Kolumne
...über die Sünde

Als Sündenfall bezeichnet die christliche Theologie ein teils wörtlich, meist jedoch symbolisch gedeutetes Ereignis, das in der Bibel als der Verzehr der verbotenen Frucht des Baums der Erkenntnis (eigtl. Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen) durch das erste Menschenpaar (Adam und Eva) beschrieben wird. Sie deutet dies zugleich als die Unheilsgeschichte der Menschheit begründende Ursünde (lat. peccatum originale originans). Die damit begründete Unheilsgeschichte wird in analoger Verwendung des Sündenbegriffs Erbsünde (lat. peccatum originale originatum) genannt, insofern jeder Mensch als Nachkomme Adams in diese Geschichte „hineingeboren“ und damit in seiner eigenen Freiheitsgeschichte vorbelastet ist. Der Unheilsgeschichte „von Adam her“ wird die Heilsgeschichte der Menschheit „auf Christus hin“ gegenübergestellt, der als „der neue Adam“  verstanden wird.

Der Begriff „Sündenfall“ entstand nach christlichem Verständnis im spätjüdischen 4. Buch Esra. Bereits Paulus hatte im Römerbrief von der ersten Sünde den Tod abgeleitet.

Gen 3 EU bildet die erste der vier urgeschichtlichen Verfehlungsgeschichten vom Brudermord (Gen 4,1–16 EU), von Beziehungen zwischen Engeln und Menschen (Gen 6,1–4 EU) und vom Turmbau zu Babel (Gen 11,1–9 EU). Sie bringen grundsätzliche biblische Aussagen über das Wesen von Mensch und Menschheit zum Ausdruck. Die erste Verfehlung ist jedoch insofern grundlegend, als mit ihr der paradiesische „Garten Eden“ als Inbegriff der Einheit mit Gott oder der Zugang zur ewigen Lebenfülle im „Baum des Lebens“ (Gen 3,22 EU) verloren geht und der Mensch nun (Gen 3,21 EU) die Geschichte der Sterblichen zwischen Geburt und Tod beginnt.

Insofern ist der Sündenfall im „Ungehorsam“ des ersten Adam ursächlich für den Tod, während im „Gehorsam“ des zweiten Adam „bis zum Tod am Kreuz“ mit der Auferstehung das Leben neu geschaffen wird (Röm 5,12–21 EU; Phil 2,8 EU). Augustinus von Hippo entwickelte aus der Interpretation des Paulus die Lehre von der Erbsünde.

In der Exegese wird der Begriff des Sündenfalls heute eher vermieden.

(eigene Gedanken)

Gibt es die "Sünde" wirklich, verstanden als Erbsünde, die die gesamte Menschheit betrifft und damit - losgelöst von jeglicher individueller Schuld - ihre Verdorgebenheit ausdrückt?

Kritiker verneinen dies. Für sie ist das Geschwafel von der Sünde / Erbsünde (oder wie immer man es ausdrückt) ein Instrument der Unterdrückung, mit dem die Gläubigen zumindest mundtot gemacht werden sollen. "Halt den Mund, Mensch. Du mußt dir Gottes Liebe erst durch viele gute Taten erarbeiten und verdienen." Auf diesen Satz kann man den Sündenfall reduzieren.

Schon Luther sagte den Satz, daß wir allein schon durch unseren Glauben gerechtfertigt sind. "Sola fides" heißt das wohl auf Latein.  "Glaubst du auch wirklich? Glaubst du auch richtig?" Diese beiden Fragen habe ich mal in einer Predigt in der Heilsarmee gehört. Und auch gleich wieder verworfen.

"Warum?" werden Sie, liebe Leser, nun fragen. "Darum!" könnte ich nun läppisch antworten; das wäre mir aber zu läppisch.

Glauben ist etwas ganz individuelles, persönliches. Die Bandbreite reicht von den lauten, fröhlichen Pfingstlern, die vom Heiligen Geist inspiriert sind, bis zu den kühlen, sachlichen und verstandesorientierten Reformierten.

"Jeder nach seiner Facon," soll mal ein preußischer König gesagt haben. Was in der Gesellschaft gilt, gilt auch in der christlichen Religion. Es kommt wohl nicht von ungefähr, daß die evangelischen Landeskirchen Sünde als fehlende Nähe zu Gott interpretieren.

Autor:

Felicia Rüdig aus Duisburg

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