Duisburg Hamborn
Abriss der Schande von Duisburg

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Einst strahlte sie im Glanz der Scheinwerfer, gefüllt mit tausenden begeisterter Menschen, die die Stars der Unterhaltungswelt bejubelten. Die Rede ist von der Rhein-Ruhr-Halle in Duisburg-Hamborn. Heute liegt sie vergessen, verlassen und verrottend da - ein erschütterndes Bild für die Vernachlässigung unseres kulturellen Erbes.

Vernachlässigt und am verrotten: Die Rhein-Ruhr-Halle

Eröffnet am 31. Oktober 1975, war die Rhein-Ruhr-Halle ein Wahrzeichen der Unterhaltungsindustrie. Hier fanden Fernsehshows, Konzerte, Sportveranstaltungen und Messen statt, und sie war Ort vieler unvergesslicher Momente. Die Ausgabe von "Wetten, dass..?" im November 1995 mit der Weltpremiere des Earth Song von Michael Jackson bleibt bis heute im Gedächtnis. Doch all diese Glanzmomente gehören längst der Vergangenheit an.

Seit März 2011 ist die Halle geschlossen. Jahrzehntelang wurden keine ausreichenden Investitionen in die Instandhaltung und Modernisierung getätigt. Die Stadt und die Verantwortlichen ließen die Halle schleichend verfallen. Marode Zustände wurden hingenommen, während sie einstige Pracht langsam verblasste.

Fragwürdige Investitionen

Statt die Halle als kulturelles Juwel zu bewahren, wurde sie zum Spielball von fragwürdigen Investitionsplänen. Ein niederländischer Investor träumte von einem gigantischen Einkaufszentrum für Markenwaren, das "Duisburg Village Outlet". Doch statt die Rhein-Ruhr-Halle als kulturelles Erbe zu erhalten, sollte sie lediglich als Gerüst für eine profitorientierte Shoppingmeile dienen. Ein beispielloser Akt der Missachtung.

Die Aussicht auf ein Outlet-Center führte zu Protesten der Anwohner, die den Abriss von umliegenden Wohnhäusern zur Folge gehabt hätte. Obwohl der Plan immer wieder verschoben wurde, war die Halle weiterhin dem Verfall ausgesetzt. Die Gelegenheit, die Halle zu retten und wiederzubeleben, wurde verspielt.

Vorschläge für Sanierung

Die Halle hätte gerettet werden können. Ideen für eine Sanierung und Reaktivierung wurden diskutiert, aber die zögerliche Umsetzung ließ diese Pläne im Sande verlaufen. Und so verstrichen die Jahre, ohne dass jemand einen Finger rührte, um das kulturelle Erbe zu bewahren.

Die Rhein-Ruhr-Halle, einst stolzes Symbol für Kultur und Unterhaltung, ist nun ein trauriges Symbol der Gleichgültigkeit und Vernachlässigung. Ihre verfallenen Mauern erinnern uns an das Versagen, dieses kulturelle Erbe zu schützen und für kommende Generationen zu bewahren. Ein Skandal, der nicht ungesühnt bleiben sollte. Denn es ist nicht nur ein Gebäude, das verrottet - es ist ein Stück unserer Geschichte, das verloren geht.

Ebenfalls vernachlässigt: Das Stadtbad Hamborn

Direkt gegenüber der einstigen Pracht der Rhein-Ruhr-Halle liegt ein weiteres vergessenes Juwel: das ehemalige Stadtbad Hamborn. Ein denkmalgeschützter Bau, der einst die Menschen mit seiner Architektur und olympischen Schwimmbecken beeindruckte. Doch auch hier erzählt der desolate Zustand eine Geschichte des Versagens und der Vernachlässigung.

Das alte Stadtbad

Das Stadtbad Hamborn, nach den Plänen des Architekten und Regierungsbaumeisters Franz Steinhauer 1929 erbaut, sollte ein Symbol für Modernität und Fortschritt sein. Mit einer beeindruckenden Backsteinoptik und Muschelkalk-Fensterbändern im Stil der Neuen Sachlichkeit erstrahlte es in seiner ganzen Pracht.

Ursprünglich für Männer und Frauen mit getrennten Schwimmbecken geplant, wurden die Bauarbeiten durch die Weltwirtschaftskrise unterbrochen. Als sie 1936 wieder aufgenommen wurden, hatte sich jedoch die gesellschaftliche Situation geändert, und ein Schwimmbecken wurde überflüssig. Dennoch sollte das Gebäude für die Menschen ein Ort der Begegnung und des Sports sein.

Doch die Geschichte des Stadtbad Hamborn nahm eine düstere Wendung. Die Finanzknappheit und der Zweite Weltkrieg hinterließen ihre Spuren. Die einst olympischen Schwimmbecken wurden für andere Zwecke umfunktioniert, und das Gebäude musste sich neuen Herausforderungen stellen.

Vernachlässigung des Stadtbads

Die Vernachlässigung des Stadtbad Hamborn spiegelt das Versagen der Verantwortlichen wider. Geldmangel und eine mangelnde langfristige Planung führten dazu, dass das einst prunkvolle Bauwerk langsam in Vergessenheit geriet. Brände, durch Brandstiftung, zerstörten Teile des Gebäudes, und die Sporthalle wurde ebenfalls nicht von Schäden verschont.

Sanierung und neuen Zweck

Im Jahr 2018 erwarb die Greyfield Group das Objekt mit dem Ziel, es zu sanieren und als Bürostandort wiederzubeleben. Das ehemalige Stadtbad fand einen neuen Zweck als Jobcenter Duisburg-Nord. Doch die Jahre des Verfalls hinterließen tiefe Spuren, und die einstigen olympischen Schwimmbecken wurden nie in ihrer ursprünglichen Pracht wiederaufgebaut.

Vergessen und am verrotten

Warum wurden diese beiden historischen Gebäude dem Verfall überlassen? Während das Stadtbad Hamborn denkmalgeschützt ist, wurde die Rhein-Ruhr-Halle nicht unter Denkmalschutz gestellt. Dies ließ die Halle zu einem Spielball von fragwürdigen Investitionsplänen werden.

Statt diese kulturellen Schätze zu erhalten und wiederzubeleben, wurden sie zum Opfer von Geldmangel und mangelnder langfristiger Planung. Eine verpasste Chance, die einstigen Glanzzeiten wieder aufleben zu lassen. Man hätte das Stadtbad zum Beispiel in ein Hotel umwandeln können, um den Besuchern der Rhein-Ruhr-Halle, welche nicht aus der Umgebung herkamen, eine angemessene Unterkunft zu bieten.

Die einst stolze Rhein-Ruhr-Halle und das denkmalgeschützte Stadtbad Hamborn stehen sich nun gegenüber - ein trauriges Symbol für das Versäumnis, unser kulturelles Erbe zu bewahren und der Vergangenheit Respekt zu zollen. Diese verrottenden Gebäude sollten uns daran erinnern, dass die Geschichte und das Erbe unserer Stadt in den Händen der Verantwortlichen liegen - und es an ihnen ist, sie zu schützen und zu pflegen, für die kommenden Generationen.

Autor:

Egemen Semih Köse aus Duisburg

Webseite von Egemen Semih Köse
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