Ehemalige Heßlerschule vor Abriss - Wohin mit den Migrantenvereinen?

In einem eigenen Tanzstudio des Forums Russlanddeutsche üben Kinder - sowohl mit als auch ohne Aussiedler-Biographie - Tanzschritte ein. Archivfoto: Gohl
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Schon lange wird die ehemalige Grundschule an der Heßlerstraße 208 nicht mehr als solche genutzt: 1976 schloss die katholische Heßlerschule. Dennoch ist das Gebäude voller Leben, mehrere Vereine leisten dort erfolgreiche Integrationsarbeit. Binnen eines Jahres soll allerdings Schluss sein - zumindest an diesem Standort.

Die marode Immobilie soll abgerissen, das Grundstück vermarktet und einer Wohnbebauung zugeführt werden, wie die Stadt bestätigt. In Zeiten klammer Kassen ist ein solches Vorgehen sicher legitim, ja, sogar rechtlich vorgesehen, wie Nicole Mause aus dem städtischen Presseamt erläutert: „Wenn eine Schule freigemacht wird, ist zu prüfen, ob das Gebäude als Kindertagesstätte genutzt werden kann. Sonst muss über eine Veräußerbarkeit nachgedacht werden.“ Doch wohin mit den Vereinen, die das Schulgebäude intensiv nutzen?

„Wir wurden in einem höflichen, aber bestimmten Gespräch von der Immobilienwirtschaft darüber informiert, dass das Haus in einem Jahr abgerissen werden soll. Die Bagger werden zwar nicht direkt vor unserer Tür stehen, aber bis Januar/Februar 2013 sollten wir eine neue Heimat finden“, berichtet Otto Engel, Vorsitzender des Forums Russlanddeutsche.

Das Forum ist einer der betroffenen Vereine, die sich schleunigst nach neuen Räumlichkeiten umschauen müssen. Unter anderem sind auch der türkische Elternverband, der slowenische Kulturverein Bled und der Sportverein Parea an der Heßlerstraße 208 bis 2010 beheimatet.

Ist die Stadt in der Pflicht?

Nun stehen die Vereine vor einer ungewissen Zukunft. „Diese Vereine leisten hervorragende Arbeit in unserem Stadtteil“, bestätigt nicht nur der Vorsitzende der SPD Altenessen, Theo Jansen. Insbesondere das Engagement der Russlanddeutschen hebt er hervor: „Bis zu 150 Kinder nehmen die Angebote wahr. Die Mitglieder des Forums sind fachlich gebildet, die Erfolge bei Mathematik- oder Sachwettbewerben sprechen für sich.“ Hinzu kommt: Jahrelang hielten die Mitglieder die Räume in Schuss, unter dem Einsatz von ehrenamtlicher Arbeit sowie eigener Materialien. Zuletzt legten sich Jugendliche ins Zeug und brachten ihren Jugendklub auf Vordermann.

Umso bedauerlicher sei es, dass sich die Immobilienwirtschaft nicht um deren Verbleib kümmere. „Dabei müsste sie zumindest Vorschläge machen können“, sagt Jansen. Otto Engel aber verrät: „Man konnte uns nichts anbieten.“

Die Immobilienwirtschaft räumt über Nicole Mause zwar ein, dass man keine Ersatzstandorte benennen könne, den Vorwurf der Untätigkeit weist sie allerdings zurück: „Grundsätzlich ist man bereit zu helfen. Es wurden Immobilien geprüft, aber derzeit gibt es nichts, was man zu ähnlichen, relativ günstigen Mietkonditionen anbieten kann. Man will allerdings im Gespräch bleiben.“

So habe die Immobilienwirtschaft die Unterbringung auf Carl angeregt. Wobei hier die Betonung auf „angeregt“ liegt - die Initiative müsse von den Vereinen respektive dem Forum Russlanddeutscher ausgehen. Zwischen den Zeilen ist zu hören, dass es die Immobilienwirtschaft nicht als alleinige Pflicht ansieht, für Ersatzräume zu sorgen.
Die Politiker im Bezirk V sehen dies anders. In einem Antrag wird die Verwaltung aufgefordert, nach Ersatz­standorten zu fahnden. Auch der Rat ist angesprochen. Mitte April wollen die Betroffenen wieder beraten.

Planspiele

Es ist abzusehen, dass es kaum möglich sein wird, alle Vereine an denselben Standort zu verlagern. Deshalb sind neben Carl auch die Hauptschule bzw. die Maria-Kunigunda-Schule in Karnap sowie die künftige Dependance der Jugendhilfe gGmbH in Altenessen-Süd im Gespräch.

Einen weiteren interessanten Vorschlag (wegen der räumlichen Nähe zum jetzigen Standort an der Heßlerstraße) bringt Theo Jansen von der SPD im Bezirk V ins Spiel: „Im Bürgerpark an der Kuhlhoffstraße sind noch ungenutzte Räume.“

Autor:

Patrick Torma aus Essen-Nord

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