Kolumne
Über die Phantominsel

Eine Phantominsel oder Scheininsel (auch Isla fantasma, spanisch für Schein- oder Geisterinsel) ist eine Insel, die auf historischen Karten verzeichnet oder in historischen Schriftstücken beschrieben ist, aber tatsächlich nie existierte. Phantominseln sind nach heutigem Wissensstand weder sicher auf eine bestehende Insel ableitbar noch vulkanisch, tektonisch, klimatisch oder durch Erosion unter den Meeresspiegel gesunken. Die meisten Phantominseln waren zeitweise auf Seekarten eingetragen.

Auch heute gibt es noch ungesicherte Eilande, besonders im Südpazifik. Zurzeit ist beispielsweise die Existenz der beiden in vielen zeitgenössischen Atlanten eingetragenen Riffe Ernest Legouvé und Maria Theresia umstritten.

Ursachen für das Auftauchen von Phantominseln

Die ältesten Phantominseln haben ihre Ursachen in antiken oder christlichen Legenden.

Etliche Inseln wurden zudem im Laufe der Jahrhunderte mehrfach entdeckt. Zum Beispiel ging die Kenntnis über bestimmte in der Antike bereits bekannte Inseln im Lauf des Mittelalters wieder verloren (etwa die Kanarischen Inseln oder die Azoren). Gelegentlich waren wohl auch diese mitverantwortlich für die Entstehung von Legenden der oben beschriebenen Art. Trafen Seefahrer nun auf die reale Insel und sie entsprach nicht den legendenhaften Vorstellungen, musste sich die Insel mit den „richtigen“ Attributen demnach weiter westlich befinden. Teils hatte die Erstentdeckung keine Spuren auf der betreffenden Insel hinterlassen und ihre geographische Lage war ungenau wiedergegeben oder der „Zweitentdecker“ befand sich im Irrtum über seine eigene geografische Lage.

Magnetische Kompassabweichungen, die bis ins späte 18. Jahrhundert währende Unfähigkeit, die geographische Länge zuverlässig zu bestimmen (→ Längenproblem), und unsichtbare Meeresströmungen, die ein Schiff erheblich schneller fahren oder unmerklich abdriften lassen konnten, sorgten für exakte Beschreibungen nichtexistierender Inseln.

Neben Legenden, Doppelentdeckungen und nautischen Irrtümern waren auch Seemannsgarn, bewusste Irreführungen durch ruhmsüchtige Kapitäne und optische Täuschungen Ursachen für Phantominseln. Auf keinen Fall aber beschränken sich diese Phänomene ausschließlich auf ein vorwissenschaftliches, unaufgeklärtes Zeitalter.

(fiktiver Text)

Gestatten: Dagobert mein Name. Ich bin der letzte direkte Abkömmling von Waldemar, dem ersten Herrschenr von Marcus Julius Brejus - Land - Sie wissen schon, jener Insel im Rhein, die lange Zeit die Grenze des freien Germaniens  zur römischen Besatzungsmacht bildete.

Was? Wie bitte? Sie haben noch nie von dieser Insel gehört? Sie liegt zwischen dem heutigen Rees und Emmerich und ist auf jeder Land- und Flußkarte eingezeichnet. Sie war auch lange Zeit ein beliebtes Ausflugsziel am Wochenende. Waren es anfangs niederrheinische Landadelige, die sich für die gute alte Zeit interessierten und wissen wollten, wie unsere Vorfahren lebten.

Als dann im 19. Jahrhundert die Industrialisierung auch im Niederrhein Einzug erhielt, kamen zuerste der Geldadel und dann die Arbeiterschaft.

Doch das ist alles Geschichte. Die Besucherströme sind versiegt. Warum da so ist , weiß ich nicht. - ich verstehe das abrupt einsetzende Ende des Besucherinteresses nämlich nicht.

Man sagt, es würde uns (die Insel und ihre Bewohner) nicht geben; manche Leute behaupten sogar, es hätte uns nie gegeben. Überenthusiastische Heimatforscher hätten das Marcus Julius Brejus - Land nur "erfunden"; um einen sichtbaren Punkt zu haben: "Bis hierhin sind die alten Römer gekommen und nicht weiter..."

Für andere Leute ist die Insel der Ausgangspunkt der Christianisierng des Rheinlandes, Rückzugsgebiet verfolgter Calvinisten, Forschungsstandort der Alchemisten, Tempel der Rosenkreutzer, Spionagestandort neuzeitlicher Industrieschnüffler oder gar Übungsort der Reichsflugscheibe.

Zusammen mit meinen verbliebenen Mitstreitern habe ich ein kleines heimatkundliches Museum eingerichtet. Es beschäftigt sich mit all´ diesen Theorien.

Inzwischen plagt mich ein kleines Problem. Bei uns gibt es einen Frauenmangel und damit einhergehend einen Männerüberschuß. In der Vergangenheit haben es viele Frauen nämlich nicht mehr bei uns ausgehalten und sind abgewandert, auf andere Flußinseln, um sich dort Männer zu suchen.

Wenn Sie uns also besuchen kommen, bringen Sie also bitte ganz viele heiratswillige Damen mit, sich sich möglicherweise kurzfristig entscheiden, hier zu bleiben. Und unsere Bevölkerung mit frischem Blut versorgt. Das fehlgeleitete Liebesleben unserer Männer (sprich: die Homosexualitä) unserer Männer wird wieder zurückgedrängt. Und, vor allem: Unsere Bevölkerungszahl wird wieder steigen.

(Zeitungsartikel, einige Zeit später)

Sie erinnern sich bestimmt, liebe Leser: Das Thema Schein-Insel war ein Thema in unserer April-Ausgabe des vergangenen Jahres. Irgendwann haben geologisce Untersuchungen und Forschungen gezeigt, daß es das Marcus Julius Brejus - tatsächlich gegeben haben muß. Im Boden unter dem heutigen Hamminkeln gibt es tatsächlich Höhlen, luftbalenförmige Gebilde mit viel Wasser drin. Nach glaubwürdigen Forschungsergebnissen sind sie durch tektonische Verschiebungen entstanden. Hier haben den Gerüchten zufolge Schattenwesen überlebt, die für unsere menschlichen Augen kaum sichtbar sind und alten Sitten und Gebräuchen folgen.

"Wir werden am Ball bleiben," berichtet Giselher von der Niederreinischen Forschungsstelle für Alternativweltforschung.

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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