Ein Geist - lange vor Halloween

Ein Falter, der seine Flügel so schmal zusammenfalten kann, dass er auf gleichfarbigem Untergrund praktisch unsichtbar ist - wie ein Geist.
hochgeladen von Sabine Pfeffer

Dies gleich vorweg: Wenige Lebewesen kann ich so schlecht bestimmen wie Insekten. Die sehen im Bild immer anders aus als in der Realität, außerdem halten sie da nicht still.

Außer manchmal, wie in diesem Fall. Der Strich, der einige Tage lang an meiner Zimmerdecke sich befand, hielt ganz still. Bis er dann von selber wieder weg war.

Wenn ich mich nicht irre, hatte ich da einen Geist zu Besuch, genauer gesagt: ein Geistchen. So der offizielle deutsche Name für Nachfalter, die zu den Alucitidae gehören. So ein Schmetterling, dessen Raupe sich gerne in den Stengeln von Scabiosen breit macht, könnte es gewesen sein. Da ich diese Pflanzen im Garten habe und jetzt ohnehin die Zeit ist, wo es auch den letzten Faltern draußen kühl und nass wird, so dass sie sich ein warmes Plätzchen suchen, hoffe ich, dass ich mit meiner Bestimmung 'Geistchen' nicht allzu weit daneben liege. Sonst bitte ich um Korrektur!

Eines hätte ich gerne getan: Den Schmetterling ein wenig aufgescheucht, um seine Flügel ausgefaltet zu sehen. Die bestehen nämlich nicht aus einem Stück, sondern aus einzelnen "Lappen" oder auch "Stacheln". Nur deshalb können sie so schmal zusammengefaltet werden, dass das Insekt auf Baumrinde oder zwischen Zweigen so gut wie unsichtbar ist. Auf weißer Raufaser sieht das naturgemäß anders aus. Seine auch in Weiß existierenden Kollegen hätte ich ohne Lesebrille womöglich nicht bemerkt.
Aber man ist ja guter Gastgeber und lässt seine Gäste, so lange sie nicht lästig werden, in Ruhe sitzen.

Und verschwunden ist der kleine Geist auch ganz von alleine wieder. Ich vermute, nicht durch die Wand, sondern durchs offene Fenster.