Ruhe auf dem Friedhof!? - Maßnahmenbündel für den Hallo

„Es sind Dinge vorgekommen, die nicht hätten vorkommen dürfen.“ Hans-Joachim Hüser gibt sich diplomatisch. Denn es geht um ein heikles Thema: Muslimische Großbestattungen auf dem südlichen Teil des Hallo-Friedhofes. Begleiterscheinungen wie Parkchaos und Autokolonnen auf Friedhofswegen stießen in der Nachbarschaft sauer auf. Ein Maßnahmenbündel soll nun Abhilfe schaffen.

Dieses Bündel wurde in enger Abstimmung mit muslimischen Bestattern und der Politik von der Friedhofsverwaltung bei Grün und Gruga geschnürt. Vorweg: Wichtigste Komponente ist der Dialog. „Wir haben keinen Kontakt zu den Hinterbliebenen, wissen also nicht, welcher Kreis, wieviele Leute zur einer Bestattungen kommen“, gab Sachgebietsleiter Hans-Joachim Hüser bei der Vorstellung des Konzeptes vor der Bezirksvertretung VI beinahe entschuldigend zu. Die Teilnahme am Arbeitskreis „Hallo-Friedhof“, für die muslimischen Bestatter bedeutet sie mehr Vertrauen, aber auch mehr Verantwortung. Wer nicht für einen reibungslosen Ablauf der Beerdigung sorgen könne, müsse mit Konsequenzen rechnen, so die Ansage. Allein auf gute Gespräche verlässt sich Grün und Gruga allerdings nicht. Formale und bauliche Änderungen sollen das Risiko unliebsamer Auswüchse eindämmen.

Formal: Großbestattungen erfolgen fortan in größeren zeitlichen Abständen. So wird die „Kollision von Trauergästen“ ausgeschlossen.

Neue Zufahrtsregelung: Das Haupttor bleibt zu Bestattungszeiten im Vormittagsbereich verschlossen. Bis zu maximal fünf, im Vorfeld zu bestimmende Fahrzeuge dürfen über eine Zufahrt, die per Schranke geregelt wird, den Friedhof befahren - zwecks Beförderung von gebrechlichen bzw. beeinträchtigten Personen. Die Hauptachse ist tabu, der Verkehr wird über einen Weg im Osten in den erhöhten Bereich des Friedhofs umgeleitet. Doch wie will man sicherstellen, dass das sechste und siebte Fahrzeug vor dem Friedhof zum Halten kommt? Zuletzt hatten sich Autofahrer eigenmächtig freie Fahrt verschafft, insgesamt wurden sechs Transponderschlösser beschädigt. Kosten für den Austausch: Jeweils 700 Euro. Eine von zwei Videokameras (Aufwand je 1.100 Euro), die in erster Linie zum Schutz vor Buntmetalldieben installiert wird, behält den Zufahrtsbereich im Blick und sorgt (hoffentlich) für Abschreckung.

Infrastruktur am zweiten Grabfeld: Das zweite muslimische Grabfeld liegt relativ weit ab vom Schuss im südlichen Bereich des Friedhofs. Zwei kleine Unterstände, die durch Spenden der muslimischen Gemeinde finanziert werden, bieten künftig Schutz vor Regen. Zusätzlich prüft Grün und Gruga die Installation eines Toilettenhäuschens - damit niemand auf die Idee kommt, einen Shuttle-Service in Richtung WC im Hauptgebäude einzurichten. Welche Kosten hier auf die Verwaltung zukommen, ist noch nicht beziffert - die Luxusausstattung ist aber ohnehin nicht drin: Grün und Gruga muss jährlich mit 350.000 Euro auskommen. Und das bei 23 Friedhöfen.

Autor:

Patrick Torma aus Essen-Nord

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