Ein lohnendes Ausflugsziel
Fromme und weniger fromme Frauen: Kloster Saarn in Mülheim an der Ruhr

Blick durch den Torbogen des Wirtschaftsgebäudes auf den gelben nördlichen Anbau(18. Jh.), heute Café.
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  • Blick durch den Torbogen des Wirtschaftsgebäudes auf den gelben nördlichen Anbau(18. Jh.), heute Café.
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Kloster, Gewehrfabrik, dann Tapetenfabrik - heute Begegnungsstätte und kulturelles Zentrum: Das Kloster Saarn, eine Zisterziensergründung von 1214, liegt unmittelbar an der Bundesstraße 1 im Süden von Mülheim und hat eine lange und bewegte Geschichte. 

So fing es an

Die Frauenabtei "St. Mariae Saal", gelegen auf einer Niederterrasse der Ruhr und den Mönchen des Zisterzienserklosters Kamp am Niederrhein unterstellt, war zunächst eine bescheidene romanische Anlage. Im Zuge der Reformation erlebte das Kloster unruhige Zeiten, blieb aber katholisch. Immer wieder wurden Klagen laut, dass sich die Nonnen nicht an die strengen religiösen und moralischen Regeln ihres Ordens hielten. Im 18. Jahrhundert erlebte Saarn eine wirtschaftliche Blüte und wurde mit dem Äbtissinnenbau (1729) und den drei Flügeln des Wirtschaftsgebäudes (1755) zu einer repräsentativen barocken Anlage umgestaltet. Schon lange hatten hier adlige Äbtissinnen das Sagen und das Kloster bekam den Charakter eines Damenstifts. Dass sich die Äbtissin Maria Theresia von Reuschenberg 1735 ein Wohnhaus außerhalb des Klosters bauen ließ, spricht für sich.

Niedergang...

Als die Abtei 1808 im Zuge der Säkularisation aufgelöst wurde, überstand die Kirche als Pfarrkirche der Gemeinde Saarn die Ereignisse unbeschadet. Aber in die Wirtschaftsgebäude zog 1815 eine Gewehrfabrik. 1874 folgte die Tapetenfabrik Niederhoff. Als die Kirche für die wachsende Gemeinde  nicht mehr ausreichte, legte man Ende des 19. Jahrhunderts den romanischen Chor nieder und errichtete einen großen neoromanischen Anbau mit Querschiff, Seitenschiffen und neuem Chor.
Wegen des Ausbaus der B 1 mussten 1938 die Reste des nördlichen Wirtschaftsflügels weichen. Damit war das Kloster vom Dorf Saarn abgeschnitten. Nach dem Krieg verwahrloste die Anlage trotz vereinzelter Renovierungsmaßnahmen zusehends.

...und Erwachen aus dem Dornröschenschlaf

Schließlich stellten1979 das Land Nordrhein-Westfalen, das Bistum Essen und die Stadt Mülheim Mittel für eine umfassende Restaurierung bereit. Unter Beteiligung engagierter Bürger wurde ein Gesamt-Nutzungskonzept erarbeitet, so dass schließlich seit 1989 das am besten erhaltene Zisterzienserinnenkloster am Niederrhein wieder ein Anziehungspunkt weit über Mülheim hinaus ist. Wohnungen in den Wirtschaftsflügeln, Café, Bücherei, Museum, Kräutergarten, Konzerte, Veranstaltungen und die Lage nahe den Ruhrauen machen Kloster Saarn  zu einem ausgesprochen lebendigen Zentrum und attraktiven Ausflugsziel.

Otto Pankok und Dorf Saarn

Einen Abstecher lohnt das "Dorf Saarn" jenseits der B 1. Auf der Düsseldorfer Straße stehen zahlreiche denkmalgeschützte Fachwerkhäuser. Im Äbtissinnenhaus auf der Otto-Pankok-Straße 63 wurde der expressionistische Maler und BIldhauer Otto Pankok geboren - in eben dem Haus, das die Äbtissin Maria Theresia von Reuschenberg 1735 außerhalb des Klosters für sich bauen ließ.          

Ich wünsche viel Freude beim Fotospaziergang durch Mülheim-Saarn.

Weitere Infos gibt es bei den Bildunterschriften.

Quelle
Kurt Ortmanns (Redaktion): Kloster Saarn. Zur Restaurierung der ehemaligen Zisterzienserinnenabtei in Mülheim an der Ruhr, 1979 - 1989, Mülheim an der Ruhr 1990.

Autor:

Margot Klütsch aus Düsseldorf

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