FBZ hilft, wenn Kinder unter psychischen Problemen leiden

Die Diplom-Pädagogin Wibke Spredemann und die beiden Diplom-Psychologen Karen Krause und Thomas Jensch zeigten Kindern beim diesjährigen Türöffner-Tag an verschiedenen Stationen, wie Gefühle entstehen. | Foto: Molatta
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Ängste, Traurigkeit, Aggressionen und Kummer gehören zum Leben – auch bei Kindern. Diese Gefühle können aber auch dazu führen, dass Kinder bestimmte Situationen vermeiden. Die Experten des Forschungs- und Behandlungszentrums für psychische Gesundheit (FBZ) helfen den Kindern, ihre Sorgen zu meistern.

Möglichst früh handeln
Etwa jedes fünfte Kind leidet unter psychischen Erkrankungen. Stellt man sich den Blick in ein Klassenzimmer vor, dann ist diese Zahl sehr beeindruckend.
Nur wenige dieser Kinder finden den Weg zu einem Hilfsangebot wie dem des FBZ. Denn noch immer sind psychische Erkrankungen in der Gesellschaft mit Scham, Schuld und Schrecken verbunden. Aber gerade bei Kindern sollten Eltern, Verwandte, Lehrer und Trainer nicht die Augen verschließen. „Je früher man Probleme erkennt und behandelt, desto weniger schwerwiegend werden sie. Oftmals lösen sich die Störungen auch vollständig. Das erspart den Kindern möglicherweise einen lebenslangen Leidensweg“, schildert die Diplom-Psychologin Karen Krause, Ambulanzleiterin des Zentrums für Kinder- und Jugendpsychotherapie (KIJU-ZPT) am FBZ in der Massenbergstraße 9 -13.

Kein Grund für Schuldgefühle
Derzeit leiden rund zehn Prozent aller Jungen und Mädchen im Alter von acht Jahren an Angsterkrankungen. Der Leidensdruck der Kinder ist oftmals hoch und wird von den Erwachsenen häufig unterschätzt. Kinder, die an Angsterkrankungen leiden, haben ein höheres Risiko, im Erwachsenenalter psychisch krank zu werden. „Leider stellen wir oft fest, dass bei den Erwachsenen noch immer eine große Hürde vor der Psychotherapie besteht. Viele Eltern fragen sich, was sie falsch gemacht haben und ziehen eher andere Lösungen in Betracht als an die Ursache des Problems zu gehen. Heute weiß man aber, dass bei psychischen Störungen ganz viele Gründe wie etwa das Temperament des Kindes, die Umwelt, die genetischen Faktoren zusammenwirken. Es gibt also keinen Grund mehr für Schuldgefühle“, erklärt die Diplom-Psychologin.

Verhaltenstherapeutischer Ansatz
Angewendet wird im KIJU-ZPT die evidenzbasierte Verhaltenstherapie, die frei nach dem Motto funktioniert: Was ist das Problemverhalten des Kindes? Durch welches Verhalten kann es gelöst werden? Wenn bei einem Kind eine Angsterkrankung festgestellt wurde, wird ihm in der Therapie erklärt, wie es seine Angst besiegen kann. Dazu wird ihm veranschaulicht, wie die Angst entsteht und warum es auf bestimmte Dinge mit Furcht reagiert. Gemeinsam mit dem Kind und den Eltern entwickelt der Psychotherapeut schrittweise Strategien gegen die Angst. Das Kind übt dann in kleinen Mutproben, schwierige Situationen zu meistern. Der Umfang einer solchen Verhaltenstherapie entspricht gewöhnlich 16 Sitzungen von 50 Minuten und dauert ein Jahr lang. Therapiert werden neben Ängsten alle weiteren Störungen wie etwa Depressionen, Essstörungen und Zwänge.

Lange Wartezeit auf einen Therapieplatz
Regelmäßig bietet das FBZ eine Sprechstundenwoche an. Kinder, Jugendliche und Eltern sollen die Möglichkeit haben, ohne lange Wartezeiten Informationen über ein Störungsbild sowie die Therapie zu erfahren. „Nicht immer empfehlen wir eine Therapie, manchmal reichen auch andere Maßnahmen aus wie etwa Hausaufgabenhilfe oder ähnliches. Ob eine Krankheit vorliegt, testen wir durch strukturierte Interview-Verfahren. Ab acht Jahren kommen auch die Selbsteinschätzungen der Kinder hinzu“, so Krause.
Wenn sich dann für die Aufnahme einer Therapie entschieden wird, dauert es meist ein halbes Jahr, bis ein Platz frei wird. Hinzu kommen fünf Probesitzungen, in denen der Patient prüfen soll, ob er mit seinem Therapeuten zurecht kommt. Danach prüft ein Gutachter der Krankenkasse anonym, ob die Therapie nötig ist. Für dieses Verfahren vergehen meist nochmals drei Monate.
Die Psychotherapie unterscheidet sich grundlegend vom gewöhnlichen Arztbesuch, weil von der Diagnose bis zur Therapie sehr viel Zeit ins Land zieht.: Wenn das Kind leidet, sollte man in jedem Fall zügig handeln.

Hintergrund

- Das FBZ, Massenbergstraße 9-13, bietet vom 24. bis 28. November die nächste Sprechstundenwoche an. Im Rahmen einer Sprechstunde können sich Kinder und Jugendliche sowie ihre Eltern vor Ort beraten lassen. Anmeldung für einen Termin unter Tel. 3 22 81 78.

- Für die Kidsstudien „Kinder helfen Forschern“ zum Beispiel zum Thema Ängste bedarf es zeitgleich immer auch Kinder im Alter von null bis 18 Jahren ohne solche Probleme. Wer Interesse hat, die Forschung zu unterstützen, kann sich über kidsstudien@rub.de oder Tel. 3 22 11 48 informieren.

- Unter dem Titel „Mutig werden mit Till Tiger“ bietet das FBZ auch ein Gruppenprogramm für sozial unsichere, ängstliche und schüchterne Kinder von sechs bis zwölf Jahren an. Ziel der Gruppe ist es, das Selbstbewusstsein zu stärken. Weitere Informationen: www.kiju-zpt.rub.de.

Die Diplom-Pädagogin Wibke Spredemann und die beiden Diplom-Psychologen Karen Krause und Thomas Jensch zeigten Kindern beim diesjährigen Türöffner-Tag an verschiedenen Stationen, wie Gefühle entstehen. | Foto: Molatta
„Je früher man Probleme erkennt und behandelt, desto weniger schwerwiegend werden sie", sagt 
Karen Krause, Ambulanzleiterin des Zentrums für Kinder- und Jugendpsychotherapie. | Foto: Molatta
Autor:

Harald Gerhäußer aus Bochum

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