Blitzumfrage der IHK
Wirtschaft im Kreis Mettmann nimmt wieder Fahrt auf

Marcus Stimler, Leiter der IHK-Zweigstelle in Velbert | Foto: Andreas Wiese
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Die Stimmung der Wirtschaft im Kreis Mettmann hat sich deutlich verbessert, nachdem sich die Wintermonate durch die zur Pandemie-Bekämpfung verschärften Einschränkungen zunächst schwierig gestalteten.
„Auch zeigen sich die Betriebe für das weitere Jahr etwas zuversichtlicher als noch zu Jahresbeginn“, beschreibt Gerd Helmut Diestler die Ergebnisse der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage für den Kreis Mettmann aus der zweiten Aprilhälfte. 170 Betriebe mit zusammen rund 15.500 Beschäftigten haben sich an dieser Blitzumfrage beteiligt.
Über eine gute Geschäftslage berichten aktuell 36 Prozent aller Betriebe und nur 14 Prozent über eine schlechte. „Dabei überwiegen wieder in sämtlichen Wirtschaftsbereichen die zufriedenen Stimmen“, freut sich der IHK-Konjunkturexperte. "Die meisten Branchen haben sich von dem Schock nach dem Lockdown vor Weihnachten erholt und es ist eine stabile Aufwärtsbewegung abzusehen." Allerdings stehen hinter den jeweiligen Branchenbildern teils erhebliche Unterschiede, abhängig davon, wie stark für die jeweilige Sparte der Geschäftsbetrieb eingeschränkt ist. So ist den kontaktintensiven Dienstleistern der Publikumsverkehr weiterhin meist untersagt. Auch für Einzelhändler außerhalb der Grundversorgung gelten starke Einschränkungen.
„Trotz dieses Aufwärtstrends dürfte sich die Rückkehr zum wirtschaftlichen Vor-Corona-Niveau weiter hinauszögern, und zwar auf mindestens das nächste Jahr“, dämpft Diestler allzu große Euphorie. Dieser Ansicht ist jetzt mehr als die Hälfte aller Betriebe. Zu Jahresbeginn waren es erst rund 40 Prozent. Diese skeptischere Einschätzung gilt für alle Wirtschaftsbereiche. So erlauben die in den letzten Tagen auf den Weg gebrachten Öffnungsperspektiven zwar demnächst wieder ein allmähliches Hochfahren. „Damit ist in vielen Fällen aber keineswegs schon eine normale Geschäftstätigkeit möglich. Kapazitätsschranken, Hygieneauflagen, test- oder impfungsabhängige Zugangsbeschränkungen und die Unsicherheit über dauerhaft niedrige Inzidenzzahlen verhindern dieses in den kontaktintensiven Branchen wahrscheinlich noch auf Monate“, gibt Diestler zu bedenken.
"Die verarbeitende Industrie hingegen hat im Vergleich zu ihrem tiefen Absturz im ersten Corona-Jahr und zum Jahresbeginn eine deutliche Aufholjagd hingelegt", so Diestler weiter. Erstmals seit Ausbruch der Pandemie überwiegen wieder ihre positiven Lageeinschätzungen. Vor allem bei der Zulieferindustrie ist der positive Umschwung erheblich. Für den weiteren Jahresverlauf hoffen die Industriebetriebe darauf, dass mit zunehmenden Erfolgen bei der Pandemie-Bekämpfung auch die europäische Konjunktur wieder Fahrt aufnimmt.
Auch der Einzelhandel zeigt sich im Neanderland nicht so unzufrieden, wie seine Branchenkollegen in anderen Regionen. "Dadurch, dass viele Menschen seit Beginn der Krise im Home-Office arbeiten, bleiben gerade die Pendler mehr an ihrem Wohnort. Das stärkt natürlich den lokalen Handel ungemein, da das Geld nicht mehr woanders ausgegeben wird", berichtet Gerd Diestler. "Positiv hinzu kommt, dass es durch die verschiedenen Corona-Hilfen für Unternehmen keine dramatischen Einbrüche bei den Gehältern gibt. Die Menschen haben also keine leeren Portemonnaies und freuen sich, nach dem langen Lockdown endlich mal wieder shoppen gehen zu können."
