Wie der Flüsterasphalt nach Holsterhausen kam

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Der Artikel auf der Titelseite der WAZ/NRZ-Stadtteilzeitung vom 26.09.2017 kündigt an, dass die Fahrbahnen der A 40 im Bereich zwischen Mülheim-Heißen und dem Innenstadttunnel wegen Rissen, Löchern und Brüchen repariert werden müssen. Das erfolgt nun in den Herbstferien bei jeweiliger Vollsperrung in beide Richtungen. Es ist dann fast genau 15 Jahre her, dass der Flüsterasphalt in diesem Bereich aufgetragen wurde. Und wie die damaligen Vertreter vom Straßenabu NRW voraussagten, hat der offenporige Aspahlt genau so lange gehalten wie vorhergesehen. Doch wie kam der Flüsterasphalt nach Holsterhausen?

Zu Beginn der Nullerjahre beschloss die Essener SPD besonders auf Betreiben der Holsterhauser Sozialdemokraten, die Wiederbelebung einer A 40-Projektgruppe auf Unterbezirksebene zu betreiben. In dieser Projektgruppe arbeiteten die Ortsvereinsvorsitzenden und interessierte Genossinen und Genossen der an der A 40 gelegenen Ortsvereine zusammen. In der Diskussion waren unterschiedliche Lösungsansätze diskutiert worden, um den Lärm, die Luftverschmutzung und andere Belastungen auf der meist befahrenen Autobahn des Ruhrgebiets zu reduzieren. Die damalige Koalition aus CDU und FDP hatten die Planungen für den A 40-Deckel in Frohnhausen und Holsterhausen auf Eis gelegt und andere Projekte priorisiert. Das provozierte die Essener SPD. Die beteiligten Ortsvereine an der Projektgruppe A 40 organisierten eine Reihe von Bürgerversammlungen entlang der A 40 darunter am 10. Januar 2002 im Jugendzentrum Essen in der Papestraße 1.

Die Projektgruppe A 40 beauftragte den SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Benno Justfelder und seinen Mitstreiter Hans Aring mit der Organisation der Bürgerversammlung in Holsterhausen. Klar war, dass die SPD Holsterhausen das Jugendzentrum Essen als Versammlungsort vorgeschlagen hatte. Der damalige Verkehrsminister Ernst Schwanhold hatte dem damaligen Essener SPD-Landtagsabgeordneten Dieter Hilser seine Teilnahme an der Bürgerversammlung zugesagt. Der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Benno Justfelder erinnert sich sehr gut an die Planungsgespräche: "Nach der Zusage des Ministers kreisten unsere Gedanken um eine der Bürgerversammlung vorgeschaltete Pressekonferenz. Wir kamen schnell auf die Idee, diese Pressekonferenz auf der Fußgängerbrücke neben dem JZE zu veranstalten. Unsere Absicht war, dass der Verkehrsminster am eigenen Leibe erfahren sollte, was es heißt direkt an der A 40 zu leben."

Dann kam der 10. Januar 2002, der Tag der Bürgerversammlung mit der Pressekonferenz auf der Fußgängerbrücke über die A 40 am JZE. Benno Justfelder erinnert sich: "Der Wettergott schien uns auch unterstützen zu wollen. Es war ein kalter Winterabend. Die Temperatur lag unter dem Gefrierpunkt. Es regnete nicht. Fast wie abgesprochen standen die Fahrzeuge in beide Richtungen im Stau. Es war laut und es roch nach Abgasen. Unsere damals neue Landtagsabgeordnete Britta Altenkamp und ich schilderten dem Minister sehr eindrucksvoll die tägliche Situation der Anwohner an der A 40." Nach der halbstündigen Pressekonferenz gingen die SPD-Mandatsträger und die Pressevertreter in den großen Saal des JZE zur Bürgerversammlung, die mit knapp 100 Zuhörern gut besucht war. Verkehrsminister Ernst Schwanhold ergriff nach einer kurzen Zeit das Wort und machte den anwesenden Anwohnern Hoffnungen: "An einer der am stärksten belasteten Straßen zu wohnen, ist eine arge Zumutung. Passiver Lärmschutz hilft da ein bisschen, ist aber keine dauerhafte Lösung. Wo die Tunnellösung möglich ist, muss sie auch gemacht werden." Verkehrsminster Schwanhold machte aber auch deutlich, dass eine solche Maßnahme mindestens acht Jahre in Anspruch nehmen und für die Anwohner nicht hinnehmbar sein würde, deshalb versprach er die Verlegung des Flüster-Asphalts im Jahre 2003.

Doch es kam anders. Zur Überraschung der Mitglieder der A 40 Projektgruppe verlegte der Straßenbau NRW schon während der Sommerferien 2002 den Flüster-Asphalt in beide Richtungen. Bei der damaligen Ratsmehrheit unter Führung der CDU stieß die Maßnahme auf große Kritik, was die vielen Anwohner der A 40 in Frohnhausen und Holsterhausen nicht nachvollziehen konnten. Die Mitglieder der Projektgruppe bedankten sich bei Ernst Schwanhold: "Die Politik hat damit ihre Zusage gegenüber vielen tausend Anwohnern eingehalten und neue Perspektiven für weitere Verbesserungen entlang der A 40 eröffnet." In den Jahren nach der Aufbringung des Flüster-Asphalts im Essener Westen beglückte diese Technologie auch die Anwohner in anderen Wohnquartieren entlang der A 40 im Ruhrgebiet. Die SPD-Landtagsabgeordnete Britta Altenkamp erinnert sich sehr gerne an diese Begebenheit im jahre 2002: "Ich bin bis heute sehr stolz auf die damalige Initiative in meiner ersten Legislaturperiode. Alle Experten in Stadt und Land hatten Zweifel, dass der Flüster-Asphalt überhaupt Verbesserungen bringen könnte. Als er dann aufgetragen war, wurde schnell deutlich, dass es tatsächlich zu einer deutlichen Lärmminderung für die Bürgerinnen und Bürger rechts und links der A 40 gekommen ist. Es war immer klar, dass der Flüster-Asphalt nicht so lange haltbar ist, deshalb ist es gut, wenn er jetzt auf dem Holsterhauser Teilstück erneuert wird. Die Bürgerinnen und Bürger werden es wie damals positiv zu spüren bekommen."

Autor:

Benno Justfelder aus Essen-Süd

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