Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist ... Bund fördert alltagsintegrierte Sprachförderung in 73 Essener Kitas

Ulrich Engelen, Frank Müller, Dirk Heidenblut (vorne), Birgit Pein, Oliver Kern und Claudia Bartsch stellten das Bundesprogramm "Sprach-Kitas" vor.    Foto: VKJ
  • Ulrich Engelen, Frank Müller, Dirk Heidenblut (vorne), Birgit Pein, Oliver Kern und Claudia Bartsch stellten das Bundesprogramm "Sprach-Kitas" vor. Foto: VKJ
  • hochgeladen von Vera Hopp

Ohne Sprache läuft nichts im Leben: Kein Sprechen, Lesen, Kommunizieren – kein Lernen ist möglich. Kurzum: Sprache ist der Schlüssel zur Welt! Sprachprobleme haben im Laufe der vergangenen Jahre zugenommen. Zeit, um frühe Fördermöglichkeiten zu schaffen. Das hat auch die Bundesregierung erkannt und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hat 2016 das Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ aufgelegt.

Seit Januar des Vorjahres nehmen der VKJ, Verein für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten Ruhrgebiet e.V., und der AWO Kreisverband Essen e.V. als Verbund am Bundesprogramm teil. Während der ersten Förderphase, die von 2016 bis 2019 läuft, bilden die VKJ-Kinderhäuser Sterntaler, Zauberstern, Kleine Riesen, Himmelszelt, Tabaluga, Großstadtkrokodile und Erlebniswelt mit den AWO-Einrichtungen Kita Rathaus, Kita Haus-Berge, Kita Jahnplatz und der Kita Neuhof einen Verbund, dem eine Fachberatungsstelle zugeteilt ist. Die Fachberatung hat Birgit Pein, eine langjährige Mitarbeiterin des VKJ, zum 1. Januar 2016 übernommen. Sie betreut die zehn Fachkräfte, die im Verbund eingesetzt sind.
Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist, soll die Sprachförderung möglichst früh einsetzen und alltagsintegriert stattfinden. Das heißt, dass keine Kinder explizit aus der Gruppe gepickt und gefördert werden. "Wir nutzen gezielt alltägliche Situationen zum Beispiel beim Wickeln, Essen oder Anziehen, um mit den Kindern ins Gespräch zu kommen", berichtet Elzbieta Zaworska, die als Sprach-Kita-Fachkraft in der AWO-Kita Haus Berge arbeitet. "Wir Fachkräfte beobachten das Team und geben Tipps, wie man im Kita-Alltag einfacher mit den Kindern ins Gespräch kommt." In der Praxis sieht das dann so aus: "Wir achten darauf, dass alle Kinder in den unterschiedlichsten Situationen von uns angesprochen und zum Sprechen animiert werden", berichtet Claudia Bartsch, Leiterin des VKJ-Kinderhauses Himmelszelt. "Beim Essen bieten sich immer wieder schöne Situationen. Etwa: 'Du magst keinen Brokkoli? Welches Gemüse isst Du denn gerne?'“

Programm baut auf 3 Säulen auf

"Das Programm Sprach-Kitas ist auf drei Säulen aufgebaut: Neben der alltagsintegrierten Sprachbildung gehören auch die Zusammenarbeit mit den Familien und der Baustein Inklusion dazu. "Erklärte Ziele sind in diesen Bereichen eine Willkommenskultur in den Kitas zu schaffen, z.B. durch Elterncafés oder Veranstaltungen für die gesamte Familie, und die Kita als Lernort zu gestalten, an dem es völlig normal ist, dass alle verschieden sind", so Birgit Pein. Elzbieta Zaworska egänzt: „Die Erzieher sind die sprachlichen Vorbilder für die Kinder. Gerade wenn man viele Kinder mit Migrationshintergrund betreut, ist es wichtig, ihnen einen leichten Zugang zur deutschen Sprache zu schaffen, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Ich habe hier auch Deutsch gelernt und es war oft nicht leicht. Gerne gebe ich den Tipp weiter, mehr mit Bildern und Piktogrammen zu arbeiten."
Diese Tipps und Anregungen gehören zum Fortbildungsprogramm der pädagogischen Fachkräfte. Die Fachberatung wird regelmäßig vom Forschungs- und Entwicklungsinstitut PädQUIS zur „Alltagsintegrierten Sprachförderung“ geschult und gibt das Wissen an die Sprach-Kita-Fachkräfte und die Leitungen der Einrichtungen, die als Tandem arbeiten, weiter. Die Tandems wiederum selektieren das erworbene Wissen und geben die Aspekte, die für die Arbeit vor Ort förderlich sind, an das Kita-Team weiter.
Für das Bundesprogramm Sprach-Kitas stellte der Bund in der ersten Förderphase insgesamt 400 Millionen Euro zur Verfügung. Damit konnten bis zu 4.000 zusätzliche Fachkraftstellen in den Kitas und in der Fachberatung geschaffen werden.

Hoher Handlungsbedarf in Essen

„Wir haben auch in Essen einen hohen Handlungsbedarf“, weiß Ulrich Engelen, Fachbereichsleiter des Jugendamtes der Stadt Essen. „Insofern leistet das Bundesprogramm 'Sprach-Kitas' einen besonders wichtigen Beitrag zum Gelingen individueller Bildungsbiografien junger Essener und zum Zusammenhalt unserer Stadtgesellschaft.“
Dirk Heidenblut, SPD-Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis 119 begrüßte vor allem, dass die Förderung weiter geht: „Das Bundeskabinett hat mit den Eckwerten für den Haushalt 2017 und dem Finanzplan bis 2020 zusätzliche Mittel für den Ausbau und die sprachliche Bildung in der Kindertagesbetreuung bereitgestellt.“ Birgit Pein ergänzt: „In Kürze werden weitere sechs VKJ-Kinderhäuser und vier Kitas der AWO Essen 'Sprach-Kitas'. Als Verbund werden wir auch eine weitere Fachberatung bekommen, die diese zehn Kitas betreuen wird.“

Autor:

Vera Hopp aus Essen-Süd

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

7 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.