Was oder Wer ist eine Stadt?

Schon bebaute Grundstücke die der Öffentlichkeit nach und nach vorenthalten wurden. Bild Wulf Schmöller
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  • Schon bebaute Grundstücke die der Öffentlichkeit nach und nach vorenthalten wurden. Bild Wulf Schmöller
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Wer oder was ist eine Stadt?

Auf diese Frage bin ich gekommen während ich über den geplanten Verkauf eines nahegelegen Seegrundstücks am Wambachsee nachgedacht habe, und nicht schlafen konnte.

Bei Wikipedia ist zu lesen:

Eine Stadt (von althochdt.: stat = Standort, Stelle; etymologisch eins mit Statt, Stätte; vgl. dagegen Staat) ist eine größere, zentralisierte und abgegrenzte Siedlung im Schnittpunkt größerer Verkehrswege mit einer eigenen Verwaltungs- und Versorgungsstruktur. Damit ist fast jede Stadt zugleich ein zentraler Ort.

Wie kann eine „Stelle“ etwas verkaufen? Das geht glaub ich nicht wirklich.

Also muss doch Stadt eine Person (natürlich oder juristisch) sein.

Wer also ist die Stadt?

Sind es die Angestellten die bei der Stadt arbeiten? Kann ja nicht denn die arbeiten ja nicht „als“ Stadt sondern bei der Stadt. Sind also „von“ oder „bei“ der Stadt angestellt.

Sind es die Volksvertreter? Kann auch nicht denn die sind ja nur gewählt worden, damit sie für uns Bürger „aus“ der Stadt arbeiten?

Wer ist also die Stadt?

Sind es die Bürger, die in der Stadt wohnen?

Das hört sich für mich am wahrscheinlichsten an. Ohne Bürger braucht die Stadt keine Stadtangestellten, und auch keine Vertreter.

Stadtangestellte und Vertreter werden von den Bürgern bezahlt. Die Bürger sind also sozusagen die Arbeitgeber.

Dann stellt sich mir weiter die Frage, kann der Arbeitgeber nicht bestimmen was in seinem Betrieb passiert.

Also z.B. ob ein Grundstück, und an wen und zu welchem Preis verkauft wird?

Wer außer uns Bürgern hat das Recht etwas in der Stadt zu bestimmen? Denn wir sind ja die Arbeitgeber.

Sollten wir nicht über alles was in der Stadt geschieht mitbestimmen dürfen?

Das ist ein schöner Traum. Denn im Wirklichen Leben ist es ganz anders.

Wir Bürger müssen das Recht an die Vertreter abgeben, ob wir wollen oder nicht.

Und diese Vertreter die wir haben, ob wir wollen oder nicht, richten sich immer weniger nach den Wünschen von uns Bürger. Im Gegenteil: Wir werden bei manchen Dingen komplett ausgeschlossen, wie kleine unmündige Kinder. Wir dürfen nicht mal Wünsche äußern, dann wird uns gesagt das ist die Entscheidung der Stadt (also uns Arbeitgebern) und da dürfen wir nicht mit entscheiden. Es werden Entscheidungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit heimlich getroffen. Von ein paar Vertretern die meist nicht mal von der Hälfte, sogar nicht mal von einem Viertel der Bürger gewählt wurde.

Womit wir wieder bei der Frage sind: Wer ist die Stadt? Und weiter: wem gehört das zu verkaufende Grundstück? Den Angestellten? Den Vertretern? Oder den Bürgern?
Oben hatte ich festgestellt, wir Bürger sind sie Stadt, es müsste also eigentlich uns Bürgern gehören. Wäre es dann nicht logisch, wenn wir Bürger entscheiden dürfen ob und zu welchem Preis es verkauft wird.

Dürfen wir aber nicht, dafür sind unsere Vertreter da.

Wir haben unsere Vertreter gewählt, damit sie möglichst das Beste für uns tun. Und nicht, damit sie hinter unserem Rücken mauscheln.

Denn anders kann ich es nicht sehen, wenn ein superbegehrtes Seegrund einen geringeren Quadratmeterpreis haben soll, als ein auf der anderen Straße gelegenes welches keinen Seezugang hat.

5300 qm zu 1.035.000 € = 195,28 €/qm am See. Gegenüber 250,- €/qm auf der anderen Straßenseite. Wobei man zugeben muss, es werden nur die ersten 30 m von der Straße mit 250,- € berechnet und danach mit 50,- €.

Möglicherweise ist das am See ja ähnlich, und das eigentlich Wertvollste, des Grundstücks nämlich das am See gelegene Landschaftsschutzgebiet, wird für einen vergleichsweise Spottpreis abgegeben. Und die Fällgenehmigung der 150 Jahre alten Bäume gleich mit. Denn lt. Dr. Greulich dürfen diese Bäume gefällt werden, wenn man tagsüber Licht anmachen muss. Und wenn man in einem Wald wohnt ist das sehr wahrscheinlich. Da frag ich mich was bedeutet eigentlich Landschaftsschutz?

Und wer braucht schon ein Grundstück von 5300 qm? Also kann man einen Teil gleich wieder verkaufen. Und weil es ja am See gelegen ist, und sehr begehrt, kann man sicher auch einen sehr hohen Preis erzielen. Möglicherweise für die Hälfte das Doppelte. Also hat man die ausgegebene 1.000.000 € gleich wieder zurück. Womit dann auch schon der Hausbau bezahlt wäre. Das erinnert mich irgendwie ein bisschen ans Landesarchiv.

Wenn unsere Vertreter argumentieren die Stadt braucht Geld, dann hat sie recht. Aber dann sollte das Grundstück auch ausgeschrieben werden, und das vielleicht auch in anderen Städten, z.B. in Düsseldorf. Ich denke, da wären vielleicht einige Reiche bereit, mehr dafür zu bezahlen. Das wäre im Sinne von Bürgern. Wenn denn schon die Öffentlichkeit vom Seezugang ausgeschlossen wird, dann soll die Stadt auch entsprechend viel Geld dafür bekommen. Klingt für mich logisch oder?

Da die Vertreter es nicht tun, sondern hinter verschlossenen Türen arbeiten, liegt bei mir der Verdacht nahe, dass sie einen persönlichen Vorteil davon haben, gegen die die Interessen von uns Bürgern also ihren Arbeitgebern zu entscheiden. Jeder normale Arbeitgeber würde einen Arbeitnehmer sofort rausschmeißen, wenn er ihm schadet. Nur wir Arbeitgeber (Bürger) dürfen das eigenartiger Weise nicht, denn das sind Dinge bei denen wir mal wieder nichts entscheiden dürfen. Auch wenn unsere Angestellten uns Arbeitgebern Auskünfte vorenthalten oder herauszögern dürfen wir keinen entlassen indem wir z.B. einen Bürgerentscheid dagegen anregen. Selbst dazu haben wir kein Recht.

Ich finde das alles merkwürdig. Vielleicht sollten unsere "Angestellten" noch mal über ihren Auftrag nachdenken den sie von "uns" bekommen haben.

Autor:

Iris Marquardt aus Duisburg

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