Eindeutige Positionierung der Universitätsleitung

Mit einer persönlichen Stellungnahme zur aktuellen Debatte um Links- und Rechtsradikalismus richtet sich Rektor Prof. Elmar Weiler an die Mitglieder der RUB, vor allem an die Studierenden. Er bezieht darin eindeutig Position für die Universitätsleitung.

Hier der Wortlaut

Sehr geehrte Studierende, sehr geehrte Mitglieder der Ruhr-Universität,

ich wende mich heute an Sie aus aktuellem Anlass: In der vergangenen Woche kam es zu einem Zwischenfall in einem Hörsaal in der Stadtmitte, als eine linksautonome Gruppe in eine Jura-Vorlesung der RUB eindrang, um einen dort anwesenden Studenten als Aktivisten einer Neonazi-Organisation anzuprangern. Dabei kam es zu einer Rangelei, in deren Verlauf mehrere Personen, unter Ihnen der Dozent, verletzt wurden – zum Glück nur leicht.

Ich habe mich als Rektor unserer Universität unmissverständlich von dieser Form der politischen Auseinandersetzung distanziert – alle Mitglieder der Universität, auch die, über deren Anwesenheit wir nicht glücklich sind, haben Anspruch auf Wahrung ihrer Persönlichkeitsrechte, und das Eindringen einer Gruppe von durch Kostümierung unkenntlich gemachten Personen in eine Vorlesung diskreditiert leider ein Anliegen, für das wir doch gemeinsam einstehen möchten.

Mit diesem Vorfall hat die Debatte über Links- und Rechtsradikalismus an der Universität eine neue Dimension erreicht, und zu Recht ist in diesem Zusammenhang die Forderung nach einer eindeutigen Positionierung der Universitätsleitung erhoben worden. Zunächst möchte ich betonen, dass der Diskurs über die Gefahren extremistischer Tendenzen unbedingt notwendig ist - auch und gerade an einer Universität. Die RUB fördert diesen Diskurs, weil sie sich ihrer Rolle in der Gesellschaft und ihrer damit verbundenen Verantwortung bewusst ist.

Gleichzeitig wollen wir es aber nicht an Klarheit fehlen lassen – wir erfahren ja derzeit fast täglich in der Berichterstattung über den NSU-Prozess, wohin es führt, auf dem rechten Auge blind zu sein. Deshalb möchte ich an dieser Stelle noch einmal deutlich und ganz unmissverständlich betonen, dass an der Ruhr-Universität rechtsextremes Gedankengut unerwünscht ist und keine Chance hat.

Wir distanzieren uns von jedweder Form radikaler oder extremer politischer Gesinnung; es ist unsere Aufgabe, die Sicherheit und Unversehrtheit aller unserer Mitglieder – ob Mitarbeiter/innen, Professorinnen und Professoren oder Studierende – zu gewährleisten, ebenso wie es unsere vornehmlich Aufgabe ist, den friedlichen Diskurs zu fördern.

Wir setzen dabei auch auf Ihr individuelles gesellschaftliches Engagement, indem Sie sich in die Diskussion einbringen, sorgen Sie dafür, dass sich solches Gedankengut gar nicht erst auf unserem Campus ausbreiten kann. Es gab und gibt viele Aktivitäten gegen Gewalt und Rassismus an der Ruhr-Universität, gerade in der vergangen Woche organisierten junge Wissenschaftler/innen am Institut für Diaspora- und Genozidforschung (IDG) der RUB eine internationale Tagung zum Thema „Ideologie und staatliche Gewaltverbrechen“. Das IDG bietet regelmäßig Vorträge, Seminare und Diskussionsveranstaltungen zu diesem Themenspektrum an.

Zusammen mit dem AStA, der sich bereits seit Längerem mit dieser Thematik befasst, werden wir zum kommenden Sommersemester eine gemeinsame Kampagne ins Leben rufen, um Studentinnen und Studenten unserer Universität für das Thema Rechtsradikalismus noch mehr zu sensibilisieren und die Aufklärungsarbeit in diesem Bereich voranzutreiben. Ich lade Sie jetzt schon herzlich ein, sich aktiv daran zu beteiligen!

Auch ganz persönlich können Sie Ihren Beitrag zum Erfolg unseres gemeinsamen Kampfes gegen Rechtsradikalismus leisten: Wenn Sie in Ihrem universitären Umfeld beobachten, dass Ihre Kommilitonen rechtsradikales Gedankengut verbreiten wollen, sollten Sie das nicht hinnehmen. Für den Bedarfsfall stehen Ihnen überall Ansprechpersonen zur Verfügung. Wenden Sie sich an Ihre Dozenten, wenden Sie sich an die Vertreterinnen und Vertreter Ihrer Interessen im Fachschaftsrat, im Senat und nicht zuletzt im AStA, um sich beraten zu lassen oder Hilfe zu holen. Auch die Zentrale Studienberatung unserer Universität können Sie jederzeit kontaktieren. Und selbstverständlich bin ich auch persönlich jederzeit für Sie ansprechbar.
Helfen Sie mit, immer wieder aufs Neue zu zeigen, dass wir eine weltoffene Gemeinschaft sind, die sich dem einen Ziel verpflichtet sieht: Wissen durch Forschung und Lehre zu mehren und dadurch an einer besseren Zukunft für alle Menschen zu arbeiten.

Ihr
Prof. Elmar Weiler, Rektor der RUB

Autor:

Ernst-Ulrich Roth aus Bochum

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