Studenten aus Witten bauen eine Ebola-Isolationsstation

Die Wittener Medizinstudenten Nicolas Aschoff (v. l.), Simon Scheiblhuber, Till Eckert sowie Notfallpfleger Harvey Santos mit drei Krankenschwestern im Sicherheitsanzug. | Foto: UWH
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  • Die Wittener Medizinstudenten Nicolas Aschoff (v. l.), Simon Scheiblhuber, Till Eckert sowie Notfallpfleger Harvey Santos mit drei Krankenschwestern im Sicherheitsanzug.
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Medizinstudenten der Universität Witten/Herdecke konzipieren und bauen eine Ebola-Isolationsstation in Sierra Leone. Till Eckert sieht die mangelnde Aufklärung der Bevölkerung als größtes Problem im Kampf gegen das Virus.

Geplant hatten sie den Trip nach Afrika lange im Voraus  – als Fortbildung in Sachen Tropenmedizin. Als sie schließlich aufbrachen, stand das Ebola-Virus noch vor den Grenzen Sierra Leones. Dass es in den vier Wochen ihres Aufenthalts bis zu „ihrem“ Krankenhaus nach Makeni vordringen würde, hatten die drei Medizinstudenten der Universität Witten/Herdecke, UWH, Till Eckert (22), Simon Scheiblhuber (27) und ­Nicolas Aschoff (23), bei ihrem Abflug nicht für möglich gehalten. „Das Virus kam aber immer näher“, erinnert sich Till Eckert, „wir haben das in den ersten drei Wochen in den Dienstbesprechungen mitbekommen. Irgendwann wussten wir: Über kurz oder lang wird er auch die Stadt Makeni, ein großes Handelszentrum des Landes, erreichen.“
Als die Epidemie dann kurz vor den Grenzen des Districts stand, hatten die deutschen Studenten die Wahl: „Wir hätten abreisen oder in ­einem anderen Teil des Landes einfach Urlaub machen können. Wir haben uns dafür entschieden, zu bleiben und zu helfen.“ Da die Studenten dabei jedoch nicht riskieren konnten und wollten, unmittelbar mit dem Erreger in Kontakt zu kommen, beschlossen sie, auf andere Art zu helfen. Dazu entwickelten sie ein Konzept für eine Isolationsstation und setzten es anschließend selbst um.
„Da es Probleme mit der Finanzierung gab, haben wir die ersten Materialien als Anschubfinanzierung von unserem eigenen Geld gekauft“, sagt Till Eckert. „So konnten wir schnell anfangen.“ Und das war auch nötig. „Wir hatten gehofft, vor der Inbetriebnahme noch ein paar Tage Zeit für die Schulung der Ärzte, Krankenschwestern, Reinigungskräfte und der anderen am Prozess Beteiligten zu haben.“ Doch daraus wurde nichts. „Am Morgen nach der Fertigstellung der Station hatten wir die ersten Fälle im Krankenhaus. Dann mussten wir alles beschleunigen.“

Nach der Fertigstellung gleich die ersten Fälle

Trotzdem funktionierte das von ihnen konzipierte Neun-Schritte-System zum sicheren Entkleiden auf Anhieb hervorragend. „Das Wichtigste dabei ist, dass wirklich alles Material, was in die Station hineingeht, sie nie wieder verlässt – außer zum Verbrennen. Und auch das muss unter strengen Sicherheitsauflagen geschehen.“
Die Station verfügt über einen reinen Eingang und einen Ausgang. Betreten werden darf sie nur im vollen Schutzanzug, die Desinfektion erfolgt hauptsächlich mit Chlor. Bei der Reinigung stehen die Ärzte und Pflegenden mit den Füßen in Eimern, selbst die bis zu drei paar Handschuhe, die gleichzeitig getragen werden müssen, müssen aufwendig nacheinander desinfiziert und entsorgt werden. „Besonders schwierig ist es, die Brille abzunehmen oder die Stiefel auszuziehen, ohne ­dabei kontaminierte Bereiche zu berühren oder die Hände zu benutzen.“
Da nicht genügend Materialien vorhanden waren, um regelmäßige Ganzkörper-Spritzdesinfektionen durchzuführen, mussten die Studenten improvisieren. „Das hat sehr gut geklappt“, freut sich Till Eckert. „Am Ende wurden im ganzen Land Stationen nach unserem Vorbild eingerichtet.“ Nach Afrika aufgebrochen waren die Studenten, um den im Medizinstudium in Witten vorgeschriebenen praktischen Teil zu absolvieren. „Dass es so praxisnah werden würden, hätten wir vorher niemals gedacht“, so der 22-Jährige.
Besonders schwierig habe sich der Kampf gegen Ebola durch die oft ungenügende Aufklärung der Bevölkerung gestaltet. Till Eckert: „Es fehlt an Wissen und Bildung. Viele Menschen glauben nicht, dass das Virus existiert, weil sie es nicht sehen können. So wurden Leichen von Angehörigen zur Totenwaschung aus den Krankenhäusern entwendet, was zu weiteren Infektionen führt. Dazu fehlt das Geld, so dass viele Leute sich nur den Besuch von Natur- oder Wunderheilern erlauben können.“

Autor:

Lokalkompass Witten aus Witten

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