Strich-Schließung richtig!

Zogen Bilanz nach vier Monaten Strich-Schließung: Sozialdezernentin Birgit Zoerner, Polizeiführerin Claudia Kretschmann-Schepanski, Ordnungsamtsleiter Ingo Moldenhauer, OB Ullrich Sierau, Jürgen Walther und Heike Tasillo vom Ordnungsamt, Dr. Ulike Ullrich vom Gesundheitsamt und Ingolf Möhring Stellv. Polizeipräsident. | Foto: Schmitz
  • Zogen Bilanz nach vier Monaten Strich-Schließung: Sozialdezernentin Birgit Zoerner, Polizeiführerin Claudia Kretschmann-Schepanski, Ordnungsamtsleiter Ingo Moldenhauer, OB Ullrich Sierau, Jürgen Walther und Heike Tasillo vom Ordnungsamt, Dr. Ulike Ullrich vom Gesundheitsamt und Ingolf Möhring Stellv. Polizeipräsident.
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„Wir brauchen einen langen Atem“, sind sich Stadtspitze und Polizei nach der Schließung des Straßenstrichs einig. Sie wollen den positiven Trend für die Nordstadt in Zukunft noch verstärken. Seit Mitte Mai ist die neue Sperrbezirksverordnung in Kraft, mit der die Straßenprostitution in Dortmund verboten wurde. Gleichzeitig ist ein Kontaktaufnahmeverbot für Freier in Kraft getreten. Der Straßenstrich an der Ravensberger Straße wurde geschlossen.
Gut vier Monate waren die städtische Task Force Nordstadt und die Polizei nun zur konsequenten Durchsetzung der Einhaltung der neuen Regeln vor Ort im Einsatz. „Die Schließung des Strichs hat zu einer deutlich spürbaren Entspannung in der Nordstadt geführt, insbesondere auch für die Kinder und Jugendlichen in dem Stadtteil mit der höchsten Minderjährigenquote“, so das gemeinsame Fazit.
Auch wenn es für eine abschließende positive Bewertung zu früh ist, sehen sich Oberbürgermeister Ullrich Sierau und der stellvertretende Polizeipräsident Ingolf Möhring in dem gemeinsam eingeschlagenen Weg durch die positiven Trends bestätigt: „Nach wie vor bewähren sich die enge Kooperation und das gemeinsame Vorgehen. Die positive Entwicklung gilt es zu verstärken, um nachhaltige Verbesserungen der Wohn- und Lebensverhältnisse für die Menschen in der Nordstadt zu erzielen. Dafür brauchen wir einen langen Atem!“
Illegale Straßenprostitution werde nur noch von einem übriggebliebenen „harten Kern“ von bis zu 30 Prostituierten ausgeübt, berichten die Ordnungshüter. Der Großteil der Frauen sei drogenabhängig und finanziere so die Sucht; über die Hälfte von ihnen sind deutsche Prostituierte.
Von diesen bis zu 30 Prostituierten sind 17 mehr als viermal wegen illegaler Prostitution aufgefallen und gelten demnach als Prostituierte, die „beharrlich“ der Sperrbezirksverordnung zuwider handeln. Dies führt weiter zunehmend zu Strafanzeigen: bis zum 27. September lagen bereits 148 Anzeigen gegen rund 50 Prostituierte vor. Darüber hinaus wurden 85 Ordnungswidrigkeitsanzeigen gegen Prostituierte erstattet.
Doch die Anzahl kontrollierter und sanktionierter Prostituierter geht allmählich zurück: Ausgehend davon, dass allein am ehemaligen Straßenstrich jährlich bis zu 700 Prostituierte angeschafft haben, ist ein drastischer Rückgang der Straßenprostitution festzustellen.
