Am Ende des Pandemie-Jahres stieg die Zahl der Dortmunder ohne Job leicht an
5.000 Arbeitslose mehr als vor einem Jahr

Der zweite Lockdown hat im Dezember nur geringe Spuren auf dem Dortmunder Arbeitsmarkt hinterlassen. Dieser zeigt sich weitestgehend robust. Im Dezember liegt die Arbeitslosigkeit nahezu auf Vormonatsniveau. Coronabedingt verzeichnet die Agentur für Arbeit jedoch rund 5.000 Arbeitslose mehr als im Dezember vor einem Jahr. | Foto: Archiv / Schmitz
  • Der zweite Lockdown hat im Dezember nur geringe Spuren auf dem Dortmunder Arbeitsmarkt hinterlassen. Dieser zeigt sich weitestgehend robust. Im Dezember liegt die Arbeitslosigkeit nahezu auf Vormonatsniveau. Coronabedingt verzeichnet die Agentur für Arbeit jedoch rund 5.000 Arbeitslose mehr als im Dezember vor einem Jahr.
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„Mit einer unveränderten Arbeitslosenquote von 11,5 Prozent beenden wir das Jahr auf solider Basis. Erfreulich ist der erneute Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit auf 9,2 Prozent", kommentiert Heike Bettermann, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit, die aktuelle Lage auf dem Arbeitsmarkt. Etwas Sorge bereitet ihr die Zurückhaltung der Unternehmen bei den Stellenmeldungen. Denn der Bestand offener Stellen ist im Lauf des Jahres kontinuierlich gesunken und lag am Jahresende auf sehr niedrigem Niveau.

"Die Coronakrise hat die Menschen verunsichert, Entscheidungen zu Personalneueinstellungen wurden vielerorts verschoben", weiß Bettermann, "Betriebe warten erst einmal die weitere Entwicklung ab. Sie befinden sich im Standby Modus.“ „Viel wird jetzt davon abhängen, wie sich die Infektionszahlen in den kommenden Wochen entwickeln werden und ob die Impfungen erste Wirkung zeigen", fügt die Agentur-Chefin hinzu, denn rein saisonalbedingt erwartet sie im Januar und Februar einen weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit. "Zum Jahreswechsel enden zahlreiche befristete Beschäftigungen und auch in den witterungsabhängigen Berufen kann es in den Wintermonaten verstärkt zu Ausfällen kommen“, so Bettermann weiter.

Typisch für das Jahresende

Eine typische Dezember-Entwicklung sieht Jobcenter-Geschäftsführerin Dr. Regine Schmalhorst: "Ende 2019 waren 11.408 Menschen langzeitarbeitslos, heute sind es 3.394 mehr. Die Gründe dafür sind vielfältig und ebenfalls coronabedingt. Das Weihnachtsgeschäft sei weggefallen und es sei vielen, durch eine geringe Arbeitskraftnachfrage nicht gelungen, aus dem ALG I-Bezug in eine Beschäftigung zu wechseln. Und es konnten auch weniger Menschen an berufsvorbereitenden Maßnahmen teilnehmen.
Im Dezember waren 36.543 Dortmunder arbeitslos gemeldet, 9.526 davon bei der Arbeitsagentur. Damit ist die Gesamtzahl im Vergleich zum Vormonat um 72 Personen gestiegen. Die Arbeitslosenquote bleibt unverändert zum Vormonat bei 11,5 Prozent. Im Vorjahr lag sie bei 10 Prozent.

Jugendarbeitslosigkeit rückläufig

Im Dezember waren 3.047 Dortmunder unter 25 Jahren auf Jobsuche. Das ist ein Rückgang um 72 Personen oder 2,3 Prozent gegenüber dem Vormonat. Viele Jugendliche haben jetzt mit einer Ausbildung angefangen, ein Studium begonnen. Einige Ausgebildete haben nach kurzer Arbeitslosigkeit als begehrte Fachkraft eine Anstellung gefunden.

Nachfrage gering

Und doch ist Nachfrage nach neuen Arbeitskräften sehr gering. So wurden der Agentur für Arbeit 782 neue Stellen gemeldet. Das sind zwar 11 mehr als im November, im Vergleich mit dem Dezember 2019 aber rund ein Viertel weniger. Der aktuelle Stellenbestand erreicht mit 2.868 den Jahrestiefstwert. Er liegt um ein Drittel unter dem Vormonatswert, und weist nur halb sie viele Stellen auf, wie vor einem Jahr.

