Caritas hofft auf öffentliche Debatte um Brillen - 21.000 Unterschriften als Petition in Berlin übergeben

Auch der Bundestagsabgeordnete Ralf Kapschack (SPD) informierte sich am  Caritas-Infostand zum Thema „Brillen für Arme“. | Foto: Caritas
  • Auch der Bundestagsabgeordnete Ralf Kapschack (SPD) informierte sich am Caritas-Infostand zum Thema „Brillen für Arme“.
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Viele Menschen mit geringem Einkommen können sich keine Brille leisten. Die Wittener Caritas hatte dazu im letzten Herbst auf dem Marienplatz informiert.

Jetzt wurde eine Petition, die mehr als 21.000 Menschen unterzeichnet haben, an den Deutschen Bundestag übergeben. Ihr Anliegen: die Brillenfinanzierung für Menschen mit kleinem Einkommen sozialgesetzlich abzusichern. Bei der Überreichung der Petition in Berlin an Bundestagsabgeordnete, darunter auch Ralf Kapschack (SPD), sei dieses Anliegen wegen seiner Aktualität auf offene Ohren gestoßen, sagte Hartmut Claes von der Wittener Caritas. „Denn schließlich tragen zwei Drittel der Bevölkerung eine Brille, aber nicht alle können sich eine leisten“, erklärt er.

Bundestag soll beraten

Der Petitionsausschuss hat nun die Möglichkeit, dieses Anliegen öffentlich zu behandeln.. „Das ist bei der Brillenpetition mit 21.000 Unterschriften sicher der Fall“, sagt Stephanie Rohde, Fachbereichsleiterin bei der Caritas. „Wir hoffen deshalb, dass der Bundestag über die Eingabe öffentlich beraten wird, und wir in Berlin die Gelegenheit bekommen, die Notwendigkeit einer Änderung des Gesetzes, das derzeit die Finanzierung von Brillen weitgehend ausschließt, darzulegen.“

Nur in Ausnahmen Anspruch auf Unterstützung

Denn gesetzlich Krankenversicherte, die eine Brille benötigen, haben bis auf extreme Ausnahmen keinen Anspruch auf Unterstützung für den Kauf einer Sehhilfe. (Eine Ausnahme gibt es nur für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sowie ab einer Glasstärke von sechs Dioptrien beziehungsweise bei einer Hornhautverkrümmung ab vier Dioptrien). „Brillen sind aber in der Regel nicht, wie in der Werbung oft vorgegaukelt, zum Nulltarif zu haben“, erklärt Hartmut Claes. Die Kosten können viele Menschen, die von Hartz IV leben, eine Mini-Rente bekommen oder aus ihrer Heimat geflohen sind, nicht aufbringen. „Für die betroffenen Menschen können daraus erhebliche Probleme im Alltag resultieren“, kritisiert Claes. Ältere Menschen, die sturzgefährdet sind, Arbeitslose, die mangels einer Brille keinen neuen Job bekommen oder Menschen, die sich nicht gefahrlos im Straßenverkehr bewegen können – die Liste der schwerwiegenden Beeinträchtigungen ist lang.
„Eine Brille ist von grundlegender Bedeutung, damit ein Mensch am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann“, sagt Stephanie Rohde. „Damit dies für alle gilt, haben wir uns an der Petition beteiligt.“

Autor:

Nicole Martin aus Witten

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