Das Stadthaus wird zum Hotel

Das Duisburger Stadthaus trägt Trauer. Was aber nicht unbedingt am Ausscheiden des derzeitigen Stadtplanungs-Dezernenten liegt (das wäre nach Meinung vieler städtischer Bediensteter eher ein Grund zur Jubelbeflaggung). Der Grund ist eher ein anderer: Duisburg schrumpft. Einwohnermäßig. Wirtschaftlich. Bedeutungsmäßig. "Duisburg muß abgerissen werden!" hatte der Stadtplanungsdezernent Jürgen X. Y. Unfug schon vor geraumer Zeit gefordert. "Weniger Duisburg bedeutet weniger Autoverkehr und damit eine geringere Umweltverschmutzung. Weniger Häuser bedeuten auch weniger Kosten für die Stadt. Wir brauchen dann weniger Kanalisation, Stromleitungen und Infrastruktur. Die paar Eingeborenen, die wir dann noch haben, quartieren wir auf die frei schwimmenden Hausboote. Wenn wir Glück haben, entsorgt das näcshte Hochwasser die dann in der Nordsee." Sein Alternativvorschlag: "Wir wandeln Duisburg in den größten Puff Europas um. So sorgen wir wieder für Bevölkerungszuwachs und nehmen noch so ganz nebenbei jede Menge Gewerbesteuer ein."

Aber leider, leider ist dieser geniale Querdenker gerade einstimmig abgewählt worden. Wer von den Damen und Herren Stadträte möchte schon nächstes Jahr auf ein Hausboot umquartiert werden? Seitdem grassiert eine andere Idee in den Reihen der örtlichen, kommunalen Bürgermeister: "Lassen wir das Stadthaus zum ersten, besten Haus am Platze werden." Nach ihrer Meinung soll es in ein Hotel umgewandelt werden.

"Unter ökologischen Gesichtspunkten ist Duisburg die sauberste Stadt Nordrhein-Westfalens," berichtet Franz Maximilian Adolf Freiherr vom Bergischen Land, der oberste Repräsentant der Ruhrgebietsmetropole. "WIr haben daher beim hiesigen Tourismusverband die Anerkennung als Luftkurort beantragt. Das Genehmigungsverfahren läuft derzeit noch." Außerdem setze man darauf, daß sichin diesem Zuge der Wellness-Sektor in Duisburg ansiedeln werde, heißt es in einem geheimen Dossier, das nun in die Öffentlichkeit gelangt ist (durch ein Indiskretion der Wirtschaftsförderer, wie Eingeweihte vermuten). Das Stadthaus eignet sich demzufolge hervorragend dazu, um dort Anwendungen wie Krankengymnastik, Sauna, Massage, Arbeitstherapie, Kneipp`sche Anwendungen und homöopathsiche Verfahren dem Patienten angedeihen zu lassen. Es stünden wohl schon private Investoren bereit, die in der Lage und vor allem auch willens sind, die erforderlichen geringfügigen Umbaumaßnahmen durchzuführen. "Beamte brauchen viel Büroschlafg und Gelegenheit, sich auf den anstrengenden Feierabend vorzubereiten," ist sich Volkes Meinung sicher. "Daher gibt es bestimmt schon viele Schlafzimmer und Ruheräume," ist sich der Freiherr vom Bergischen Land sicher. "Wir peppen sie mit ein paar Möbeln auf. Und die Räume für die Anwendungen, na ja, die bekommen wir auch noch hin..."

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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