Stadtbad Galerie ohne Stadtbad

Stadtbad Bochum - nach nur 10 Jahren jetzt das Aus | Foto: Stadtbad Bochum
  • Stadtbad Bochum - nach nur 10 Jahren jetzt das Aus
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Die Katze ist aus dem Sack – das Stadtbad wird für immer geschlossen. Weder Investor noch Stadt haben das Geld, das erst im Jahr 2002 eröffnete Bad weiter zu betreiben. Die Betreibergesellschaft der Stadtbad Galerie gibt zu, dass sie sich eine Investitionsruine aufgehalst hat.

Wir erinnern uns, in den 90ern beschloss der Rat das unter Denkmal stehende alte Stadtbad abzureißen. Die Bürger sammelten 44.000 Unterschriften gegen den Abriss, doch das interessierte den Rat herzlich wenig, der Abriss wurde 1998 gegen den Willen der Bürger durchgezogen.

Heinz Hossiep und seine Kameraden von Häusser Bau versprachen, dass stattdessen eine Stadtbad Galerie mit neuem Stadtbad entstehen würde, um den geplanten Bongard-Boulevard nachhaltig zu beleben. Die Sache ging gründlich schief, wie fast alles, was Hossiep anpackte. Die Stadtbad Galerie wurde städtebaulich wie architektonisch zu einem weiteren Sündenfall und einer absehbaren Fehlinvestition (man erinnere sich an Gerber-Center, Sparkassen Galerie und Einkaufszentrum im BVZ). Die Galerie steht seit Jahren leer. Wer sich die total verbaute Einkaufspassage ansieht, wundert sich nicht. Nach nur 10 Jahren Betrieb ist jetzt auch das Stadtbad am Ende und der Investor.

120.000 Euro mehr will er von der Stadt, um das Bad weiter betreiben zu können. Die hat aber keinen Cent mehr. Denn 2,6 Mio. sollen pro Jahr in das „Musikzentrum“ fließen, da bleibt kein Geld mehr die bestehenden Immobillien zu erhalten. Da schreckt die Stadt vor nichts zurück und lässt auch Schwimmbäder zu machen, die erst 10 Jahre alt sind und lässt die Schüler zum Schwimmunterricht lieber durch die halbe Stadt karren. Den Konzertbesuchern will man nicht zumuten 20 Minuten nach Essen, Dortmund oder Gelsenkirchen zu fahren, für die Schüler sollten ein paar Minuten mehr zum Schwimmunterricht fahren oder zum Schwimmbad radeln kein Problem sein. Ein Schwimmbad, das über 122.000 Bochumer pro Jahr besuchen, wird still gelegt, aber ein Konzerthaus für 49.000 Besucher pro Jahr neu errichtet. Beim Schwimmbad sind 7,32 Euro Subvention pro Besucher zu viel, während eine Subventionierung jedes Besuchs des Musikzentrums mit 207 Euro (400 Euro pro verkaufter Karte) für die Stadt und Politik kein Grund zur Diskussion sind. Dieser Prioritätensetzung vermögen die meisten Bochumer nicht mehr folgen.

Erschreckend, dass die Stadt offensichtlich mit dem Investor einen Vertrag geschlossen hat, der einen dauerhaften Erhalt des Schwimmbades nicht halbwegs möglicht macht. Es wurde nach dem üblichen Prinzip vorgegangen, Betriebskosten runter rechnen und kein Geld für die Erhaltung zurück stellen. Für die Zukunft dann auf Wunder hoffen, dass alles gut geht. Kommt es wie jetzt beim Stadtbad zu einem Schaden platzt die Bombe, niemand weiß das Geld aufzubringen, um die Reparatur zu bezahlen. Die Folge, man macht ein nur 10 Jahre altes Bad zu!

Für Fleskes und Co. der Offenbarungseid betriebswirtschaftlicher Ahnungslosigkeit, denn auch beim Musikzentrum will man nach dem üblichen Vorgehen natürlich kein Geld für Instandhaltung und ggf. auftretende Schadensfälle in den Haushalt einstellen, wie H.-D.-Fleskes mit beispielloser Peinlichkeit in der WDR-Lokalzeit baff erstaunt über die Frage verschämt kundtat. Kommt es beim Musikzentrum nach 5 Jahren z.B. zu einem schweren Sturmschaden, dann wird auch dieses konsequent dicht gemacht werden müssen. Denn auch das Geld für die Behebung eines solchen Schadens wird die Stadt niemals aufbringen können. Man kann es nur vorsätzliche Dummheit nennen, dass die Stadt für solche Fälle kein Geld in den Haushalt einstellt und die Kommunalaufsicht zu diesem wirtschaftlichen Unsinn beide Augen zukneift.

Der Fall des Stadtbades zeigt wie das Cross-Border-Leasing des Kanalnetzes aber ein Weiteres, während die Bürger ahnen, dass sich derartige Transaktionen für die Stadt nicht lohnen, zieht die Politik Projekte gegen jede Vernunft und den Willen der Bürger durch und ruiniert damit die Stadt. Man darf gespannt sein, ob die Politik aus diesen Fehlentscheidungen gelernt hat und die Bürger zukünftig an den Entscheidungen angemessen beteiligt. Das Verhalten der Politik im Fall „Musikzentrum“ wird es in Kürze zeigen.

Volker Steude (Ruhrblogxpublik)

Autor:

Dr. Volker Steude aus Bochum

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