Sie kam aus Mariupol", eine literarische Annäherung an ihre Mutter, mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet...

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  • 09.11.18
Kultur

Kammerspiel des Bösen

„Der Erzähler“ - der neue Roman von Booker-Preisträger Richard Flanagan Der australische Autor Richard Flanagan ist erst durch seinen mit dem Booker-Preis ausgezeichneten Roman „Der schmale Pfad durchs Hinterland“ (2014) hierzulande bekannt geworden - ein beeindruckendes und unter die Haut gehendes Werk über die Grausamkeiten in einem japanischen Kriegsgefangenenlager im Grenzgebiet zwischen Thailand und Birma. Zuletzt war von ihm 2016 der Roman „Die unbekannte Terroristin“ in deutscher...

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  • 24.10.18
Kultur

Liebenswerter Außenseiter

Zum 80. Geburtstag von Georg-Büchner-Preisträger Walter Kappacher am 24. Oktober Er galt viele Jahren als Geheimtipp in der literarischen Welt, sein renommierter Landsmann Peter Handke hatte sich vehement für ihn eingesetzt, doch die große öffentliche Anerkennung errang der Schriftsteller Walter Kappacher erst 2009 nach dem Erscheinen des Romans "Der Fliegenpalast." Danach wurde ihm die wichtigste literarische Auszeichnung des deutschsprachigen Raumes verliehen – der Georg-Büchner-Preis. "In...

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  • 16.10.18
Kultur

Vorzimmer zum Sarg

„Endlos leben“ - der neue Roman von „Skandal“-Autor Frédéric Beigbeder In Frankreich genießt der Schriftsteller Frédéric Beigbeder seit der Veröffentlichung seines Erfolgsromans „39,90“ (2001) über die verlogene Scheinwelt in der Werbeindustrie beinahe den Status eines Popstars. Seitdem darf sich der inzwischen 53-Jährige über eine Dauerpräsenz in den französischen Medien freuen - ob als vermeintlicher Literaturexperte, als zynischer Kolumnist und provozierender Talkshow-Moderator oder eben als...

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  • 16.10.18
Kultur

Tortilla und Pfirsichsaft

Juli Zehs Roman „Neujahr“ 2002 erhielt die Schriftstellerin Juli Zeh für ihren inzwischen in fast 30 Sprachen übersetzten Debütroman "Adler und Engel" den Deutschen Bücherpreis. Beinahe nebenbei hat sie einst das beste juristische Staatsexamen ihres Jahrgangs im Freistaat Sachsen abgelegt. Die heute 44-jährige, in einem brandenburgischen Dorf lebende promovierte Juristin hat sich seitdem zu einer literarischen Allzweckwaffe entwickelt und sowohl explizit gesellschaftskritische als auch...

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  • 19.09.18
  • 1
Kultur

Fremd in der Heimat

Thomas Hürlimanns opulenter Roman „Heimkehr“ „Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh' ich wieder aus“, heißt es in Schuberts „Winterreise“. Ums Fremdsein, um die schmerzhafte Suche nach eigenen familiären Wurzeln und um die Suche nach einem Wohlfühl-Ort geht es auch in Thomas Hürlimanns neuem opulenten Roman „Heimkehr“. Schreiben war für den inzwischen 67-jährigen Schweizer Autor stets ein schmerzvolles Abarbeiten an der eigenen Familiengeschichte. Vier Jahre hatte Hürlimann an seinem letzten...

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  • 29.08.18
  • 1
Kultur

Juni an der Westküste

Michael Kumpfmüllers Roman „Tage mit Ora“ "Ich war Anfang fünfzig, als sie in mein Leben lief, und man sah mir an allen Ecken und Enden an, dass ich Anfang fünfzig war“, resümiert der Ich-Erzähler in Michael Kumpfmüllers neuem Roman. Der 57-jährige Erfolgsautor, der erst mit fast vierzig Jahren seinen von der FAZ damals vorab gedruckten Romanerstling „Hampels Fluchten“ vorgelegt hatte und uns in „Die Heimlichkeit des Lebens“ (2011) an seiner Kafka-Annäherung teilhaben ließ, stellte zuletzt 2016...

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  • 28.08.18
Kultur
Ein Roman von Wendy Wax. Über Liebe, Freundschaft und Häuser am Meer. Foto: Rohwolt Verlag
3 Bilder

Bücherkompass: Realsatire, Freundschaft und eine Vermisste

Der Bücherkompass ist wieder da. Nach einer kleinen Auszeit habt ihr jetzt wieder jede Woche die Chance ein Buch zu gewinnen. Euch erwarten unglaubliche aber wahre Schlagzeilen aus aller Welt, ein Roman über Freundschaft, Liebe und Häuser am Meer sowie ein spannender Inspector-Lynley-Roman über ein kleines vermisstes Mädchen. Von Freundschaft und schrecklichen SchicksalsschlägenIn "Die alte Villa am Strand" geht es um drei Freundinnen: Madeleine, Avery und Nicole. Nicole hat hohe Schulden,...

