Überruhr: VKJ-Kita "Wirbelwind" wird umfassend saniert

VKJ-Geschäftsführer Oliver Kern und Marjam Shafti-Docht, stellvertretende Leiterin der Kita „Wirbelwind“, freuen sich schon auf die Neueröffnung des Kinderhauses.
Foto: A. Breyer
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Schöner, größer, moderner: Das Team und die Kinder von der Kita „Wirbelwind“ an der Liebrechtstraße 2 in Überruhr blicken einer rosigen Zukunft entgegen, denn derzeit wird die Einrichtung des Vereins für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten Ruhrgebiet e.V. (VKJ) im großen Stil saniert. Die Fertigstellung wird bereits für Juni/Juli erwartet!

Pressluftbohrer reißen die letzten Wände ein, während anderswo neue abgestellt werden. Auf dem Dach glänzen schon die neuen Pfannen, moderne, zum Teil bodentiefe Fenster fluten die Räume mit Licht. Das große Baugerüst an der Fassade lässt keinen Zweifel - hier tut sich etwas.
Seit Dezember vergangenen Jahres sind die Bauarbeiten in den Häusern Liebrechtstraße 4 und 6 in vollem Gange. Jener Straße in Überruhr, die Essens letzte Obdachlosenunterkunft beherbergt und über deren Zukunft (Abriss und Neubau oder Sanierung - der KURIER berichtete) Verwaltung und Politik bis heute ringen.
2008 hatte der Rat der Stadt Essen über eine Sanierung der Notunterkunft, die direkt an die Kita „Wirbelwind“ angrenzt, entschieden. Eine Verwaltungsvorlage vom März 2012 sah vor, die nicht mehr benötigten Häuser Nr. 4 und 6 zur Kita auszubauen und im Anschluss Haus Nr. 2, in dem sich Kita und Familienzentrum derzeit noch befinden, abzureißen und die neue Freifläche der Kita zuzuschlagen.

Kooperation mit der Allbau AG

Eben jenen Plan setzt der VKJ nun zusammen der Allbau AG um. Nach erfolgreichen und z.T. unkonventionellen Projekten wie der Umwandlung einer Keksfabrik und der Umwidmung einer neuapostolischen Kirche in Altenessen zu Kitas und der Sanierung des ehemaligen Obdachlosenstandorts an der Märkischen Straße in Freisenbruch zum Tanja-Ubländer-Haus, einem in dieser Art bundesweit bislang einzigartigen Mehrgenerationenwohnheim - um nur die jüngsten zu nennen, freut sich VKJ-Geschäftsführer Oliver Kern, dass es nun auch an der Liebrechtstraße voran geht.

Zwar hätte der VKJ, so Kern „es schön gefunden, wenn die Allbau AG auch die Obdachlosenwohnungen saniert hätte, denn das hätte eine Aufwertung für die Siedlung bedeutet“, aber noch ist nicht entschieden, wie es mit der Notunterkunft weitergeht. In den nächsten Wochen werden zunächst die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie erwartet, die die Frage erhellen sollen, ob sich eine Sanierung noch lohnt oder doch neu gebaut werden soll. Bleibt schließlich noch die Frage nach der Finanzierung des Vorhabens - aber das steht auf einem anderen Blatt.

VKJ seit den 1970ern an der Liebrechtstraße aktiv

Seit dem 1. Mai 1992 ist die VKJ-Kita „Wirbelwind“ im Haus Liebrechtstraße 2 ansässig. Der Verein für Kinder- und Jugendarbeit - gegründet 1970, als es in Essen noch 13 Obdachlosensiedlungen mit insgesamt 8.000 Bewohnern gab - engagiert sich jedoch bereits seit den 70er Jahren in der Liebrechtstraße, etwa mit Spielgruppen, einem Bewohnertreff und gemeinsamen Bingo-Abenden. Kinder aus der Obdachlosensiedlung und dem Umfeld besuchten gemeinsam die Kita.
„Aus Sicht des VKJ war die Liebrechtstraße immer eine Vorzeigesiedlung“, berichtet Oliver Kern und meint damit nicht nur die gute Bausubstanz der 1965 errichteten Häuser und deren infrastrukturelle Anbindung an den ÖPNV und das Hinseler Einkaufszentrum. Die Akzeptanz hält sich bis heute, was Marjam Shafti-Docht, stellvertretende Leiterin der Kita „Wirbelwind“, geradezu ins Schwärmen versetzt: „Die Anwohner engagieren sich sehr, machen sauber, sind bei Festen immer dabei, helfen uns beim Auf- und Abbau. Ein Nachbar fertigt sogar immer wieder Dekorationsobjekte für die Kita, etwa zum vergangenen Ostern; dazu gab es einen vollen Korb mit Eiern.“

Kita-Plätze fast verdoppelt

Zurzeit verfügt die Kita „Wirbelwind“ über 45 Plätze für über und unter Dreijährige, nach dem Umbau wird es 87 Plätze geben. Mit 42 mehr also „fast doppelt so viele“, freut sich Oliver Kern. Der VKJ-Geschäftsführer hat das Bauvorhaben - wie schon frühere Projekte, z.B. das Tanja-Ubländer-Haus - wieder selbst geplant. Die Wohn- und Nutzfläche der Kita wird nach der Fertigstellung von momentan gut 300 Quadratmetern auf knapp 900 Quadratmeter angewachsen sein. „Die beiden Häuser Nr. 4 und 6 sind mit einem Durchbruch miteinander verbunden“, erläutert Kern. „Insgesamt wird es acht Raumeinheiten für fünf Kindergruppen geben. Zwei Gruppen für unter Dreijährige und drei für über Dreijährige. Jede Gruppe hat außerdem zwei Nebenräume zum Ruhen und zum intensiven Arbeiten.“

