Notfalldarstellung des Jugendrotkreuzes - ganz nah an der Realität!

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Arm- und Beinbrüche gibt es beim Jugendrotkreuz (JRK) in der Hellwegstadt ab sofort auf Bestellung: Denn die Nachwuchs-Gruppe des Roten Kreuzes ist im Rahmen der „Notfalldarstellung (ND)“ dafür zuständig, Darsteller zu schminken und als „Unfallopfer“ zu agieren. „Die Notfalldarstellung wird bei uns zwar schon seit einigen Monaten aktiv auch anderen Hilfsorganisationen und unserem Erwachsenenverband für praktische Übungen angeboten. Aber wir wollen jetzt richtig durchstarten“, gibt Matthias Mosch, Jugendrotkreuzleiter, den Tenor für die nächsten Monate vor.

Aus diesem Grund haben 16 Jugendrotkreuzler des Kreisverbandes Wattenscheid am ersten Oktoberwochenende an einem Lehrgang für Notfalldarstellung teilgenommen, welcher sie auf dem Gebiet der Notfalldarstellung schulen sollte. Von Ausbilder Matthias Mosch wurden die Teilnehmer des Lehrgangs nicht nur in die Kunst des Schminkens von Wunden, sondern auch des authentischen Darstellens eines Unfallopfers eingeweiht. Sowohl theoretisch geprägte Gruppenarbeiten und Spiele als auch praktische Parts verlangten den Jungen und Mädchen viel Kreativität, Köpfchen und Spontanität ab. Als besonders interessant und spannend wurde von den Lehrgangsteilnehmern vor allem die Prüfung gegen Ende des Seminars empfunden. Hierbei wurde das Team in drei Gruppen aufgeteilt, welche jeweils die neu erlernten Fähigkeiten im Rahmen mehrerer Notfalldarstellungen anwenden mussten. „Neben dem neu erlangten Wissen und jeder Menge Spaß konnte das neue Team auch an Zusammenhalt gewinnen“, so Matthias Mosch.

Besonderer Reiz bei der realistischen Notfalldarstellung

Alle Jugendrotkreuzler sind in der Notfalldarstellung mit viel Einsatz und Engagement bei der Sache. Und der JRK-Leiter weiß: „Wenn es da nicht auch diesen gewissen Kick geben würde, würde das auch keiner machen. Es hat eben einen gewissen Reiz, auch die andere Seite, die der Opfer, zu erleben und zu spielen.“ Von diesem Reiz profitieren letztendlich auch die Darsteller, wenn sie im Ernstfall Erste Hilfe leisten und um das Leben von Unfallopfern kämpfen müssen. Angelina Kubner (16): „Man achtet dann ganz anders auf gewisse Dinge. Oft sind es gerade die Kleinigkeiten, die wichtig sind. Deshalb ist das auch für uns eine richtig gute Schulung.“

Darsteller und "Schminker"

Dabei ist durchaus schauspielerisches Talent gefragt. Außerdem müssen sich die 14- bis 18-Jährigen anatomisch und medizinisch bestens auskennen: „Denn man sollte schon wissen, wann man schreit“, schildert Experte Matthias Mosch. Diese Schreie sind es, die auch bei Übungen durch Mark und Bein gehen. Und dazu noch das viele Blut. Da schießt das Adrenalin in großen Intervallen auch durch den Körper der übenden Rettungskräfte, auch wenn es eben eigentlich nur eine Übung ist. Denn je realistischer die engagierte Crew der Notfalldarstellung spielt, umso effektiver ist die Übung, denn in der Realität wird ein Verletzter auch weiter schreien und wimmern.

Wenn der Sanitäter im Ernstfall einen falschen Handgriff tätigt, könne das schlimme folgen haben. So sei es umso wichtiger, in den Übungen mit geschulten Opfern, die täuschend echt wirken und aussehen, fachmännisch umzugehen. „Viele stellen sich das einfach vor. Ein falscher Handgriff muss allerdings unverzüglich erkennbar sein, allein das Schreien und das situationstypische Verhalten eines Verletzten ist von großer Bedeutung“, weiß nun auch Janice Jowada (15). „Es war eine wirklich tolle und interessante Erfahrung, die Übungssituationen selbst zu planen und die Verletztendarsteller schminken zu dürfen! Ich hätte nie gedacht, dass das so anspruchsvoll ist. Besonders das Schminken macht sehr viel Spaß.“

Regelmäßige Übungsstunden im DRK-Zentrum

Um die Sache möglichst professionell anzugehen, trainiert die JRK-Gruppe regelmäßig alle 14 Tage freitags im DRK-Zentrum. Ersthelfer-Kurse sind im Vorfeld für alle Beteiligten Pflicht. Wie stellt man ein desorientiertes Opfer dar, ohne äußere Verletzungen? Wie verhält sich ein Verletzter mit einer Prellung, einer Fraktur oder einem abgetrennten Körperteil? Alles muss für die offiziellen Übungen mit Notärzten, Feuerwehrleuten oder Sanitätern abgestimmt sein. „Ohne die Darsteller könnte so etwas nicht stattfinden“, stellt Matthias Mosch klar.

Und den neuen Darstellern wie auch den Schminkexperten hat es sichtlich Spaß gemacht: „Ich habe in der Praxisprüfung eine verstärkte Bewusstseinseintrübung dargestellt und habe dies nach der interessanten Einweisung bestens hinbekommen. Wir hatten beim gemeinsamen Ausbildungswochenende sehr viel Spaß und haben jede Menge gelernt“, so die 16jährige Sarah Fallschinski. „Wir haben natürlich auch viel gelacht und es war witzig, wie wir für die einzelnen Notfallsituationen aufwändig geschminkt wurden.“
Für das Aussehen, das eben nicht nur täuschend echt, sondern auch schön schrecklich sein soll, ist beim Jugendrotkreuz der Leiter selbst zuständig. Bei einer Übung ist er im Vorfeld oft mehrere Stunden beschäftigt, nachher noch einmal eine ganze Weile damit, die Darsteller wieder abreisebereit zu machen. Mosch: „Wir wollen ja nicht, dass jemand in der Straßenbahn den Rettungsdienst ruft.“

Förderung durch die Stadtwerke Bochum

Dass die „Notfalldarstellung“ für das Rote Kreuz nicht billig ist, kann man sich vorstellen. Eine kleine Flasche Kunstblut kostet fünf Euro, die Utensilien werden bei einem Hersteller fürs Theater bestellt. Der Koffer von Matthias Mosch ist aber schon gut gefüllt: „Zum Glück haben wir hier eine Förderung durch die Stadtwerke Bochum erhalten, die uns ermöglicht hat unser Equipment hier nochmals deutlich zu erweitern. Wir wollen uns ja auch in der Darstellung der Verletzungen und dem zugehörigen realistischen Aussehen weiter verbessern.“ In Sachen Noptfalldarstellung profitieren letzten Endes beide Seiten, denn der Umgang mit verletzten Personen wird beiderseits stets geübt und verinnerlicht!

Autor:

Christian Lange aus Wattenscheid

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