In zwei Stunden durch den größten Binnenhafen der Welt
Eine Rundfahrt durch den Duisburger Hafen

Walter Moser ist mit Herz und Seele Kapitän der "Rheinfels". Momentan sei es allerdings mehr ein Überleben. "Aber es kommen auch wieder bessere Zeiten", schaut er positiv in die Zukunft.
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  • Walter Moser ist mit Herz und Seele Kapitän der "Rheinfels". Momentan sei es allerdings mehr ein Überleben. "Aber es kommen auch wieder bessere Zeiten", schaut er positiv in die Zukunft.
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Es ist 11.32 Uhr am Steiger Schifferbörse in Duisburg-Ruhrort. Mit zwei Minuten Verspätung legt die MS Rheinfels bei Kaiserwetter zur Rundfahrt durch den größten Binnenhafen der Welt ab. Kapitän Walter Moser hat In der Hoffnung auf eventuell verspätete Passagiere die Abfahrt zwei Minuten hinausgezögert, doch vergeblich.

So fährt das 26 m lange und mit Sitzplätzen für 140 Passagiere versehene Schiff mit rund 40 Gästen ab. An Bord unter anderem eine Gruppe Wohnmobilisten aus Österreich, der Schweiz und Deutschland, die mit einem bayrischen Reiseunternehmen ihren Urlaub als geführte Wohnmobiltour genießen.
Über Funk meldet sich Moser beim Hafenmeister zur Rundfahrt ab.
Die ersten Passagiere bestellen Getränke und kleine Speisen, wie Kartoffelsalat mit Würstchen, während sie den ausführlichen Ausführungen des 56jährigen Kapitäns lauschen.
„Mein Schiff und ich sind gleich alt“, schwärmt der mit einem Augenzwinkern von seiner Rheinfels, „beide Baujahr 1965“.

Erklärungen mit einer Prise Humor

Raus geht es aus dem Hafenmund, vorbei am Ruhrorter Pegel, der einen Wasserstand der Hochwassermarke I von 9,22 m anzeigt, der momentan überfluteten „Festwiese“, der Ruhrorter Mühlenweide, ins Eisenbahn Bassin, das man, wie andere Hafenbecken auch, auf dem gleichen Weg verlassen muss, auf dem man hineingefahren ist. So geht es von Hafenbecken zu Hafenbecken und zu jedem weiß Moser Wissenswertes zu erzählen. Sowohl technische Details, als auch statistische und geschichtliche Daten. Trocken ist davon nichts, denn der Walsumer verpackt alles in eine gute Portion Humor. Zum Beispiel die Schleuse Meiderich, die als Tor zum westlichen Kanalnetz der ideale Ausgangspunkt für die Fahrt nach Amerika ist. „Über den Rhein-Herne- und Dortmund-Ems-Kanal, die Ems bis zur Mündung, vorbei an Borkum mit der gesunden Luft und dann links und immer geradeaus, vorbei an Grönland und Island“, spinnt der Kapitän ein wenig Seemannsgarn. Auch vom Eisbrecher „Germanus“, der im Winter 2010/11 zuletzt zum Einsatz kam und seitdem auf weitere strenge Winter wartet, erzählt der gelernte Binnenschiffer, während wir diesen passieren.
An einige Stellen können wir wegen des momentanen Hochwassers nicht fahren, so beispielsweise zum Schwanentor, der berühmten Hebebrücke am Innenhafen.
„Das Wasser wird jetzt bald langsam zurückgehen“, verspricht der erfahrene Kapitän.
Bis dahin lenkt er das Schiff geschickt durch die Fluten und muss auf treibende Baumstämme und ähnliches aufpassen.

Rund 133 Millionen Tonnen Umschlag pro Jahr

„Der Duisburger Hafen ist nicht nur der größte Europas, sondern der Welt“, weiß Walter zu berichten. Der gesamte Hafen teile sich in zwei Zuständigkeiten auf. Der öffentlich-rechtliche Teil der Duisburger Hafen AG „Duisport“ mit nunmehr zwei Gesellschaftern, dem Land NRW zu zwei Drittel sowie der Stadt Duisburg mit einem Drittel, sei der größte Binnenhafen Europas. Zusammen mit dem zweiten Bereich, den privaten Hafenanlagen bilde er mit 19 Becken, rund 46 km Ufer sowie 90 Krananlagen den größten der Welt mit rund 133 Millionen Tonnen Umschlag pro Jahr.
Des Weiteren verfüge der Duisburger Hafen über ein weiteres Alleinstellungsmerkmal, resümiert Moser mit einem Augenzwinkern, denn er sei der einzige Hafen, der über eine direkte Bahnverbindung von Rheinhausen nach China verfüge. „Das können die Chinesen nicht vorweisen. Die haben lediglich eine direkte Verbindung nach Rheinhausen.“
Mittlerweile nähern wir uns dem Ausgangspunkt und gleichzeitig Ziel der Fahrt, der Anlegestelle Schifferbörse direkt neben dem Museums- Schaufelraddampfer Oscar Huber.
Kapitän Moser hofft auf mehr Passagiere für die zweite Tour. Es habe sich eine Gruppe von elf Personen angemeldet. Am Steiger warten etwa 15 Leute auf die Ankunft, um an Bord gehen zu können.
Aber zuvor verlassen die Fahrgäste der ersten Tour das Schiff, nachdem sie bei einer der beiden Servicekräfte ihren Verzehr bezahlt haben.

Sehr empfehlenswert

Von der Fahrt sind sie begeistert. „Es war sehr interessant und kurzweilig“, schwärmt der Schweizer Toni Widrig“. Seine Frau Helene wundert sich über die Fähigkeit Walter Mosers, das Schiff zu steuern und gleichzeitig die Erklärungen zu dem Gesehenen abzugeben. „Multitaskingfähig, fast wie eine Frau“, scherzt sie.
Die Hafenrundfahrt können nicht nur die beiden uneingeschränkt empfehlen. Auch die anderen Passagiere bereuen nicht, mitgefahren zu sein und würden es wieder tun.
Mit den neuen Passagieren legt die Rheinfels zur zweiten Tour an diesem Tag ab. Die angemeldete Gruppe ist leider nicht an Bord. „Das passiert hin und wieder“, bedauert Walter Moser, „dass sich Gruppen anmelden und dann einfach nicht erscheinen“. Dabei müsse er auch mit dem Personal planen. Heute sind seine Frau Tanja, Servicekraft Jasmin Barnecki und Tim als Unterstützung des Kapitäns mit an Bord.
Etwa 10.000 Euro betragen die monatlichen Fixkosten. Meine Frage, ob man von den Einnahmen leben könne, beantwortet der seit 2008 selbständige Schiffsführer, „Momentan kann man eher von Überleben reden“. „Aber es werden auch wieder bessere Zeiten kommen“, verleiht er seiner Hoffnung Ausdruck.
Hafenrundfahrten veranstalten die Weiße Flotte vom Steiger Schwanentor (www.wf-duisburg.de) und die Rheinfels vom Steiger an der Schifferbörse in Ruhrort (www.hafenrundfahrt-duisburg.de).
Weitere Informationen, Fahrpreise und Abfahrzeiten können den jeweiligen genannten Internetseiten entnommen werden.

Randolf Vastmans

Autor:

Randolf Vastmans aus Xanten

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