Mehr als ein Friedhof

Die "Persephone" von Benno Elkan. | Foto: Archiv Schmitz
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Längst sind sie grüne Oasen in der Mitte der Stadt. Dabei waren der Westpark und auch der Ostfriedhof bei ihrer Gründung noch außerhalb der Stadt beziehungsweise am Stadtrand gelegen.

Der Westpark ist heute ein beliebter Treffpunkt für junge und alternative Bewohner des Kreuzviertels, doch er wurde 1811 als Westentotenhof damals noch außerhalb der Stadtmauern eingerichtet. 1912 wurde er nach Gründung des Hauptfriedhofes als Friedhof aufgehoben und in einen Park umgewandelt. Die alten Grabsteine sind heute zum Teil noch vorhanden und zeigen die verwitternden Namen vieler bekannter Dortmunder Familien.

Am nördlichen Parkeingang steht noch der schlafende Löwe, ursprünglich ein vor dem Bahnhof der Köln-Mindener Eisenbahn platziertes Kriegerdenkmal. Der Löwe geht auf Entwürfe von Karl Friedrich Schinkel für das Grabmal von Gerhard von Scharnhorst zurück. Es erinnert an die Dortmunder Soldaten, die 1866 in der Schlacht bei Königgrätz gefallen waren.

Der Grundriss zeigt die Form eines Sarkophages. Das Podest trägt einen schlafenden Löwen als Sinnbild für die schlafende Kraft des Vaterlandes. Auf der Breitseite werden die Namen der Gefallenen genannt. Im Park gibt es ein weiteres Ehrenmal für sechs Opfer der französischen Ruhrbesetzung. Am Hauptweg parallel zur Möllerstraße befindet sich das Grab des 1853 verstorbenen Berghauptmanns und Direktors des Oberbergamtes in Dortmund, Alexander von Mielecki.

Unter Teilen des Westparks befinden sich die Stollen zu Dortmunds größtem Luftschutzbunker, der in der Endphase des Zweiten Weltkrieges angelegt wurde.

Auch der Ostfriedhof, auf dem seit rund 20 Jahren wieder neue Gräber angelegt wurden, ist für die Anwohner eine vielgenutzte Grünanlage. Der parkähnliche Charakter lädt zum Spazierengehen ein.

Viele berühmte Bürger der Stadt sind auf dem rund 16 Hektar großen Ostenfriedhof an der Robert-Koch-Straße beigesetzt. Schöne alte Gräber mit kunstvollen Grabmalen zeugen von begüterten Familien, die hier ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Zahlreiche Grabskulpturen stammen von dem jüdischen Bildhauer Benno Elkan. Der historische Teil des Friedhofs mit Baumbestand und Wegeführung, die Einfriedung, ein Tor, Brunnen, die Trauerhalle, ein Toilettenhaus, das Verwaltergebäude sowie 362 Einzelgrabdenkmäler sind als Baudenkmal in die Denkmalliste der Stadt Dortmund eingetragen.Der Ostenfriedhof ist heute Teil der Route der Industriekultur.

Der Ostenfriedhof wurde während des Zweiten Weltkriegs schwer zerstört und wurde zeitweilig für jeglichen öffentlichen Verkehr gesperrt. Durch Vandalismus in der Zeit des Nationalsozialismus und schwere Bombentreffer war vor allem der alte jüdische Friedhof stark beschädigt. Die zerstörte und erst 1949 wiederhergestellte Einfriedung begünstigte noch in der Nachkriegszeit weiteren Vandalismus, etwa durch Bronzediebstahl. Die Wiederaufbauarbeiten verliefen aus Mangel an Personal und Material schleppend und dauerten bis in die fünfziger Jahre an. Erst zwischen 1950 und 1955 wurde der Ostenfriedhof um die Grabfelder 24 bis 28 erweitert und es gab seitdem wieder mehr Beisetzungen.


Bedeutende Persönlichkeiten und Grabstätten

Familiengrab Stahlbauunternehmer Jucho

„Persephone“, Grabskulptur von Benno Elkan

Relief auf dem Grabmal von Fritz Geck

Im umliegenden Wohngebiet des Ostenfriedhofs lebten zur Gründungszeit viele Familien, die eine bestimmende Rolle in Industrie und Wirtschaft der Stadt spielten

Direkt hinter dem Eingang rechts liegt das Grab von Henriette Davidis, die zu den ersten und erfolgreichsten Kochbuchautorinnen in Deutschland gehörte.

Eine andere bedeutende Dortmunderin, die Frauenrechtlerin und Schulbegründerin Marie Reinders, ist im Gräberfeld 19 im westlichen Teil des Friedhofs bestattet.

Vom Haupteingang an der Robert-Koch-Straße 35 führt eine der Hauptachsen des Friedhofs Richtung Süden. Die Gründergeneration der Familie Hoesch, lange Eigentümer eines der größten deutschen Stahlunternehmen, ist hier beerdigt. Der Entwurf für das Grab des bedeutenden Bauunternehmens Caspar Heinrich Jucho (Feld 13) stammt von der Pariser Weltausstellung von 1898. Eines der letzten erhaltenen gusseisernen Grabmale in Westfalen ist die Gruft der Familie Bäumer mit eindrucksvollen Schmiedarbeiten im Jugendstil (Feld 3).

Zwei Gedenkstätten erinnern an große Schlagwetterexplosionen in Dortmund. Am 19. August 1893 kamen 61 Bergleute auf der Zeche Kaiserstuhl I ums Leben. 48 dieser Bergleute wurden neben einem großen Gedenkstein unter eisernen Stelen mit Namenstafeln beerdigt (Feld 10). Am 22. Dezember 1897 folgte eine weitere große Explosion auf der gleichen Zeche, diesmal bei Schacht II, bei der 19 Bergleute ums Leben kamen. Das Denkmal in Form einer großen Steinplatte findet sich in Feld 11.

Eine weitere Gedenkstätte erinnert an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus. Neben einem zentralen Denkmal findet sich eine Reihe mit Ketten verbundener Steine, die die Namen verschiedener Konzentrationslager tragen.

Einige der Grabdenkmäler wurden von dem aus Dortmund stammenden jüdischen Künstler Benno Elkan gestaltet, der unter anderem die Bronze-Menora vor dem Parlament in Jerusalem schuf.

Ein Gedenkstein neben dem Mahnmal für die Zechentoten erinnert an Carl Wilhelm Tölcke, einen der Vorkämpfer des 1863 von Ferdinand Lassalle gegründeten Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins.

Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

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