Große Unzufriedenheit mit Reaktion des Veterinäramtes
LINKE + fordert weiter eine Aufarbeitung von Tierschutzverstößen

Thomas Zweier

Es gab -zig Presseberichte, Beschwerden, Anzeigen bei der Polizei und sogar Dienstaufsichtsbeschwerden. Das Leid der vernachlässigten Schafe in Deusen – und vor allem ihrer toten Lämmer – scheinbar erfroren - wühlte nicht nur die Tierschützer in der Fraktion DIE LINKE+ auf, sondern auch Tierschutzorganisationen und große Teile der Bevölkerung. Antworten vom zuständigen Veterinäramt forderten deshalb - neben der Fraktion DIE LINKE+ - noch zwei weitere Fraktionen im Ausschuss für Bürgerdienste, öffentliche Ordnung, Anregungen und Beschwerden. Das Ergebnis jedoch war für Ausschussmitglied Thomas Zweier (DIE LINKE+) alles andere als zufriedenstellend. „Angeblich sei die Schafherde in gutem Zustand gewesen, ließ uns das Veterinäramt wissen. Kritische Nachfragen allerdings wurden unterbunden und nicht zugelassen“, sagte Thomas Zweier nach der Ausschuss-Sitzung.

„Bisher dachte ich immer, dass in einer Demokratie die Politik die Verwaltung kontrolliert – und nicht anders herum“, kommentierte Thomas Zweier zynisch. Fakt sei jedoch, dass der zuständige Dezernent und der Ausschussvorsitzende – beide von der CDU – beim Tageordnungspunkte „Schafe“ nur eine einzige Nachfrage erlaubten. Das Argument: Der Leiter des Veterinäramtes sei es schließlich nicht gewohnt, Fragen beantworten zu müssen. „Zudem wurden wir aufgefordert, uns wegen Corona kurz fassen“, ärgerte sich Zweier. „Das galt aber nur für diesen kritischen Tagesordnungspunkt. Ansonsten wurde munter drauf los diskutiert.“ Insgesamt dauerte die Sitzung bis 20 Uhr.

„Ich habe immerhin das Angebot bekommen, meine Fragen schriftlich – also ohne Beteiligung der Öffentlichkeit - nachzureichen“, berichtet Zweier und fasst zusammen: „Dieses gesamte Vorgehen ist nicht in Ordnung. Das Vorgehen des Veterinäramtes im Schäfer-Fall nicht. Und die politische Aufarbeitung des Themas ebenso wenig. Dabei hätte das Veterinäramt doch jetzt die Gelegenheit gehabt, sich öffentlich reinzuwaschen.“

Denn es ist der Leiter des Veterinäramtes, der seit gut einem Jahr unter starker Kritik – vor allem von Seiten von Tierschützern - steht und dem vorgeworfen wird, die gesetzlich vorgeschriebenen Kontrollen zur Einhaltung des Tierschutzes nicht einzuhalten. „Die Vorwürfe der Tierschützer kennen wir – und auch die herzzerreißenden Berichte in der Presse. Nun hätten wir halt mal gerne die Gegenseite gehört“, so Zweier. „Das war aber nicht gewünscht. Doch da hat die Verwaltung die Rechnung ohne unsere Fraktion gemacht. Wir bleiben an dem Fall dran. Wir werden jetzt erst einmal unsere Fragen schriftlich einreichen und dem Veterinäramt künftig genau auf die Finger schauen. Weitere Verstöße gegen das Tierschutzgesetz werden wir nicht hinnehmen.“

Zur Vorgeschichte

(= Auszüge aus einer Pressemitteilung der Tierschutzpartei vom Februar 2021):
Bereits im Frühjahr 2020 berichteten ehrenamtliche Tierschützer*innen der Arche 90 über erkrankte Tiere und erfrorene Lämmer und haben seit diesem Zeitpunkt die Situation vor Ort stets im Blick behalten.

Die im Frühjahr 2020 bekannt gewordene Situation der Tiere des Schäfers auf Weiden in Deusen und Oestrich zieht sich dabei in einem kontinuierlichen Leidensweg auch über den Sommer, wo wiederholt Meldungen über den schlechten Gesundheitszustand der Tiere durch die Arche 90 e.V. an das Dortmunder Veterinäramt herangetragen wurden. Am ersten Februar-Wochenende kam es zu einem neuen traurigen Höhepunkt, so bekamen einige trächtige Schafe ihre Lämmer zu Beginn der Kältewelle ohne jede Versorgung mit Nahrung oder Stroh in tiefem Schnee. Der Schäfer übergab später den vor Ort anwesenden Aktiven von Arche 90 zwei halbtote Lämmer, übereinander gestapelt in einem Eimer. Durch großen Einsatz der Tierschützer*innen überlebten die beiden Tiere die Nacht.

Die nächsten Tage brach über Dortmund der tiefste Winter ein und die etwa 50 Tiere große Herde stand ohne jeden Rückzugsort, teilweise in bis zu 40 Zentimeter hohem Schnee, bei Temperaturen im zweistelligen Minusbereich. Hier litten besonders die Lämmer Höllenqualen, da sie wenige Stunden oder Tage nach der Geburt noch nicht über ein ausreichend dichtes Fell verfügen.
Durch das Veterinäramt wurde der Schäfer angewiesen, die Mutterschafe samt sechs Lämmer in einen Stall zu verbringen. Da die Aktivitäten des Schäfers erst nach Einbruch der Dunkelheit stattfanden, wurde erst am nächsten Morgen deutlich, dass augenscheinlich nur die Lämmer eingesammelt und die Muttertiere mit vollen Eutern auf der Weide zurückgelassen wurden. Seitens des Veterinäramtes fanden vor Ort Gespräche mit dem Schäfer statt, ohne dass eine Versorgung der Tiere, die unter ihren geschwollenen Eutern litten, stattfand. Ein am gleichen Tag auf die Welt gekommenes Jungtier wurde mitsamt seiner Mutter wenig später vom Besitzer abtransportiert. Um die Situation der hungrigen Tiere vor Ort zu lindern, organisierte eine Nachbarin einen großen Heuballen.

An einem Februar-Wochenende führte der Anruf eines Informanten die Tierschützer*innen zu einer Mülltonne auf einem frei zugänglichen Gelände in Dortmund-Oestrich, in der sich mehrere tote Lämmer und ein Mutterschaf befanden, weggeworfen wie Müll.
Seitens der Arche 90 wurden daraufhin Polizei und Veterinäramt informiert mit dem Ziel der Beschlagnahmung und genauen Feststellung der Todesursache. Auch im Hinblick auf Verstöße gegen das Tierschutzgesetz, da völlig unklar ist, ob die Tiere verhungert, erfroren oder getötet wurden oder gar noch lebten, als sie in der Mülltonne landeten. Durch das Veterinäramt fand im Anschluss eine Dokumentation der Vorfälle statt, jedoch wurde eine weitergehende Untersuchung nach Rücksprache mit der Amtsleitung abgelehnt und auch dem Tierschutzverein untersagt, die Tiere abzutransportieren und weiter zu untersuchen.

Hinweis:
Über die Online-Plattform AVAAZ läuft aktuell eine Petition, dem Schäfer die Erlaubnis zur Tierhaltung zu entziehen. Link zur Petition:

https://secure.avaaz.org/community_petitions/de/veterinaeramt_dortmund_und_recklinghausen_tierhalteverbot_fuer_schaefer_hw_aus_castrop

Autor:

Claudia Behlau, DIE LINKE+ aus Dortmund-Ost

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