Städtepartnerschaften: Wann ist genug?

Unterzeichnung der Städtepartnerschaftsvereinbarung durch Oberbürgermeister Adolf Sauerland und Bürgermeister Jack Seiler. Foto: Stadt Duisburg
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Wie viele Städtepartnerschaften braucht eine Stadt? Oder deren Bürger? Wie lieb und teuer sind uns unsere internationalen Beziehungen? In Duisburg sind es – nach Unterzeichnung einer entsprechennden Vereinbarung am 18. März in Fort Lauderdale – jetzt jedenfalls neun an der Zahl!

Mit folgenden Städten ist die Stadt an Rhein und Ruhr bislang eine Partnerschaft eingegangen: Portsmouth (Großbritannien) seit 1950, Calais (Frankreich) seit 1964, Lomé (Togolesische Republik, zurzeit ruhend) seit 1974, Wuhan (Volksrepublik China) seit 1982, Vilnius (Republik Litauen) seit 1985, Gaziantep (Türkei) seit 2005, Perm (Russland) seit 2007, San Pedro Sula (Honduras) seit 2008, Fort Lauderdale (USA) seit 18. März 2011.

Doch zu Duisburgs internationalem Netz gehören aber nicht nur offizielle Städtepartnerschaften. Durch eine Patenschaft ist Duisburg seit 1951 mit Kaliningrad, dem früheren ostpreußischen Königsberg, verbunden. Der Stadtbezirk Rheinhausen pflegt seine Patenschaft mit Sedgefield Borough/England. Regelmäßige freundschaftliche Kontakte unterhält die Stadt Duisburg mit den Städten Györ/Ungarn, Théoule-sur-Mer/Frankreich, Nijmegen/ Niederlande sowie den Hafenstädten Rotterdam und Antwerpen. Mit der chinesischen Hafenmetropole Quingdao ist Duisburg seit 2008 unter dem Dach des Regierungsbezirks Düsseldorf auf der Grundlage eines Freundschaftsvertrages verbunden.

Dagegen kommt die Landeshauptstadt Düsseldorf nicht an. Sie pflegt sechs klassische Städtepartnerschaften: mit Reading in England, mit Haifa in Israel, mit Warschau in Polen, mit Moskau in Russland und mit Chongqing in China. Dazu kommt die deutsch-deutsche Partnerschaft mit Chemnitz. Die Stadt mit den meisten Städtepartnerschaften in Deutschland ist – laut Wikipedia – Köln mit 21 Partnerschaften. Dahinter liegen Berlin (17), Darmstadt (15) und Nürnberg (14). Einzige deutsche Großstadt ohne offizielle Partnerstadt: Ulm.

Um Duisburgs bislang letzte Städtepartnerschaft hatte es schon im Vorfeld Streit gegeben. Bei der Ratssitzung im Juni 2010 wollten Teile der SPD-Fraktion zunächst nicht zustimmen, weil es ihrer Ansicht nach nicht in die Zeit von „Tränenlisten“ und Nothaushalt passe, eine neue kostenträchtige Partnerschaft einzugehen. Erst nachdem OB Adolf Sauerland von drohender internationaler Blamage sprach, anmahnte, diese Partnerschaft sei bereits im Ältestenrat vereinbart worden, und erklärte, die Partnerschaft würde nichts kosten, weil Sponsoren dafür aufkämen, gab‘s doch noch das Okay.
Um genau diese Sponsorenfrage gab‘s dann noch einmal Ärger kurz vor Antritt der Reise nach Fort Lauderdale zur Vertragsunterzeichnung, da die Bezirksregierung Düsseldorf als kommunale Finanzaufsicht untersagte, die Reise aus dem Stadtsäckel zu zahlen.

Ein Sponsor sollte es daher kurzfristig richten, worauf die SPD aus der Delegationsreise ausstieg mit der Begründung, nicht durch die Annahme eines solchen Sponsorings durch einen nicht genannten Geldgeber Gefahr laufen zu wollen, die politische Unabhängigkeit zu verlieren.
Das wiederum erzürnte Rainer Enzweiler, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion: „Ich kann doch nicht allen Ernstes im letzten Jahr eine Finanzierung der Städtepartnerschaft durch Sponsoren fordern und heute ein Sponsoring mit Hinweis auf die Gefährdung meiner politischen Unabhängigkeit ablehnen.“ Die Linken hatten auf die rein repräsentative Reise gemeinsam mit dem Oberbürgermeister ohnehin im Vorfeld verzichtet.

Was meinen Ihr? Braucht Duisburg so viele oder noch weitere Städtepartnerschaften, internationale Kontake – um die Wirtschaft anzukurbeln, die Völkerverständigung voranzutreiben, das Renommee zu steigern? Oder ist das in Zeiten leerer Kassen überflüssiger Luxus? Schreibt Eure Meinung, die wir gerne veröffentlichen wollen!

Autor:

Sabine Justen aus Duisburg

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