"Wer kommt, der kommt!": Stefan Verhasselts liebevolle Betrachtung des Niederrheiners
Menschliche und sprachliche Besonderheiten vor begeisterungsarmen Zuhörern

Stefan Verhasselt | Foto: Pressebild
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In Wesel lacht man nicht allzu gern über sich selber. Das bleibt als nüchterne Erkenntnis nach dem Auftritt des Niederrhein-Kabarettisten Stefan Verhasselt im Bühnenhaus.

Dabei braucht man doch gar nix zu befürchten beim neuen Programm "Wer kommt, der kommt"! Ganz in der Tradition des vielgeliebten Hanns-Dieter Hüsch fabuliert Verhasselt drauflos. Zieht auf nette Weise menschliche und sprachliche Eigenheiten des Niederrheiners durch den Kakao.

Okay, dabei bevorzugt der Straelener eindeutig die linke Rheinseite. Mittels irgendwo zwischen "Düsseldochf" und "Düsbuich" anzusiedelnder Sprachfärbung nimmt Verhasselt aufs Korn, was schon seinem Moerser Vorbild so sehr am Herzen lag: zu erklären, was den Niederrheiner ausmacht. Zum Beispiel Wegbeschreibungen für Ortsunkundige, deren Schwerpunkt aber nicht auf dem Weg liegen, sondern auf Randerscheinungen. ("Da kommen Sie übrigens am Haus meiner Schwester vorbei!") Witzig,

"Dat gibbet nur am Niederrhein!" Ein Satz, ohne den kein Verhasselt-Programm auskommt. Im sympathischen Kaffeekranz-Plauderton verkackeiert der WDR4-Moderator regionstypische Besonderheiten. Aber niemand braucht sich beleidigt zu fühlen. Der Mann mag seiner Mitmenschen und adelt sie durch seine liebevollen Betrachtungen.

Gar köstlich, der verbale Austausch mit seiner Mutter, die "schon gar nicht mehr weiß, wie Du aussiehst", die heiligen drei Könige in der Adventszeit jeden Tag zehn Zentimeter von der Anrichte quer durchs Wohnzimmer in Richtung Krippe rückt - oder den Sohnemann (Fünfzig plus) per WhatsApp nervt: "Du bist aber lange wach!"

Doch Wesel dokumentiert sein schwaches Interesse am Künstler in Quantität und Qualität: Weit weniger als 200 Kartenkäufer füllen die vorderen Reihen des Stadttheaters. Und der akustische Zuspruch des Auditoriums (überwiegend Sechzig plus) hält sich auch in Grenzen.

So bleibt denn das Gastspiel von Stefan Verhasselt ohne Zugabe - kein Wunder bei so wenig Applaus. Verbeugung, Abgang, Licht an. Wer kommt, der geht auch wieder. Dat is' ein Tun.

Autor:

Dirk Bohlen aus Hamminkeln

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