Denn Polizei und Stadt gehen auch gegen Freier vor: Bis zum 27. September wurden 250 Ordnungswidrigkeits-Anzeigen gegen Freier wegen des Verstoßes gegen das Kontaktaufnahmeverbot geschrieben. Die Freier werden in der Regel nur einmalig mit Verstößen auffällig. Und so wird der Freiersuchverkehr weniger Auffällig ist, dass ein Großteil (156) der kontrollierten Freier nicht aus Dortmund. Auch bezüglich der Kriminalität in der Nordstadt konnten Stadt und Polizei mit ihren gemeinsamen Anstrengungen dem negativen Trend Einhalt gebieten. War von 2006 bis 2010 die Kriminalität um 30 Prozent angestiegen, so ist sie von Mai bis August im Vergleich zu 2010 um über zehn Prozent zurückgegangen.
Durch den hohen „Kontrolldruck“ durch Task Force und Polizei zeigten auch weitere Maßnahmen positive Wirkung: So ging die Ansammlung Alkohol trinkender Menschen auf dem Nordmarkt deutlich zurück. Eine offene Drogenszene hat sich an keiner Stelle in der Nordstadt verfestigt. Doch Kfz-Delikte bereiten der Polizei Sorgen.
Positiv ist der deutliche Rückgang der Polizeieinsätze im Bereich des ehemaligen Straßenstrichs. Seit Mai waren rund 15 Prozent weniger Einsätze nötig.
Diese Entwicklungen wurden der Stadt und der Polizei auch durch positive Rückmeldungen von Nachbarn, Gastronomen, Schulen und der Wohnungswirtschaft der Nordstadt bestätigt.
Eine Verlagerung der Straßenprostitution in Dortmund oder das Umland wurde nicht festgestellt. Letzteres bestätigt der Konsultationskreis.
Die Polizei wurde inzwischen zum zweiten Mal durch bulgarische Polizeibeamte aus Plovdiv unterstützt. Diese bestätigen die hiesige positive Entwicklung: In Plovdiv habe sich herum gesprochen, dass in Dortmund kein Geld mehr zu verdienen sei.Die Zusammenarbeit von Polizei und Stadt hat sich sehr gut bewährt und wird nach dem bewährten Einsatzkonzept zunächst mindestens bis zum Jahresende fortgesetzt.
Mit der Schließung des Straßenstrichs wurde auch die Konzeption zur Prostituiertenhilfe weiter entwickelt. So wurde im Rahmen des Hilfeangebots für Prostituierte die gesundheitliche Beratung und serologische Untersuchungen für sexuell übertragbare Krankheiten vom Gesundheitsamt in die Beratungsstelle Kober verlegt. Allerdings ist die Nachfrage nach Hilfen sehr zurückhaltend. Daher wird zusätzlich Streetwork betrieben. Das Gesundheitsamt und das Hilfesystem passen die medizinischen und sozialen Hilfen flexibel den Notwendigkeiten an. Derzeit wird ein Konzept für Hilfen für Beschaffungsprostituierte erarbeitet.
Auch die Arbeit der Sicherheitskonferenz wurde angepasst. So wurde die Struktur um eine operative Arbeitsebene mit sieben Arbeitsgruppen und eine Ebene, die den Dialog in den Stadtbezirken sucht, ergänzt. Das Spektrum der AGs reicht von „Verwahrloste Häuser“, „Kinder und Jugendliche“, „Melde- und Gewerberecht“ über „Prostitution“, „Sucht“ bis hin zu „Soziales Netzwerk Zuzug aus Südosteuropa“.
Ergebnisse der letzten AG und die tägliche Arbeit zeigen, dass die aus Bulgarien und Rumänien Zugezogenen häufig nicht den Zugang zu den Hilfeander Stadt und der freien Träger finden.
Deshalb hat eine AG die überregionale Zusammenarbeit initiiert und das Projekt „Interkommunale Kooperation zur Entwicklung eines Handlungskonzeptes ‚Zuwanderung aus Südosteuropa’“ entwickelt. Der Austausch mit weiteren Städten und dem Land soll in die Entwicklung eines Handlungskonzeptes münden. Der Start des achtmonatigen Projekts, für das Landesmittel beantragt wurden, ist für November vorgesehen.

Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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