Der 18. Band der „Geschichten aus der Werdener Geschichte“ liegt vor
Alte, uralte, steinalte und ewige Werdener

Ein Foto der Königsbrücke aus dem Jahre 1910 ziert den Titel des reich bebilderten Bandes. 
Foto: Höffgen
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  • Ein Foto der Königsbrücke aus dem Jahre 1910 ziert den Titel des reich bebilderten Bandes.
    Foto: Höffgen
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Es ist inzwischen guter Brauch: Der Geschichts- und Kulturverein legte den nun schon 18. Band seiner „Geschichten aus der Werdener Geschichte“ vor. Eine gute Lektüre für entspannte Stunden.

Vorsitzender Heinz-Josef Bresser dankt allen Autoren für ihren Einsatz, besonders in diesen schwierigen Zeiten: „Leider musste in diesem Jahr der größte Teil unserer Vorträge ausfallen, was uns aber nicht davon abgehalten hat, einige interessante Themen in unserem Jahresband aufzugreifen.“ Bresser selbst widmete sich dem prächtigen Werdener Psalter aus dem 11. Jahrhundert. Auch der 18. Band entstand in Zusammenarbeit mit dem Bürger- und Heimatverein, dessen Vorsitzende Martina Schürmann betont: „In Zeiten von Corona kann uns besonders das geschriebene Wort interessante Berichte aus der Werdener Geschichte näherbringen.“

Jahrelange Forschungen

Experten präsentieren die Ergebnisse ihrer teils jahrelangen Forschungen und Schriftleiter Klaus Höffgen lobt die Kollegen für ihre akribische Arbeit: „Unsere Autoren haben einen langen Zeitraum beackert, von der Steinzeit bis etwa vor 100 Jahren.“ Edith Tekolf habe sich gar als Detektivin betätigt, bis alles aufgedeckt war. Sie habe sich zum Beispiel gefragt, was es mit dem rätselhaften Stein auf dem Brehm auf sich hat, und eine Antwort gefunden. Auch berichtet Edith Tekolf über die Teschemacher-Orgel der Evangelischen Kirche Werden und deren abenteuerlicher Reise im Laufe der letzten 250 Jahre. Die Autorin kommt natürlich nicht am wohl berühmtesten Besucher der Orgel vorbei. Felix Mendelssohn-Bartholdy hatte sich im Sommer 1834 hoch zu Ross nach Werden begebenen, dort mit Wonne in der Ruhr gebadet, das Städtchen als „allerliebst gelegen“ gepriesen und das Instrument untersucht: „Auf der Orgel erging ich mich in Phantasien und Sebastian Bächen.“

Spuren der Vorfahren

Ludger Fischer erinnert an die Franzosenbesetzung des Ruhrgebietes 1923 und berichtet davon, als Werden im Zentrum der Weltpolitik stand. Mit Beispielen aus der Familiengeschichte entwickelt er ein anschauliches Bild dieser Zeit. Herbert Schmitz schreibt über das Gut Lotterbeck in Schuir und über die Proteste gegen die Aufhebung der Reichsabtei Werden im Zuge der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Aber auch über das 15. Jahrhundert, als durch die Ausschweifungen der Äbte Johann IV. Stecke von Mollenbroich und Konrad I. Graf von Gleichen der Untergang des Werdener Klosters drohte. Detlef Hopp buddelte auf der Suche nach spannenden Storys im Untergrund. Der Stadtarchäologe hat einen alten Kanal am Klemensborn untersucht und berichtet über neue Funde in Fischlaken, von Objekten, die vor etlichen Jahrtausenden durch Menschen der Steinzeit gefertigt wurden.

Mit Augenzwinkern

Franz Josef Schmitt hat sich den Spaß gemacht, mit Augenzwinkern darüber zu philosophieren, wer sich denn nun als „Alter Werdener“ bezeichnen dürfe. Schmitt entwirft eine Zeitleiste: Von vor 1500 gebe es nur genealogisch nichtssagende Heberegister. Erst dann sei es üblich geworden, auch Nachnamen zu führen. Eine erste Zäsur sieht Schmitt nach dem 30-jährigen Krieg, eine zweite nach dem Ende des 1.000-jährigen Reichsstiftes und eine dritte nach dem Ende des 1.000-jährigen Reiches. Für Schmitt ergibt sich hieraus eine nicht allzu ernstzunehmende Einordnung als „ewiger, steinalter, uralter oder alter Werdener“. So kommt auch wieder Schriftleiter Höffgen ins Spiel: „Ich gehöre also zu den ewigen Werdenern“. Die Spur seiner Vorfahren könne er nämlich bis ins Jahr 1500 verfolgen, seine Familie sei in den Pfarrbüchern lückenlos dokumentiert. In Werden geboren, habe er sich eigentlich schon immer für die Historie des Abteistädtchens interessiert.

10 Pfennig für ein Brausebad

Natürlich hat Klaus Höffgen auch etwas beigesteuert. Er holt das Chorgestühl in der Basilika St. Ludgerus raus aus seinem normalerweise den Blicken der Besucher entrückten „Mauerblümchendasein“. Auch beschäftigt er sich mit dem wechselhaften Auf und Ab der Flussbadeanstalt der Stadt Werden und anderer Bäder. Höffgen konnte Belege dafür finden, dass Bürgermeister Breuer den Badeplan der Städtischen Volksbadeanstalt im Souterrain der Evangelischen Volksschule (später Heckerschule) eigenhändig änderte und sich selbst eintrug. Die Preise: 10 Pfennig für ein Brausebad, 40 Pfennig für ein Wannenbad, Handtuch, Badetuch und Seife inklusive. Gedankt wurde dem letzten Bürgermeister vor der Eingemeindung, indem die 1937 aus Neugasse und Neustraße entstandene Brehmstraße 1967 in Joseph-Breuer-Straße umbenannt wurde. Breuer wurde übrigens in Eschweiler geboren. Was uns zur versöhnenden Feststellung Franz Josef Schmitts führt, dass selbst ein neuer Werdener, also Zugezogener, wenn er sich denn mit dem Stadtteil identifiziere, sich durchaus ebenso als „Alter Werdener“ bezeichnen dürfe.

Die Jahresgabe der Werdener Traditionsvereine für ihre Mitglieder hat einen Umfang von 196 Seiten. Die „Geschichten aus der Werdener Geschichte“ sind reich bebildert und zum Preis von 19,90 Euro auch in ausgewählten Buchhandlungen und Schreibwarenhandlungen erhältlich (ISBN 978-3-932443-74-9).

Ein Foto der Königsbrücke aus dem Jahre 1910 ziert den Titel des reich bebilderten Bandes. 
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Schriftleiter Klaus Höffgen präsentiert den 18. Band der „Geschichten aus der Werdener Geschichte“. 
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Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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