Im Christlichen Hospiz Werden erfährt Dorle Streffers selbstloses Tun eine weitere Würdigung
Aus tiefster Überzeugung

Neben dem Porträt von Dorle Streffer ihr Gatte Christian, Franz K. Löhr, Enkel Paul, Hedwig Reinhard und Adelheid Kröger.
Foto: Bangert
  • Neben dem Porträt von Dorle Streffer ihr Gatte Christian, Franz K. Löhr, Enkel Paul, Hedwig Reinhard und Adelheid Kröger.
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Ihr Enkel Paul Streffer hört aufmerksam zu. Er erfährt von Menschen, deren Lebensweg hier endet. Sie sind schwerstkrank, sollen aber keine Ängste und Schmerzen leiden müssen. Erhalten nur noch eine palliativmedizinische Behandlung.

Aus tiefster Überzeugung und unermüdlich hat Dorle Streffer sich für die Hospizbewegung eingesetzt, immer unter dem ökumenischen Aspekt. Am 1. Dezember 2017 schloss sich der Kreis, als sie in ihrem Christlichen Hospiz starb. Es trägt bereits ihren Namen, heute soll ihr selbstloses Tun durch ein Ölporträt eine weitere Würdigung erfahren. Ab jetzt begrüßt eine mild lächelnde Dorle Streffer im Entree an der Dudenstraße die Gäste. Paul Streffer ist zu Besuch in Werden, da hat ihn der Großvater kurzerhand mitgenommen. Professor Christian Streffer ist ein international geachteter Strahlenbiologe. Doch dieser Wissenschaftler von Weltruf spricht hier und heute vor allem als Ehemann. Er spricht von dem Glück und der Freude, seine Dorle über so viele Jahre um sich gehabt zu haben. Auch wenn die Familie schon mal zu Weihnachten auf die Mutter verzichten musste, weil sie ehrenamtlich unterwegs war. Getragen von ihrer christlichen humanistischen Überzeugung hatte Dorle Streffer 1996 gemeinsam mit Adelheid Kröger die „Ambulante ökumenische Hospizgruppe für Werden, Fischlaken und Heidhausen“ gegründet. Nach gut 20 Jahren machte sie den Weg frei für ihre Nachfolgerin Hedwig Reinhard. Das war eine weise Entscheidung, sagt Christian Streffer: „Es fiel ihr gewiss nicht leicht. Ich war glücklich, dass Frau Reinhard den Vorsitz übernahm.“ Die frühere Gymnasiallehrerin fand aus eigener schmerzlicher Erfahrung zur Hospizbewegung: „Mir war schon klar, dass es eine große Hausnummer ist. Aber dass die Nummer soo groß war, wusste ich nicht.“ Doch nichts würde sie anders gemacht haben wollen.

Auf Standortsuche

In der ambulanten Arbeit fehlte etwas. Eine stationäre Hospizversorgung erschien immer dringlicher. Da kam Franz K. Löhr ins Spiel. Der frühere Geschäftsführer des Katholischen Krankenhauses St. Josef erinnert sich noch genau an diesen Tag, der auch sein Leben veränderte. Als seine Sekretärin sagte: „Da ist eine Frau Streffer, die möchte Sie sprechen.“ Er war schnell überzeugt und die beiden machten sich auf die Suche nach einem geeigneten Standort, begutachteten verschiedene Gebäude. Was lange nur eine schöne Utopie zu bleiben schien, wurde Realität und Löhr schwärmt noch heute: „Die Existenz des Hospizes ist ein Beweis dafür, dass man träumen darf.“ Der entscheidende Moment war am 13. März 2006, Ulrich Büchner als Vorstands-Chef der Gewobau hatte eingeladen: „In diesem Gespräch wurde erstmals der Gedanke diskutiert, dieses Haus in ein Hospiz umzubauen.“ Im Mai 2011 wurde das „Christliche Hospiz Werden“ eröffnet. Das Gebäude liegt mittendrin in Werden, in idealer Lage, wie Löhr betont: „Das war für uns ausschlaggebend. Nun können die Angehörigen kurz das Hospiz besuchen, wenn sie einkaufen gehen. Mal schnell reinschauen, wie es ihren Lieben geht. Das hat sich bewährt.“

Familiäres Ambiente

Das Ambiente ist familiär und unterscheidet sich deutlich vom Krankenhaus oder Heim. Spezielle Betten lassen sich auseinander ziehen, sodass Besucher den Gästen ganz nah sein können. Da gibt es eine ganz besondere Badewanne zum Wohlfühlen, auf Wunsch mit Musikbeschallung, danach noch in den Kuschelsessel einmümmeln: „Wir wollen optimale Voraussetzungen schaffen.“ Als Pflegedienstleiterin erwies sich Andrea Swoboda als Glücksfall. Sie ist der gute Geist des Hauses. Überhaupt herrscht eine kaum mit Worten zu beschreibende leichte Stimmung im Hospiz. Franz K. Löhr sagt das so: „Hier läuft keiner mit todernstem Gesicht herum. Wir machen unsere Arbeit sehr gerne.“ Damit keine Missverständnisse aufkommen, betont Hedwig Reinhard: „Das Christliche steht für unsere Motivation und ein Stück weit sicherlich auch für unsere Kraftquelle. Aber die von uns Begleiteten und auch die Gäste im Hospiz müssen natürlich keine Christen sein, sie können zum Beispiel auch Muslime sein.“

Eine Aufstockung

Zu den schon bestehenden sieben sollen zwei zusätzliche Zimmer geschaffen werden. Auf die Kapelle kann ein Aufbau gestellt werden, statische und denkmalbehördliche Bedenken wurden ausgeräumt. Auch hat Löhr bereits mit dem Krankenhaus St. Josef gesprochen und das Hospiz könnte während der Bauphase dorthin ausweichen. Um Zeit zu sparen, soll die Aufstockung mit Fertigbauteilen erreicht werden. Ein konkreter Zeitrahmen steht aber noch nicht fest. Franz K. Löhr wird nun ernst: „Hospizarbeit braucht Spendenmittel. Wir brauchen bürgerschaftliches Engagement. Da sind wir froh über großzügige Spenden. Aber wir freuen uns genauso über zehn Euro. Da wissen wir umso mehr, dass sie von Herzen kommen. Diese kleinen Spenden machen viel aus.“ Als Mitglied im Förderverein oder mit steuerlich absetzbaren Spenden kann man die Hospizbewegung ganz einfach unterstützen.

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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