Die neue Kita lässt keine Wünsche offen: In jedem Gruppenraum wird es eine Kinderküche geben. „Mit Podest unterm Herd, damit die Kinder beim Kochen nicht nur zuschauen können“, erklärt Andres Breyer, zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim VKJ. Zudem wird es eine große Wirtschaftsküche geben und noch einmal 33 Quadratmeter Vorratsraum. Zwei Räume für Kreativarbeiten sind vorgesehen, die von allen Kindergruppen genutzt werden, außerdem ein großer Nassbereich mit Wickelkombinationen und Toiletten in Haus Nr. 4.
Ein großer Turn- und Mehrzweckraum entsteht im Dachgeschoss, dessen neue große Fenster bereits installiert sind und viel Tageslicht hereinlassen. Personalraum, Büro und ein Zimmer für Elterngespräche befinden sich ebenfalls in luftiger Höhe unterm Dach und der Keller wird neben Räumen für Heizung und Kinderwagen viel Platz für die Lagerung von allerhand Spielzeug bieten - zum Beispiel für den Außenberich, der durch den Abriss von Haus Nr. 2, der - wenn die Arbeiten weiterhin so reibungslos laufen wie bisher - im August stattfinden soll, von 300 Quadratmetern verwinkeltem Gelände auf großzügige 1.600 Quadratmeter anwächst.

Neues, goßes Außengelände

Das VKJ-Team ist besonders glücklich über die Vergrößerung des Außenspielbereichs für die Kinder: „Das ist auf jeden Fall ein Quantensprung“, freut sich Oliver Kern. „Nach dem Umzug hat die Kita dann ein richtiges eigenes Außengelände mit einem Tor zum Verschließen und einem direkten Zugang von der Kita zum Garten.“ Die jetzt noch vorhandene Böschung auf der rückwärtigen Hausseite zum angrenzenden Parkplatz am Hinseler Hof (Friedhof) wird noch aufgeschüttet und ebenfalls zum Spielbereich. Vier bis fünf Elternparkplätze soll es geben und einen direkten, barrierefreien Zugang über eine Rampe vom Parklatz zum Haupteingang des Kita-Gebäudes, der sich an Haus Nr. 6 befinden wird.

Umzug im Sommer

Im Sommer (Juni oder Juli) soll es soweit sein und die Kita „Wirbelwind“ umziehen. Bis dahin schwingt das Bauteam weiter fleißig die Werkzeuge und die kleinen „Wirbelwinde“ von Haus Nr. 2 schauen den Handwerkern ab und zu über die Schulter. „Für die Kinder ist die Umbauphase ganz spannend“, erzählt Marjam Shafti-Docht und Andreas Breyer ergänzt: „Sie sind ganz interessiert und lernen dabei auch noch eine ganze Menge, zum Beispiel, wo der Strom herkommt und dass dafür Kabel durch die Wände gezogen werden.“
„Insgesamt“, so Shafti-Docht, „verläuft der Kita-Betrieb weitgehend ungestört. Manchmal hört man ein bisschen Lärm, aber der gehört nun mal zu einer Baustelle dazu.“
Rund 1 Mio. Euro kostet das gesamte Bauvorhaben. Die Allbau-AG, die die Siedlung von der Stadt als Erbpacht übertragen bekommen hat, trägt den Löwenanteil von ca. 700.000 Euro. Der Rest der Summe setzt sich aus Fördermitteln in Höhe von 284.000 Euro von der Kommune und dem Land NRW für den VKJ für die U3- und Ü3-Betreuung und einem VKJ-Eigenanteil von knapp 30.000 Euro zusammen.

Baustellenfest am 29. Mai

Mit einem Baustellenfest am 29. Mai von 14 bis 17 Uhr möchte der VKJ den frischen „Wirbelwind“ vorab der Öffentlichkeit präsentieren - Führungen durch die neuen Räume von Kita und Familienzentrum inklusive. Für das leibliche Wohl wird natürlich auch gesorgt sein.

Kita-Plätze frei!

Bereits jetzt werden Kita-Plätze für die U- und Ü3-Betreuung vergeben. Interessierte melden sich in der Kita „Wirbelwind“ unter Tel.: 0201/58 69 56.

Der VKJ

Derzeit ist der VKJ, dessen Geschäftsstelle sich an der Brunnenstraße 29 befindet, Träger von 17 Kitas im gesamten Essener Stadtgebiet und damit einer der größten Anbieter von Kinderbetreuungsplätzen in Essen.

Hinzu kommen weitere Standorte und Projekte in den Bereichen Jugend- und Seniorenarbeit und Familienbildung.

Momentan arbeitet der VKJ an einer Präsenz auch in der Nachbarstadt Mülheim.

Aktuell laufende VKJ-Projekte gibt es neben der Sanierung der Kita „Wirbelwind“ an der Westbergstraße in Schonnebeck, am Waldthausenpark in der Stadtmitte und an der Altenessener Straße. Außerdem ist man auf der Suche nach einem neuen Kita-Standort für Essen-Werden.

Insgesamt 120 neue Kita-Plätze schafft der VKJ im laufenden Kindergartenjahr. Zum Sommer 2013 wird der Verein 1.200 Kinder in Essen betreuen.
Nähere Infos unter www.vkj.de

Autor:

Melanie Stan aus Essen-Ruhr

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