Vogelfütterung: Sie rettet keine Art, aber hilft beim Kennenlernen
Über drei Saisonartikel denken jetzt viele von uns nach: Spekulatius, Winterreifen und Vogelfutter. Soll man oder soll man nicht, und wenn nicht jetzt, wann dann? Mit der Sinnfrage zu Weihnachtsplätzchen und Winterreifen lasse ich Sie allein, aber zum Thema Fütterung der Vögel habe ich einiges an Für und Wider gesammelt.
Psychologisch gesehen...
... dürfte jeglicher Versuch, die Vogelfütterung ganz zu stoppen, zum Scheitern verurteilt sein. Einem Lebewesen etwas Essbares zu geben, ist für uns eine von Grund auf dermaßen positiv besetzte Geste, dass jedes darwinistische Argument von wegen „Winter als Zeit der natürlichen Auslese“ im Vergleich dazu keine Wirkung zeigt.
Geänderte Argumentation ...
... ist vielleicht schon deshalb auch bei vielen Fütterungsskeptikern zu verzeichnen. Auch sie geben inzwischen zu, dass das Füttern von Vögeln eine der wenigen Gelegenheiten gerade für Stadtmenschen ist, um mit Wildtieren in Kontakt zu kommen, sie bewusst wahrzunehmen. Es soll Vogelkundler geben, die quasi aus einem Sonnenblumenkern entstanden sind.
Keinen Illusionen...
... sollten sich aber die Verfechter der Vogelfütterung hingeben. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) jedenfalls bilanziert: „Vogelfütterungen in Städten und Dörfern erreichen selten mehr als 10 bis 15 Vogelarten, nämlich vor allem Meisen, Finken, Rotkehlchen und Amseln.“ Arten also, die ohnehin meist stabile Bestände aufweisen. Dass auch nur eine einzige Art durch die Winterfütterung vor dem Aussterben bewahrt werden könnte, scheint unwahrscheinlich.
Der Erhalt einer Art ...
... hängt vielmehr vom Vorhandensein geeigneter Lebensräume ab. Wer also den Vögeln in seinem Garten etwas Gutes tun will, hilft ihnen mit ausreichender Deckung, also Dickicht, mit Pflanzen, die Insekten anlocken, und mit Nistmöglichkeiten erheblich mehr als mit dem Aufhängen von Meisenknödeln.
Wenn schon, dann ...
... richtig - lautet der Rat der Experten an alle, die auf die Fütterung nicht verzichten. Tipps gibt es im Internet zum Beispiel hier:
www.nabu.de/tiereundpflanzen/voegel/tippsfuerdiepraxis/winterfuetterung/
oder vor Ort am kommenden Samstag, 27. Oktober, 13 bis 16 Uhr, im Haus Ripshorst, Ripshorster Straße 306. Dort zeigt RVR Ruhr Grün, wie man Futterhilfen selber macht. Kinder zahlen 3 Euro incl. Material, Anmeldung unter Telefon 0208 - 8833483.
Nicht unterschlagen ...
... werden soll die Position einiger Fachleute, die sogar die ganzjährige Fütterung befürworten. Dies vor allem mit der Begründung, dass Vögel in unseren aufgeräumten Gärten und auf den landwirtschaftlichen Einheitsflächen auch im Frühjahr und Sommer zu wenig Futter finden. Ein ganzes Buch zu diesem Thema schrieben schon 2006 Peter Berthold und Gabriele Mohr. Wirklich durchsetzen konnten sich ihre Argumente aber nicht.
Autor:Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig |
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