Merkel in Marxloh: "Das Thema wurde verfehlt"

Thomas Mielke (vor dem Kameramann, schwarze Brille) schwieg beim Dialog mit der Kanzlerin. Foto: Hannes Kirchner
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Als Bundeskanzlerin Angela Merkel am vergangenen Dienstag zum Bürgerdialog nach Marxloh kam, gehörte Thomas Mielke vom Runden Tisch zu den 60 geladenen Gästen. Tacheles wolle er reden, hatte er im Vorfeld angekündigt. Doch dann hat er geschwiegen. Warum?

„Das war kein Bürgerdialog. Leider war es ein Dialog der Institutionen. Und daran wollten Peter Bours und ich uns als Vertreter des Runden Tisches nicht auch noch beteiligen. Also haben wir schon nach der ersten Hälfte des vorbereitenden Workshops beschlossen, einfach nichts zu sagen.“ Ob diese Entscheidung schlussendlich richtig war – Thomas Mielke ist sich heute nicht mehr sicher, doch an jenem Dienstag fühlte sie sich richtig an.

Dialog der Institutionen

Bei den Workshops sei man buchstäblich durch die Fragen gehetzt worden, was eine differenzierte Auseinandersetzung mit Sachthemen unmöglich gemacht habe. Schließlich habe man sich auf die Schlagworte Sicherheit, Bildung und Infrastruktur als Diskussionsgrundlage verständigt.

Probleme rückten in den Hintergrund

Dass es nicht um den Dialog mit dem Durchschnittsbürger gehe, habe bereits die Auswahl der geladenen „Bürger“ durch die EG DU deutlich gemacht: „Ursprünglich hieß es ja, man müsse in Marxloh wohnen und gemeldet sein, um zugelassen zu werden. Sehr viele der Gäste haben aber sicherlich nicht die Postleitzahl 47169 in ihrem Personalausweis stehen. Stattdessen haben sie Institutionen vertreten, haben erzählt, welch erfolgreiche Arbeit sie leisten und wie positiv sich das auf den Stadtteil Marxloh auswirkt, was ja auch stimmt. Leider sind dadurch aber die Probleme im Stadtteil in den Hintergrund geraten. Was mir gefehlt hat, war der Streifenpolizist, der aus dem Alltag berichtet, der Mann vom Ordnungsamt, der sich hier anpöbeln lassen muss.“

Nur Dieter Stratmann von der Freiwilligen Feuerwehr Marxloh habe es auf den Punkt gebracht, als er davon berichtete, dass seine Kollegen und er immer öfter bei Rettungsarbeiten behindert und sogar attackiert werden.

Kein realistisches Bild

„Das Thema wurde verfehlt“, ärgert sich Thomas Mielke. Die wirklich dringlichen Fragen seien stiefmütterlich behandelt worden, das Thema Sicherheit sei zu schnell abgehakt worden. „Aber vielleicht lebe ich auch einfach schon zu lange mittendrin. Vielleicht stößt es mir deswegen um so übler auf, wenn die Entwicklung des Stadtteils für mein Dafürhalten idealisiert dargestellt wird.“

Interessant sei der Tag dennoch gewesen: „Kanzlerin Angela Merkel wirkte sehr sympathisch, unfassbar nah und ganz natürlich. Das war eine sehr angenehme Erfahrung.“ Dennoch stelle sich schlussendlich die Frage nach dem Preis-/Leistungsverhältnis. „Wenn man bedenkt, was ein solcher Besuch kostet, hätte man das ganze besser als Online-Dialog im Internet aufziehen können.“

Das wahre Marxloh sei der Kanzlerin sowieso nicht präsentiert worden: „Wie zu erwarten war, wurde rund um den Veranstaltungsort Hotel Montan schon Tage im Vorfeld so gründlich aufgeräumt wie nie zuvor.“

Mehr zum Besuch der Bundeskanzlerin lesen Sie hier

Autor:

Claudia Brück aus Düsseldorf

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