"Verrücktes" Engagement: 25 Jahre Caritas-Bosnienhilfe - zum Glück kein Ende in Sicht

Mit einem kleinen Festakt in der katholischen Kirche St. Judas Thaddäus in Buchholz wurde in diesem Jahr das 25-jährige Bestehen der Caritas-Bosnienhilfe gefeiert. Im Beisein von Duisburgs Caritas-Direktor Ulrich Fuest ehrte und dankte dabei Prof. Tomo Knezevic, Präsident des Caritasverbandes Bosnien-Herzegowina, Initiator Heribert Hölz und seiner Frau Ursula für ihre unermüdliches Engagement. | Foto: Frank Preuß
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  • Mit einem kleinen Festakt in der katholischen Kirche St. Judas Thaddäus in Buchholz wurde in diesem Jahr das 25-jährige Bestehen der Caritas-Bosnienhilfe gefeiert. Im Beisein von Duisburgs Caritas-Direktor Ulrich Fuest ehrte und dankte dabei Prof. Tomo Knezevic, Präsident des Caritasverbandes Bosnien-Herzegowina, Initiator Heribert Hölz und seiner Frau Ursula für ihre unermüdliches Engagement.
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25 Jahre erfolgreiche Jahre Caritas-Bosnienhilfe: Grund, das Silberjubiläum in diesem Jahr mit einem kleinen Festakt in der katholischen Kirchengemeinde St. Judas Thaddäus in Buchholz zu feiern. Für Inititiator und Motor Heribert Hölz (immerhin 74) aber noch lange kein Grund, ans Aufhören zu denken: "Ich werde das machen, so lange ich kann!"

1992 hatte Heribert Hölz die Bosnienhilfe ins Leben gerufen, geschockt von den TV-Bildern des Balkankriegs, der im Herbst 1991 begonnen hatte. „Das war ‚Krieg live‘, eine neue Qualität des Fernsehens. Der Krieg fand ja praktisch im eigenen Wohnzimmer statt.“ Das Elend der Menschen berührte Hölz tief. „Das war für mich furchtbar, weil es so nah war, mitten in Europa, mit dem Auto zu erreichen.“ Dem damaligen Sozialarbeiter beim Caritasverband Duisburg war schnell klar: „Ich habe einen helfenden Beruf. Hier muss ich helfen! Das geht mich etwas an und die Caritas auch.“

Hölz bat zunächst in einem Brief an seine Kolleginnen und Kollegen um Geldspenden zum Kauf der nötigsten Lebensmittel. Knapp 11.000 Mark kamen binnen sechs Wochen zusammen. Wie aber die wichtigen Güter zu den Menschen auf dem Balkan bringen, dafür sorgen, dass die Hilfe im Kriegsgebiet auch tatsächlich ankommt? Heribert Hölz versprach spontan: „Die bring‘ ich hin.“ Und startete im Februar 1992 seine allererste Hilfstour nach Bosnien.

Bürger zeigen große Hilfsbereitschaft

25 Jahre später und heute als Rentner im Unruhestand, ist der gebürtige Hochfelder aktuell von seiner 86. Tour zurückgekehrt. Denn auch Jahre nach Ende des Bürgerkriegs ist Bosnien von tiefster Not und Armut geprägt, ist das Leiden der Menschen immer noch groß. "Es gibt auch heute noch kein Wir-Gefühl. Es wird weiter Krieg geführt, nur mit anderen Mitteln", meint Hölz. Da müssen Rentner von 50 Euro im Monat leben, da liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei 60 Prozent. In der 130.000 Einwohner zählenden Stadt Zencia herrscht eine Arbeitslosigkeit von 70 Prozent.

Dank der großen Hilfsbereitschaft der Duisburger und der Menschen vom Niederrhein konnte Heribert Hölz in den letzten 25 Jahren knapp drei Millionen Euro an Spendengeldern sammeln. 72 Lastwagen mit rund 2.000 Tonnen Sachspenden brachten Hölz und seine Mitstreiter höchstselbst nach Bosnien - bis Ende 2013. Weil das Alter seinen Tribut forderte, das Stemmen der Kartons mit Hilfsgütern, das Schleppen schwerer Säcke zusehends körperliche Mühe bereitete, wurde damals der letzte LKW für beladen.
Seitdem hat Heribert Hölz "nur" noch Geld im Gepäck, wenn er nach Bosnien reist. Geld für die Familien-Patenschaften, 300 Euro pro Familie pro Jahr. Geld für die Suppenküche in Zenica, wo täglich 121 warme Mahlzeiten für die Ärmsten der Armen ausgegeben werden. Geld für die Alten- und Krankenhilfe, für Projekte zur Selbsthilfe wie die Kleinbauerngenossenschaft in Gornji Vakuf oder die Obstplantage in Bijelo Bredo, die von den Dorfbewohnern betrieben wird.

Schafprojekt ist besonders beliebt

Besonderer Beliebtheit erfreut sich das Schafprojekt, das ebenfalls Hilfe zur Selbsthilfe ermöglicht. Mittels einer kleinen Herde können sich Kleinbauernfamilien selbst versorgen oder Erlöse aus der Nachzucht erzielen. Gekauft werden die Tiere mit Geld (130 Euro pro Schaf), das vor allem Kinder und Jugendliche eifrig sammeln. Schulklassen und Gruppen dürfen "ihrem" Schaf einen Namen geben und erhalten zum Beweis ein Foto ihres Tieres mit Namensschild bei der Übergabe an die Kleinbauernfamilien. Mit 50 Namensschildern für 50 neue Schafe ist Heribert Hölz zuletzt nach Bosnien aufgebrochen.
Ohne die Hilfe und Spenden der Bürger wäre die Caritas-Bosnienhilfe nicht denkbar. Auch nicht ohne Ursula Hölz. "Ohne meine Frau ging das nicht!", betont der 74-Jährige, der gerne gefragt wird: Warum tun Sie sich das noch an? "Die sagen: Sie sind verrückt. Stimmt. Ich bleibe nicht stehen, ich ver-rücke mich - ich gehe auf Menschen zu."
Das will Hölz weiterhin tun. Wie gesagt: So lange er kann.

Autor:

Sabine Justen aus Duisburg

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