Auch wenn insgesamt die Zeichen auf eine stabile und sich allmählich beschleunigende Konjunkturerholung stehen, durch die aktuelle Entwicklung an den Energie- und Rohstoffmärkten drohen schon sehr früh in dieser Konjunkturphase nicht zu vernachlässigende Risiken. Der Anstieg der Erzeugerpreise hat sich in diesem Jahr bereits erheblich beschleunigt, meldet das Statistische Bundesamt. Jeder dritte Industriebetrieb im Neanderland sieht hierdurch ein gravierendes Risiko für den weiteren wirtschaftlichen Erholungsprozess. Noch stärker sind ihre Sorgen über die Rohstoffversorgung und -preise.
"Die Zulieferer haben große Probleme und oftmals sind Rohstoffe beispielsweise Stahl nicht oder nur schwer zu bekommen. Die Preise, die dann aufgerufen werden, sind teilweise unfassbar", so Marcus Stimler, Leiter der IHK-Zweigstelle in Velbert. "Die Auftragslage ist zwar gut, allein die Rohstoffe fehlen vielerorts." Für die Rekordhöhe von zwei Dritteln aller verarbeitenden Betriebe liegt hierin ein besonderes Geschäftsrisiko. Vor allem die hohe Nachfrage aus dem boomenden ostasiatischen Raum, aber auch der weiter stark nachfragenden Bauwirtschaft, sei hierbei ein Kernproblem. Zusätzlich sind weltweit derzeit Container und auch IT-Speichermodule knapp, was etwa in der Kfz-Industrie trotz einer hohen Nachfrage sogar zu zeitweisen Produktionseinschränkungen führt. „Alles in allem ist die Industrie im Neanderland dennoch zuversichtlich, dass der Aufholprozess dadurch nicht abgewürgt wird“, betont Diestler. Allerdings dürfte sein Tempo zunächst weiter nur verhalten bleiben.
Die Auslastung der Maschinen und Anlagen im Kreis Mettmann nähert sich wieder ihrem langjährigen Durchschnitt an. Obwohl dabei noch genügend Spielraum für einen weiteren Produktionsanstieg besteht, beabsichtigt die Wirtschaft allmählich wieder mehr zu investieren. Das ist erstmals seit Beginn der Corona-Krise der Fall. Ebenfalls haben jetzt wieder etwas mehr Betriebe expansive als restriktive Personalpläne.
"Insgesamt lässt sich sagen, dass der Arbeitsmarkt im Kreis Mettmann stabil ist, wozu in den letzten Monaten auch die Kurzarbeit als wichtiges Instrument beigetragen hat", so Diestler abschließend. "In der Krise gibt es keine Gewinner, aber natürlich haben es Branchen wie die Industrie zurzeit leichter als beispielsweise der Einzelhandel. Der Online-Handel befindet sich weiter auf dem aufsteigenden Ast, bedingt auch durch die Schwierigkeiten, die andere Branchen haben." Auch aufgrund dieser Verlagerung will sich die IHK in den nächsten Monaten mit dem Thema "Stadt der Zukunft" auseinander setzen.
"Da werden Fragen wie 'Wird die Innenstadt in Zukunft noch durch den Einzelhandel geprägt?' oder 'Welche Dinge rücken hier mehr in den Vordergrund?' im Fokus unserer Untersuchungen stehen", gibt Marcus Stimler einen Ausblick. "Wir sind schon sehr gespannt, wo die Entwicklung zukünftig hingeht."

Marcus Stimler, Leiter der IHK-Zweigstelle in Velbert | Foto: Andreas Wiese
IHK-Konjunkturexperte Gerd Helmut Diestler | Foto: Werner Gabriel
Autor:

Janina aus dem Siepen aus Hattingen

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