Zeitarbeit oft Indikator

Die Stellenmeldungen in der Arbeitnehmerüberlassung gelten als ein Frühindikator für die konjunkturelle Stimmung auf dem Arbeitsmarkt. In der Frühphase eines Aufschwungs steigt in der Regel die Nachfrage nach Zeitarbeitnehmern an - in Abschwungphasen nimmt sie ab, die gesamtwirtschaftliche Entwicklung folgt in der Regel diesem Trend. Aktuell liegt der Bestand offener Stellen in der Zeitarbeit auf sehr niedrigem Niveau.

Pandemie hinterlässt Spuren

Der Rückgang bei den Stellenangeboten trifft aber nahezu alle Branchen, besonders stark aber den Handel sowie das Gastgewerbe. Im Handel wurden vor 12 Monaten 652 offene Stellen angeboten, in diesem Jahr waren es im Dezember nur 371 – ein Minus von rund 43 Prozent. Im Gastgewerbe ging die Zahl der gemeldeten Stellen um knapp 80 Prozent zurück. Auch im verarbeitenden Gewerbe hinterlässt die Pandemie ihre Spuren. Vor einem Jahr waren hier 188 Stellen angeboten, aktuell sind der Agentur für Arbeit 117 freie Stellen gemeldet.

Unterbeschäftigung leicht gestiegen

In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen erfasst, die nicht als arbeitslos im Sinne der Sozialgesetzbücher (SGBIII und SGBII) gelten, weil sie zum Beispiel wegen der Teilnahme an Qualifizierungs-, Trainings- oder Beschäftigungsmaßnahmen, wegen Krankheit oder vorruhestandsähnlicher Regelungen nicht als arbeitslos gezählt werden.
Wie die Arbeitslosigkeit, so ist auch die Unterbeschäftigung in diesem Monat leicht gestiegen. Insgesamt sind im Dezember 47.760 Personen in der Unterbeschäftigung registriert. Das sind im Vergleich zum Vormonat 106 Personen mehr. Der Anteil der Arbeitslosigkeit an der Unterbeschäftigung liegt im Dezember unverändert bei 76,5 Prozent. Ähnlich verhält es sich mit der Unterbeschäftigungsquote, sie liegt im Berichtmonat Dezember ebenfalls unverändert bei 14,5 Prozent (Vorjahr: 13,5 Prozent)

Kurzarbeit steigt zum Jahresende

Vor Beginn der Kurzarbeit müssen Betriebe Anzeige über den voraussichtlichen Arbeitsausfall erstatten. Nach aktuellen Daten zu geprüften Anzeigen wurde im Dezember in 415 Betrieben konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt. Damit steigt auch die Zahl der Personen, für die Kurzarbeit angezeigt wird, erneut im Vergleich zum Vormonat an. Für 13.696 Personen wurde im Dezember Kurzarbeit angezeigt. Im März 2020 waren es gut 16.000 Männer und Frauen. Nahezu alle Branchen sind gleichzeitig von Kurzarbeit betroffen. Umfänglich sind allerdings das Gastgewerbe sowie der Handel von Kurzarbeit am stärksten betroffen.

Vorläufiger Höchststand bei Kurzarbeit

Aktuelle Daten zur tatsächlichen Inanspruchnahme stehen bis August zur Verfügung. So wurde nach vorläufigen hochgerechneten Daten der Bundesagentur für Arbeit im August für 13.362 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in 1.795 Dortmunder Betrieben konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt. Damit sind die Zahlen weiter rückläufig. Im Juli nahmen 16.151 Personen in 2.067 Betrieben Kurzarbeit in Anspruch. Der vorläufige Höchststand wurde bisher im April 2020 mit knapp 38.000 Kurzarbeitenden verzeichnet.

Infos komprimiert
Arbeitsmarkt in Dortmund Dezember 2020
• Arbeitslosenquote unverändert bei 11,5 Prozent
• Rund 5.000 Arbeitslose mehr als vor einem Jahr
• Jugendarbeitslosigkeit weiter rückläufig
• Arbeitskräftenachfrage saisonalbedingt auf niedrigem Niveau

Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

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