Stadion kommt teurer - aber bei RWE wird nicht am Dach gespart

Dass die neue RWE-Arena nochmals teurer kommt als geplant, das ist bei einem Bauprojekt in dieser Größenordnung keine überraschende Meldung. Aber ein saftiger Aufschlag von stolzen 12 Millionen Euro, und das bei einem Budget von ursprünglich 31 Millionen Euro, das ist schon eine Schlagzeile wert. Oder etwa doch nicht?

Wie verschiedenen Medien zu entnehmen war, soll der Bau der neuen Spielstätte von Rot-Weiss Essen schon jetzt, kurz vor dem Richtfest Ende März, mit 43 Millionen zu Buche schlagen. Eine Summe, die man bei der Bauherrin, der Grundstücksverwaltung Essen (GVE), allerdings nicht kommentieren möchte. „Weil wir selbst nicht wissen, wie sich diese Zahl zusammensetzt“, wie GVE-Sprecher Markus Kunze süffisant anmerkt.
Fakt ist: Der Rat der Stadt Essen genehmigte im November eine GVE-Eigenkapitalerhöhung um 4,1 Millionen Euro, von diesem Betrag kommen nun 3,9 Millionen Euro der Hafenstraße zugute - der Aufsichtsrat der GVE signalisierte bereits grünes Licht. Mit diesem Geld wird der Ausbau des VIP-Bereiches finanziert, eigentlich hätte der frühstens bei einem Aufstieg der Rot-Weissen in Liga drei erfolgen sollen. Aus Sicht der Stadttochter packt man dabei eine günstige Gelegenheit beim Schopfe: Sowohl GVE als auch der Ankermieter RWE sollen profitieren.

Aufstieg von Rot-Weiss macht es möglich

Nach der Insolvenz gesundet der rot-weisse Patient schneller als gedacht, das Marketingpotenzial des Traditionsklubs scheint vielversprechend. Nicht zuletzt deshalb kommen VIP-Logen und Business-Plätze früher als gedacht.

Der Verein rechnet mit einem Zuschaueranstieg von 30 Prozent zum Saisonbeginn 2012/13, gleichzeitig lägen den Verantwortlichen um RWE-Geschäftsführer Michael Welling „500 bis 600“ Anfragen nach Business-Plätzen vor. Anlass für die GVE, alte Pläne vorzuziehen: Der Bauherrin kommt dies nicht ungelegen, auch ihr eröffnet ein voll ausgebauter VIP-Bereich neue Möglichkeiten in der Vermarktung. „Rot-Weiss hat alle zwei Wochen ein Heimspiel. Wir müssen aber zusehen, was zwischen den Spielen passiert“, begründet Pressesprecher Markus Kunze die Kehrtwende. Noch im November galt die Devise: Luxusartikel sind hintenanzustellen. Betriebskosten von von 800.000 Euro spielen sich aber eben nicht von selbst ein.

Anfangs einkalkuliert waren 31 Millionen Euro, plus 3,9 Millionen für den Nobelbereich - macht 34,9 Millionen, die das Stadion nach heutigem Stand kosten wird. Doch wie kommen nun die 43 Millionen Euro zustande?

Die NRZ verweist auf „unberücksichtigte Mehrkosten“, unter anderem für die Baugenehmigung, sowie „Planungs- und Abrisskosten“. Für Kunze ist das eine „Milchmädchenrechnung“: „Natürlich kann man jetzt alles addieren, man muss aber berücksichtigen, was von der rechten in die linke Tasche wandert. Wenn ich die Firma Köster (für den Rohbau zuständig, Anm. d. Red.) bezahle, ist das Geld weg. Bezahle ich aber die Planungen, die in einem Stadtamt durchgeführt wurden, verbleibt das Geld im städtischen Haushalt.“

Nicht in Abrede stellen kann Kunze zusätzliche Baukosten von 1,1 Millionen Euro, bedingt durch einen Anstieg der Metallpreise. Wohl aber verweist er Berichte, nach denen der Preisanstieg die GVE zwänge, dem Stadion ein „dünneres Dach“ aufzusetzen, ins Reich der Fabeln.

Das ausführende Unternehmen, die Firma Unger, die bereits die Überdachung für das EM-Stadion in Salzburg besorgt hat, sei einfach in der Lage, in einer günstigeren und materialsparenden Leichtbauweise zu arbeiten. „Das wussten wir vor drei Jahren nicht, das heißt, wir sind von anderen Zahlen ausgegangen. Und auch die Firma Unger hat vor drei Jahren noch anders gearbeitet“, beteuert Kunze.

Autor:

Patrick Torma aus Essen-Nord

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