Da fliegen die Funken: "Oleanna" am Rottstr5-Theater

Der Professor (Wolfram Boelzle) muss schnell erkennen, dass er die Studentin (Anne Stein) unterschätzt hat. | Foto: Schnorrbusch
  • Der Professor (Wolfram Boelzle) muss schnell erkennen, dass er die Studentin (Anne Stein) unterschätzt hat.
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Siedler versuchten im 19. Jahrhundert, in Oleanna im heutigen Pennsylvania eine ideale Gesellschaft zu errichten – und scheiterten kläglich. David Mamets gleichnamiges Drama aus dem Jahre 1992 , das nun im Rottstr5-Theater zu sehen ist, wirft einen schonungslosen Blick auf die Realität an amerikanischen Hochschulen, die die in sie gesetzten Hoffnungen ebenso wenig erfüllen. Das Versprechen, den Lernenden ohne Ansehen des Geschlechts und der sozialen Herkunft gleiche Chancen zu gewähren, erscheint hohl, wenn ein Dozent, dem eine Professur auf Lebenszeit in Aussicht steht, einer Studentin verrät, was er in Wirklichkeit denkt.

Er demütigt die junge Frau und verhält sich offen sexistisch. Doch da hat er die Rechnung ohne den Wirt – oder besser gesagt die Wirtin - gemacht. Die Studentin mutiert nämlich zum Racheengel und macht als solcher eine hervorragende Figur. Dabei schreckt sie auch vor zweifelhaften Methoden der Auseinandersetzung nicht zurück, um ihren politischen Zielen näher zu kommen.
Das Stück ist eine Abfolge geschliffener Dialoge. Der Routinier Wolfram Boelzle und die Schauspielstudentin Anne Stein liefern sich Wortgefechte, die dem Zuschauer den Atem rauben. Dass zwischen zwei Schauspielern die Chemie stimmt, mag in den meisten Fällen eine Floskel sein – hier fliegen tatsächlich die Funken.

Zuschauer muss Stellung beziehen

Mit wem man Solidarität empfindet, hängt sicherlich mit dem eigenen Alter und Geschlecht zusammen, aber wohl mehr noch mit der sozialen Herkunft. Alexander Olbrich, Student der Regie an der Folkwang Universität der Künste, hat im Rahmen der Kooperation seiner Hochschule mit dem Rottstr5-Theater eine Inszenierung geschaffen, die den Zuschauer wirklich herausfordert.
Beide Figuren haben in bestimmten Punkten Recht. Die Studentin mit ihrer Beharrlichkeit, Chancengerechtigkeit einzufordern. Der Professor mit seinem Insistieren auf Gedankenfreiheit. Genau das ist die Stärke des Stücks – und der Inszenierung: Auch die Position der Studentin steht auf wackligen Füßen, wenn sie etwa missliebige Bücher von der Universität verbannen will, statt den notwendigen inhaltlichen Streit auszutragen. Klare Demarkationslinien zwischen Gut und Böse gibt es hier nicht – und das ist einer komplexen Realität nur angemessen.

Termine
„Oleanna“ ist am Donnerstag, 16. März, um 19.30 Uhr wieder am Rottstr5-Theater zu sehen.
Auch am Sonntag, 2. April, wird das Stück aufgeführt. Beginn: ebenfalls 19.30 Uhr.
Gelegenheit, das Stück zu erleben, besteht auch am Freitag, 14. April, um 19.30 Uhr.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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