Engagierte Werdener möchten Müll vermeiden
Mehrweg statt Einweg

Mit den Leihschüsseln von „Vytal“ macht Mehrweg Spaß.
Foto: Vytal
  • Mit den Leihschüsseln von „Vytal“ macht Mehrweg Spaß.
    Foto: Vytal
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Der Onlinehandel boomt, durch den Lockdown wird verstärkt auf To-go-Produkte zurückgegriffen, die viel zu oft achtlos weggeworfen werden. Das wollen engagierte Werdener ändern.

Da der Verpackungsmüll nach wie vor ansteigt, beschäftigt sich die Nachhaltigkeitsbewegung „Gemeinsam für Stadtwandel Werden“ auch mit dem Thema „Müll“. Mehrweg statt Einweg ist das Gebot der Stunde. Grund genug für eine Online-Informationsveranstaltung rund um „Alternativen für Mehrwegverpackungen“. Ein gewichtiges Argument: Im Sommer kommt das Kunststoff-Einweg-Verpackungsverbot. Wattestäbchen, Besteck, Teller, Trinkhalme, Rührstäbchen und Luftballonstäbe aus Kunststoff sowie To-go-Getränkebecher, Fast-Food-Verpackungen und Wegwerf-Essenbehälter aus expandiertem Polystyrol (bekannt als Styropor) sind künftig nicht mehr erlaubt. Das hatte das Bundeskabinett beschlossen. Nach dem Bundestag stimmte auch der Bundesrat zu. Die Verordnung soll am 3. Juli 2021 in Kraft treten.

Sauberkeit und Nachhaltigkeit

Koordinatorin Martina Schmitz grüßt in die Runde und erläutert kurz die Sachlage. Gemeinsam für Stadtwandel Werden teile sich auf in verschiedene Arbeitsgemeinschaften. Eine davon treffe sich regelmäßig einmal in der Woche, um Müll aufzusammeln am Ruhrufer, am S-Bahnhof, auf dem Brehm. Immer wieder seien alle erstaunt, wie viel Verpackungsmüll sich da ansammle. Und das, obwohl die Entsorgungsbetriebe und auch Stadtteilpfleger Thomas Buch ebenfalls viel Müll einsacken. Christiane Gregor ist begeistert vom Engagement der Müllsammler: „Das ist super. Doch den Müll zu vermeiden, das ist die Zukunft.“ Wobei wir direkt beim Thema wären. Das Müllvermeidungs-Team hat sich ein nobles, aber auch ambitioniertes Ziel gesteckt: Es möchte Initiator und Teil sein eines Werdener Wandels hin zu mehr Sauberkeit und Nachhaltigkeit. Ganz nebenbei auch noch etwas fürs Klima tun. Die Resonanz mache Mut, sagt Christiane Gregor: „Wir haben Klinken geputzt und sind bei den Werdener Gastronomen auf offene Ohren gestoßen.“

Digitales Mehrwegsystem

Zugeschaltet ist auch das Kölner Start-up „Vytal“.  Julia Hülder ist zuständig für das Gebiet Rhein/Ruhr. Man habe bewusst auf ein Pfandsystem verzichtet: „Unser digitales Mehrwegsystem funktioniert mit QR-Code auf den Schalen. Der Pfand ist entweder zu hoch und eine Hemmschwelle, oder aber zu niedrig und die Schalen landen doch im Müll.“ Die Leihschüsseln sind aus Polypropylen, die Deckel aus Thermoplastischen Elastomeren und kommen ohne Weichmacher aus. Sie sind Spülmaschinen-, Mikrowellen- und Gefrierschrank-geeignet, auslaufsicher und hitzebeständig. Das System selbst ist erstaunlich einfach. Jeder Kunde lädt sich eine App herunter, erhält einen persönlichen QR-Code und los geht’s. Alternativ kann für 10 Euro eine Offline-Karte gekauft werden, die wie ein Bibliotheksausweis funktioniert. Innerhalb von 14 Tagen muss die Schüssel zurückgegeben werden, sonst gilt sie als gekauft und 10 Euro werden fällig. Die Rückgabe ist bundesweit bei allen Vytal-Partnern möglich: heute in Köln schlemmen, übermorgen in Berlin die Schale zurückgeben. Die Gastronomen zahlen eine Anmeldegebühr von 100 Euro und für jede Befüllung 15 bis 20 Cent. Vier Größen sind zurzeit lieferbar, eine Pizzabox wird folgen. Die Gastronomen müssen die zurückgegebenen Schalen in einer Industriespülmaschine reinigen, nach rund 200 Befüllungen werden sie aus dem Kreislauf genommen und recycelt. Bis dahin hat eine einzige Vytal-Schüssel bis zu 30 Kilogramm CO2 eingespart. Selbst die Auslieferung wird soweit möglich mit dem Lastenfahrrad erledigt.

Gastronomen mit im Boot

In Essen ist die Frohnhauser „Hummelbude“ mit ihrem vegan-vegetarischem Angebot der erste Partner. Köchin Nicole Hobach ist begeistert: „Wir arbeiten gar nicht mit Wegwerfprodukten. Vor sechs Wochen sind wir auf Vytal gestoßen. Alles ging superschnell. Ich habe ein Handy mit der App drauf bekommen, um damit unsere Bowls zu scannen. Das System wird sehr gut angenommen und ist ganz einfach. Auch unsere älteren Kunden finden es großartig.“ Die Runde ist sich einig: Das war die überzeugende Vorstellung eines zukunftsfähigen Produktes.
Demnächst werden die Aktivisten von „Gemeinsam für Stadtwandel Werden“ mit einem Mustersortiment durchs Abteistädtchen gehen und versuchen, so viele waddische Gastronomen wie nur irgendwie möglich mit ins Boot zu nehmen.

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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