Interview mit dem OSTERHASEN
"Wir sind die Oldschool-Variante von Amazon-Prime. Immer voll auf Zack!"

Dieses Foto vom Osterhasen stammt von Uwe Hilsmann. | Foto: LK-Archiv
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Er ist eine der letzten lebenden Legenden: der Osterhase! Allerdings hat sein Image in den vergangenen Jahren mächtig Schaden gelitten. Dass es ihn schon lange gibt, konnte Meister Lampe leider auch nicht vor einem gewissen Image-Verlust bewahren.

Der Osterhase wird – soweit bekannt – zum ersten Mal in der Dissertation des Frankfurter Arztes Johannes Richier erwähnt, nämlich in dessen Doktorarbeit „De ovis paschalibus – von Oster-Eyern“, mit der er bei dem angesehenen Heidelberger Medizinprofessor Georg Franck von Franckenau im Jahr 1682 promovierte. (Quelle: wikipedia) Im 19. Jahrhundert verfestigte sich der deutsche Osterhasenglaube in Verbindung mit dem Ei als Symbol für Fruchtbarkeit und Frühlingsgefühle. Heute halten Wissenschaftler es für unschädlich, kleineren Kindern zu vermitteln, der Osterhase bringe Eier und Süßigkeiten zum Osterfest. Nach Auffassung von Psychologen rege diese Illusion die Fantasie an und unterstütze die kognitive Entwicklung.

Doch was sagt eigentlich der Osterhase selber zum Hype um seine Existenz? Lesen Sie seine erstaunlich ehrlichen Antworten auf die Fragen unserer Redaktion in diesem Interview.

dibo: Hallo Hasi! Bist du gerade sehr gestresst?
Osterhase: Och weißte, es geht eigentlich. Früher, als wir die Eier noch selber bemalt haben – das war Stress! Heute geht das alles maschinell in Übersee-Produktion. Ist unterm Strich günstiger, auch für den Endverbraucher.

dibo: Bekanntlich laufen die Bänder in den unterirdischen Fabriken auf den Osterinseln seit Wochen heiß. Wer bezahlt eigentlich in diesen Zeiten das Kerosin für den Pendelverkehr?
Osterhase: Dumme Frage, natürlich der Steuerzahler! Was glaubst Du wohl, warum der Sprit so teuer ist?! Die einfachsten Lösungen sind die besten – erst recht für die Bespaßung der Bevölkerung. Das weiß auch die Bundesregierung.

dibo: Wie schätzt Du deine heutige Popularität ein?
Osterhase: Die ist in den vergangenen 20 Jahren deutlich geschrumpft. In München gab’s bis zum Jahr 2005 noch ein Osterhasen-Museum. Das musste aber schließen – zu wenige Besucher! Und das Internet macht auch viel kaputt – die Kinder glauben einfach nicht mehr an uns – das Christkind und der Weihnachtsmann kennen das ja auch schon seit geraumer Zeit.

dibo: Du wirkst ja ziemlich fit. Wie alt bist Du eigentlich?
Osterhase: 48. Mit 50 tauscht man uns aus gegen aufstrebende Kollegen aus der mittleren Ebene.

dibo: Wie viele gibt’s denn von Euch?
Osterhase: Jeweils einen Chefhasen in jeder Region, zum Beispiel am Niederrhein, im Ruhrpott oder im Sauerland. Dazu einige Abteilungsleiter in den jeweiligen Logistik-Regionen, das Personal in den Versandzentren und natürlich einige Hundertschaften an Zustellern!

dibo: Und wo bleiben die Häsinnen?
Osterhase: Die machen überall zirka 40 Prozent der Belegschaft aus. Außer in den leitenden Funktionen – daran müssen wir noch arbeiten. Tut mit leid, dass ich das „*innen“ weggelassen habe. Gendern ist nicht so meins! Viele Häsinnen arbeiten in Ostereistedt (Niedersachsen) und Osterhausen (Sachsen-Anhalt). Sie beantworten die Briefe an den Osterhasen. Sowas können Frauen einfach besser!

dibo: Was ist der größte Fehler beim Osterhasen-Marketing?
Osterhase: Ganz klar: Dass überall Kaninchen statt Hasen auftauchen – in den Printmedien, im Fernsehen, im Internet. Deswegen sind meine Hasenkollegen seit Jahrzehnten sauer. Und zu Recht, mein lieber Reporter, zu Recht! Aber wen wundert’s, es gibt ja nicht mehr allzu viele Feldhasen.

dibo: In Westfalen brachte früher der Osterfuchs die bunten Eier, in Thüringen der Storch und in Böhmen der Hahn. Woher kommen diese kulturellen Unterschiede?
Osterhase: Darauf kannze Dir ‘n Ei pellen, Schreiberling! In unserer Ecke der Welt sind meine Kollegen seit Jahrtausenden im Einsatz. Auf uns kann man sich verlassen. Qualitätsprodukte im Express-Transfer, kurze Lieferzeiten, ortskundige Fachkräfte am Start. Wir sind die Oldschool-Variante von Amazon-Prime. Immer voll auf Zack!

dibo: Zwei Jahre bis zum Ruhestand – was hast Du dann vor?
Osterhase: Meine Liebste und ich ziehen in eine Hasen-WG in Feldhausen bei Kirchhellen. Historiker vermuten, dass Feldhausen früher Feldhasen hieß, das hat uns irgendwie angemacht! Außerdem isses von dort nicht weit bis zur Warner Movie World. Die haben tolle Ermäßigungen für Hasen im Ruhestand.

dibo: Wann beliefert Ihr Emmerich und Rees, Dinslaken, Hünxe und Voerde, Wesel und Hamminkeln?
Osterhase: Das Team Niederrhein arbeitet im Akkord – ganz ähnlich wie Ihr, oder?! Die Hundertschaft schwärmt aus zwischen 3 und 7 Uhr morgens. Dabei benutzen sie nahezu geräuschlose E-Mobile. Wir gehen mit der Zeit.

dibo: Wie geht Ihr mit dem Thema Corona um?
Osterhase: Gibt's bei Hasen nicht! Bei uns heißt das Tularämie. Üble Sache, endet oft tödlich und ist auch auf Euch Menschen übertragbar. Aber da es keinen Fühlkontakt zwischen unseren Arten gibt, haben wir das bestens im Griff. Und falls doch mal ein apathischer Hase am Wegesrand sitzen sollte: Finger weg, liebe Spaziergänger!

dibo: Zum Schluss bitte ein Appell an die Kinder zu Ostern!
Osterhase: Liebe Kinder: Lasst von Gründonnerstag bis Ostermontag mal die Handys in der Schublade und macht was zusammen mit Euern Eltern – oder Oma und Opa! Wie früher, das ist auch sehr schön! Und ganz viel Spaß beim Eiersuchen!

Autor:

Dirk Bohlen aus Hamminkeln

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