  • Essen-Nord
  • 16.08.18
  • 20
  • 10
Kultur

Ein edler Mensch

Christoph Heins Roman „Verwirrnis“  Wenn die Hauptfigur eines Romans Friedeward und deren Vater Pius heißt, klingt dies zunächst einmal etwas befremdlich und ziemlich altmodisch. Und wenn der streng katholische Vater seinen Spross dann auch noch mit einem „Siebenstriemer“ auspeitscht, um ihm die Homosexualität auszutreiben, glaubt man, in eine sinistre Handlung aus grauen Vorzeiten hineingeraten zu sein. Doch Christoph Heins neuer Roman handelt von der Zeit zwischen 1950 und den ersten Jahren...

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  • 15.08.18
  • 1
Kultur

Das ungelüftete Geheimnis

Maxim Billers Roman „Sechs Koffer“ Maxim Biller pflegt seit fast drei Jahrzehnten sein Image als „enfant terrible“ des deutschsprachigen Literaturbetriebs und inszeniert sich selbst gern als nonkonformistischer Schwimmer gegen den Strom des Zeitgeistes. Zunächst mit seiner Kolumne „100 Zeilen Hass“, später mit seinem Roman „Esra“ (2003), der wegen Verletzung von Persönlichkeitsrechten die Justiz beschäftigte und dann in jüngerer Vergangenheit auch als wütender Dauerpolemiker in der zweiten...

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  • 08.08.18
Kultur

Arbeiter bleibt man immer 

Henning Mankells erster Roman „Der Sprengmeister“ „Nein, ich könnte nicht sagen, welches meiner Bücher ich am meisten mag. Aber höchstens ein Drittel meiner Arbeit sind Krimis, und es ist schön, dass sie für die anderen Bücher eine Art Lokomotive geworden sind“, hatte der schwedische Erfolgsautor Henning Mankell kurz vor seinem Tod erklärt. Und diese Lokomotive (um bei der Metapher zu bleiben) nimmt uns nun mit auf eine Reise in die Vergangenheit – zu Henning Mankells erstem, 1973 in Schweden...

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  • 26.07.18
  • 1
Kultur

Ein Leben voller Risse

Jaume Cabrés Roman "Eine bessere Zeit" "Viel später, als alles längst vorbei war, saß ich Julias schwarzen Augen und ihrem makellosen Teint gegenüber und fragte mich, wann genau mein Leben die ersten Risse bekommen hatte", heißt es über die Hauptfigur Miquel Gensana in Jaume Cabrés Roman "Eine bessere Zeit". Der 71-jährige Autor gehört zu den renommiertesten katalanischen Intellektuellen und hatte mit seinem 2004 im Original erschienenen Roman "Die Stimmen des Flusses" ein absolutes Meisterwerk...

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  • 08.07.18
  • 1
Kultur

Drei Frauen und ein Mord

Margriet de Moors Roman „Von Vögeln und Menschen“ "Das einzige Leben, das zählt, ist das normale Leben. Je normaler, umso wunderbarer, je alltäglicher, umso prachtvoller“, heißt es im neuen Roman der 76-jährigen niederländischen Schriftstellerin Margriet de Moor, die in der Vergangenheit auch hierzulande mit "Der Herzog von Ägypten" (1997), "Die Verabredung" (2000) und mit ihrem Meisterwerk "Sturmflut" (2005) beachtliche Erfolge gefeiert hat. Von einem normalen unbeschwerten Leben sind die drei...

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  • 01.06.18
  • 1
Kultur

Ich bin die Wahrheit

"Die Schulzeit Jesu" - der neue Roman von Nobelpreisträger JM Coetzee "Vergessen braucht Zeit. Wenn du erst einmal richtig vergessen hast, wird dein Gefühl der Unsicherheit weichen und alles wird einfacher werden", heißt es im Vorgängerroman ("Die Kindheit Jesu") aus der Feder von John Maxwell Coetzee. Der inzwischen 78-jährige Nobelpreisträger des Jahres 2003, der seit 16 Jahren im australischen Adelaide lebt, knüpft mit der "Schulzeit Jesu" erzählerisch fast nahtlos an die "Kindheit" an, als...

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  • 08.05.18
  • 1
Kultur

Die Leere spüren

  Peter Härtlings posthum erschienener Roman „Der Gedankenspieler“ "Er schloss die Augen, hörte in sich hinein und spürte die Leere wieder, die Gleichgültigkeit. So könnte ich anfangen zu sterben, sagte er und fügte hinzu: Ich bin müde." Diese durchaus autobiografisch anmutenden Sätze hat Peter Härtling Johannes Wenger in den Mund gelegt - Hauptfigur in seinem letzten Roman „Der Gedankenspieler“, den Härtling kurz vor seinem Tod im Juli 2017 abgeschlossen hat. Der alleinstehende Wenger hat...

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  • 29.03.18
Kultur

Mit dem Pony durch den Tulpenwald 

Martin Walsers Roman „Gar alles“ erscheint am 27. März Martin Walser schreibt und schreibt – mit nach wie vor atemberaubendem Tempo und bemerkenswerter formaler Brillanz. In seinem neuen Briefroman lässt der Grand Seigneur der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, der am 24. März seinen 91. Geburtstag feierte, einen auf bemitleidenswerte Weise gescheiterten Mann mittleren Alters Briefe an eine unbekannte Frau schreiben. Justus Mall war einst Oberregierungsrat in einem bayrischen Ministerium...

  • Wattenscheid
  • 24.03.18
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