Pointen aus Stahl
Glosse: Tutti Mutti und Hotte in love

Der CDU-Parteitag ist endlich vorbei. Die Süddeutsche Zeitung verglich ihn mit einer Pokerrunde, bei dem Angie und AKK „all in“ gespielt hätten. Stimmt. Und den Joker, den der Kreuz-König ins Spiel gemogelt hatte, haben sie auch ausgestochen.
Kommentatoren nannten AKK schon die „neue Mutti“, aber die alte ist ja noch da. Die CDU hat jetzt zwei, eine für die liberalen und eine für die christlich-konservativen Vertreter. Ausgerechnet die Union wird nun zur Patchwork-Familie und ein bisschen durchgemischt. Die Partei läuft jetzt unter dem Motto: Tutti Mutti – Tutti Frutti.
Dabei war es Wolfgang Schäuble, der zuvor die Hüllen fallen ließ und sich offen für seinen Rache-Engel – äh … Wunschkandidaten Merz aussprach. Aber der alte Fritz hat wohl ausgedient, und Schäuble schiebt man dann auch bald aufs Abstellgleis. Verdient haben sie ihre Niederlage. Zwei beleidigte Egos, die Vergeltung wollten, weil Mutti I. ihre Karrieren als Kanzler und Bundespräsident vereitelt hatte. Warum sollte dafür jetzt das ganze Land leiden mit einer Wirtschaftswitzfigur an der Spitze der Partei und dann womöglich im Kanzleramt?! Der nun angesäuerte Sauerländer hat nicht umsonst am 11.11. Geburtstag: weil er das Volk zum Narren hält. Jetzt jedoch haben die Merz-Mitläufer, die endlich wieder einen kantigen Mann an der Spitze sehen wollten, dort gleich zwei Frauen, die in der Unionsfamilie die Hosen(-Anzüge) anhaben. Oder frei nach den großen Worten der Andrea Nahles: Ätschi-Bätschi!

Dass die knappe Niederlage für die Fritz-Fans aber schwer hinzunehmen ist, belegen die Verschwörungstheorien, die schnell aufkamen: Man habe das Mikrofon während der Rede von Merz bewusst heruntergedimmt, und Merz sei deswegen mit seiner Rede nicht so durchgedrungen. Vielleicht war eine Mehrheit in der Union aber auch einfach nur schlauer, einem Günstling des Geldes nicht mehr über den Weg zu trauen.
Dann gibt es noch das Problem um den neuen Generalsekretär Paul Ziemiak, der nun als Überläufer und Verräter gilt; er habe sich kaufen lassen (demnächst im Kino zu sehen als: „Die Iden des Merz“). War Merz wirklich so lange weg, dass er und seine Gesinnungslumpen vergessen haben, wie Politik funktioniert? Dann wäre er wirklich nicht der Richtige gewesen.
Der Bundesschatzmeister der CDU-Mittelstandsvereinigung klagt zudem über den Polen-Paule: „Unglaublich, wie man jemanden zum General vorschlagen kann, der noch nie mit bodenständiger Arbeit Geld verdient hat, der keinen vernünftigen Abschluss vorweisen kann und das reale Leben nur aus der Politikbrille kennt.“ Das kann man nur unterschreiben, aber es gilt für so viele weitere Knalltüten im politischen Spektrum: keinen echten Abschluss haben, nie an der Schüppe gewesen sein, aber irgendwelche Parteischulen und Coaching-Workshops besuchen, wo man mit Phrasen für die Presseauftritte konditioniert wird.

AKK tritt jedenfalls in große Fußstapfen, denn Angie ist „die Beste“, und: „Wir alle werden sie noch sehr vermissen.“ Dieses Urteil kommt im SPIEGEL-Interview tatsächlich aus dem Mund von Horst Seehofer, welcher „streckenweise sogar Zuneigung“ zu Merkel empfinde. Allerdings weiß man nicht, wie viel Wert man solchen Aussagen beimessen darf, gesteht die bayrische Kichererbse doch wenige Zeilen später, er gestatte sich manchmal, „nicht alles dreimal zu durchdenken“, was er öffentlich so von sich gibt. Es klingt ein bisschen nach dem schlagenden Ehemann, der seine Frau aber trotzdem liebt.
Nach Merkels überraschendem Verzicht auf den Parteivorsitz, konnte er sich allerdings auch nicht mehr als Parteichef halten. Am 19. Januar ist deshalb Schluss. Er bleibt aber selbstverständlich noch Innenminister bis 2021 und geht dann erst noch einmal auf eine lange Abschiedstournee mit Howard Carpendale. Bis dahin heißt es noch „Fremde oder Freunde“ oder „Tür an Tür mit Angie – Angie! Who the f*** is Angie?!“

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Die nächsten Show-Termine:

11.12.2018 - Düsseldorf - Takelgarn: Solo
13.12.2018 - Hannover - Kleinkunstbühne Hannover: Zimtsternkabarett
14.12.2018 - Hannover - Kleinkunstbühne Hannover: Zimtsternkabarett
15.12.2018 - Hannover - Kleinkunstbühne Hannover: Zimtsternkabarett
16.12.2018 - Bottrop - Kammerkonzertsaal: Comedy im Saal

Mehr unter: www.benjamin-eisenberg.de

Autor:

Benjamin Eisenberg aus Bottrop

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