Patientin freut sich über erfolgreiche Lungen-Transplantation
"Ich wollte leben"

Internist und Kardiologe Kay Moll vom Lungentransplantations-Team der Universitätsmedizin steht Ulrike Gnacke in der Ruhrlandklinik in Essen-Heidhausen seit der Transplantation mit ärztlichem Rat zur Seite. Er ist fasziniert von ihrem Lebenswillen und ihrer Fröhlichkeit, die sie gerne an andere Patienten weitergibt. | Foto: P. de Lanck
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  • Internist und Kardiologe Kay Moll vom Lungentransplantations-Team der Universitätsmedizin steht Ulrike Gnacke in der Ruhrlandklinik in Essen-Heidhausen seit der Transplantation mit ärztlichem Rat zur Seite. Er ist fasziniert von ihrem Lebenswillen und ihrer Fröhlichkeit, die sie gerne an andere Patienten weitergibt.
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Eine Fibrose drohte, ihr Lungengewebe zu zerstören. Dass Ulrike Gnacke eine Lungentransplantation brauchte, stand außer Frage. Ganze neun Monate musste sie auf ein geeignetes Organ warten, bis dann vor genau vier Jahren der Telefonanruf kam: "Frau Gnacke, wir haben eine Lunge für Sie, möchten Sie sie haben?"

"Was für eine Frage", rollt Ulrike Gnacke noch heute mit den Augen. Findet man ein geeignetes Spenderorgan doch nicht auf die Schnelle. Viele Faktoren müssen genau passen.
Das gemeinsame Grillen mit der Familie verließ die Sauerländerin nach dem Anruf, den ihr Handy im Hardrock-Ton übertrug, und den sie so sehr erwartet hatte, Hals über Kopf. Schon kurze Zeit später saß sie im Krankenwagen auf dem Weg von Lüdenscheid ins Universitätsklinikum Essen, wo man sie quasi direkt in den OP schob.
Die Rückmeldung von Eurotransplant war für die Lungenkranke die Rettung vor dem sicheren Tod. "Natürlich war mir klar, dass jemand gestorben ist, dessen Organ jetzt in mir weiterlebt und irgendwann möchte ich auch wissen, von wem die Lunge stammt", betont Ulrike Gnacke. Selbst passionierte Motorradfahrerin vermutet sie einen Motorradunfall mit Todesfolge, der ihr die Chance auf ein neues Leben bescherte. Das Unfallopfer hatte einen Organspendeausweis. "Ich selbst habe übrigens auch seit Jahren einen", betont sie.
Nach drei schweren Lungenentzündungen blieb Ulrike Gnacke bei ihrer damaligen Außendiensttätigkeit oft plötzlich die Luft weg. Ein Lungenfacharzt erkannte schließlich die Dringlichkeit, überwies sie an die Essener Lungenfachklinik am Tüschener Weg in Heidhausen und ihr Name landete auf der Liste von Eurotransplant.
Es folgten viele Voruntersuchungen, Gespräche - auch mit Ulrike Gnackes Familie, ihren zwei erwachsenen Kindern. Die Koffer standen schon lange fertig gepackt zuhause, als sie schließlich am 8. Juni 2015 zur OP nach Essen gebracht wurde. Dieses Datum wird sie nie mehr vergessen.
"Ich war damals ganz ruhig", erinnert sie sich. "Und es hat alles wirklich super geklappt! In der Regel sind für diese OP sieben bis acht Stunden angesetzt, doch ich war schon nach dreieinhalb Stunden fertig", lacht sie und zeigt bis heute grenzenlosen Optimismus. "Ich war immer in der Muckibude, um mich fit zu halten. Zwischendurch gab es dann bei der OP wohl Komplikationen - aber ich habe gekämpft. Ich wollte leben! Für meine Kinder und Enkel ..."

Spenderausweise auch im Internet

Regelmäßig fährt sie noch heute zur Nachsorge in die Ruhrlandklinik. Seit der OP wird sie dort von Kay Moll betreut. Der Facharzt ist voll des Lobes für seine Patientin: "Die gesundheitliche Basis muss natürlich da sein, aber soviel Optimismus bringt zudem deutlichen Benefit!"
Mit ihrem Humor hat Ulrike Gnacke bis heute die ganze Station verzaubert und zudem vielen schwer kranken Patienten Mut gemacht.
Ihr erster Gedanke nach dem Erwachen aus der Narkose galt übrigens ihren Haaren. So durcheinander und verwuschelt, das ging ja gar nicht. Also bat sie ihre Tochter um Bürste, Spiegel und ein paar Schminkutensilien, um sich wieder wohlzufühlen. "Ich habe auch gleich wieder gut Luft gekriegt und war sehr glücklich!"
Bis zu ihrem Lebensende muss sie nun allerdings Tabletten nehmen, die die Abstoßungsreaktionen ihres Körpers unterdrücken. "Das ist für mich aber kein Problem", betont sie. "Diese Reaktionen treten zumeist in den ersten zwölf Monaten nach der Transplantation auf", erläutert Kay Moll. "Frau Gnacke trägt zudem immer ein portables Lungenfunktionsmessgerät mit sich, um dreimal täglich kontrollieren zu können, ob ihre Werte ok sind." Sollte dies einmal nicht der Fall sein, heißt es sofort: ab zum Arzt!
Nach Heidhausen fährt Ulricke Gnacke ohnehin mehrmals im Jahr zur Kontrolle. "Ihre" Station S4 besucht sie dabei jedes Mal. "Das Pflegepersonal dort ist einfach super!"
Das Team für Lungen- und Thoraxchirurgie sowie Pneumologie der Ruhrlandklinik freut sich, dass alles so perfekt geklappt hat. Im Laufe der letzten Jahre wurden in der Klinik zunehmend mehr Lungen transplantiert.
Auch an ihren Spender denkt Ulrike Gnacke oft - vor allem, wenn sie wieder auf ihrem Motorrad sitzt: "Er hat es so gewollt, dass es mir wieder gut geht!"

Einen Organspendeausweis kann sich jeder im Essener Uniklinikum oder in der Ruhrlandklinik vor Ort aber auch im Internet organisieren. Er kann Leben retten.

Internist und Kardiologe Kay Moll vom Lungentransplantations-Team der Universitätsmedizin steht Ulrike Gnacke in der Ruhrlandklinik in Essen-Heidhausen seit der Transplantation mit ärztlichem Rat zur Seite. Er ist fasziniert von ihrem Lebenswillen und ihrer Fröhlichkeit, die sie gerne an andere Patienten weitergibt. | Foto: P. de Lanck
Ulrike Gnacke ist leidenschaftliche Motorradfahrerin. | Foto: privat
Autor:

Petra de Lanck aus Essen-Süd

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