BV-Haushalt: Schonnebeck bleibt sitzen - und andere Streitfälle

Nur ein „Luxusartikel“? Ein Antrag der Spielvereinigung auf Umwidmung bereits zur Verfügung gestellter Gelder sorgte für eine Grundsatzdebatte in der Bezirksvertretung VI. | Foto: Animation: SV Schonnebeck
  • Nur ein „Luxusartikel“? Ein Antrag der Spielvereinigung auf Umwidmung bereits zur Verfügung gestellter Gelder sorgte für eine Grundsatzdebatte in der Bezirksvertretung VI.
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Für erhitzte Gemüter in der Bezirksvertretung (BV) VI sorgte am Mittwoch ein Antrag der Spielvereinigung Schonnebeck. Der Verein bat darum, bereits für den Neubau einer Umkleidekabine bewilligte Gelder für sein Tribünenprojekt verwenden zu dürfen.

Konkret geht es um die Summe von 15.000 Euro, die das Stadtteilparlament für Katernberg, Stoppenberg und Schonnebeck bereits im Haushalt 2011 genehmigt hat. Da die „Fachverwaltung keine rechtlichen Bedenken“ hege, erklärt SPD-Sprecher André Vollmer, könne seine Fraktion der Umwidmung der Gelder zustimmen. Die CDU meldet jedoch „ohne eine Kostenvorstellung“ Beratungsbedarf an. Die Entscheidung ist vertagt.

„Die Kabinen waren dem Verein damals so wichtig wie nur etwas“, betont Rudi Vitzthum, Fraktionssprecher der CDU im Bezirk. Sein Parteikollege Klaus Scholz ergänzt: „Überall wird das Geld knapp. Im Hinblick auf die anderen Sportvereine kann ich nicht ruhigem Gewissens zustimmen, wenn Gelder für einen Luxusartikel wie eine Tribüne ausgegeben werden sollen.“ Der stellvertretende Bezirksbürgermeister Willi Bock sprach angesichts der knappen Erklärung sogar von einer „bodenlosen Frechheit des jungen Vorstandes in Schonnebeck“.

Harsche Worte, die man am Schetters Busch natürlich nicht gerne hört. „Ich weiß nicht, worin die Frechheit besteht, wenn ein Verein – zu einem großen Teil aus eigenen Kräften – in seine Infrastruktur investiert, um Kinder von der Straße zu holen, um sie für einen geringen Monatsbeitrag Fußball spielen zu lassen und dann um einen öffentlichen Zuschuss bittet“, entgegnet Tobias Tenberken, Abteilungsleiter der Schwalbenträger, der zugleich auf die bisherige Unterstützung der städtischen Verwaltung in diesem Projekt verweist.

Perspektivisch sei der Verein auf den Bau einer Ergänzungskabine angewiesen, berichtet Tenberken weiter. Allerdings sei es einfacher, eine Tribüne mit ihren Vermarktungsmöglichkeiten zu refinanzieren als eine Umkleidekabine mit der Fläche eines Einfamilienhauses, deren Bau im übrigen sogar etwas mehr koste als der einer Sitztribüne. Zudem: Die Sportanlage am Schetters Busch weilt in den Händen der Stadt, so dass mit Pacht und Betriebskosten weitere monatliche Belastungen hinzukämen. Daher liege das Projekt vorerst auf Eis.

So oder so: Zwingend angewiesen sei die Spielvereinigung auf den Zuschuss der BV nicht. Die Finanzierung stehe, Baugenehmigung und -träger ebenso, nach Beantwortung einiger Rückfragen warte der Verein nun auf das OK der Bank. „Der Zuschuss der BV wäre insofern vonnöten, damit die Belastung in einem erträglichen Rahmen bleibt“, fasst der Abteilungsleiter abschließend zusammen. Diesem Zweck dient auch der symbolische Verkauf der Bausteine à 25 Euro. 291, so steht es auf der Internetseite der Schonnebecker, wurden bereits veräußert. In Wahrheit seien es schon weit mehr – knapp 650 nämlich. „Damit kein Spender untergeht, wollen wir sie einzeln auf unserer Homepage vorstellen“, so Tenberken.

In ihrer Februarsitzung berieten die Lokalpolitiker über die Vergabe der restlichen Mittel des insgesamt 300.000 Euro umfassenden Etats - rund 44.000 Euro. Dabei wurde nicht nur die Schonnebecker Tribüne kontrovers diskutiert. Weitere Entscheidungen:

Schillerschule: Für das Projekt der Grundschule „Mehr Aufmerksamkeit - mehr Lernzeit“ gibt es 2.300 Euro.

Gut Schuss: Der Sportschützenverein vom Hallo muss umziehen. Die BV bewilligte 600 Euro für die Anschaffung neuer Waffenschränke.

Zeche Zollverein e.V.:
Der Verein kümmert sich ehrenamtlich um die Archivierung der Akten auf Zollverein. Er beantragte 6.000 Euro. Während die SPD die Summe ohne Kostenaufstellung für zu hoch gegriffen hielt, befürwortete die CDU die Vergabe von 4.000 Euro. Jetzt gibt es pauschal 2.000 Euro, bei konkretem Bedarf wird der Betrag aufgestockt.

Stadtamt für Erneuerung:
Das Amt benötigt 20.000 Euro für die Herabsenkung der hohen Flurdecken in der Kant- und Carl-Meyer-Schule, die Schulleitung klage über „unerträglichen Lärm“. Während die CDU die Vergabe befürwortete, lehnten SPD, Grüne und Linke ab. Begründung: Das Amt habe bereits 49.000 Euro bewilligt bekommen.

Sportverein TO SAN und Freiwillige Feuerwehr:
Die Anträge über 1.500 und 4.500 Euro wurden genehmigt.

Autor:

Patrick Torma aus Essen-Nord

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