800 Jahre Krippen
Die andere (Sicht auf die) Krippe

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Vom 2.12.23 bis zum 7.1.24 werden in Kirchen und Schaufenstern der Essener Innenstadt die unterschiedlichsten Krippen von Holzbildhauern, Künstlern und sogar Inhaftierten der JVA ausgestellt. Daneben ermöglicht  die Linie 109 eine Krippentour von Steele nach Frohnhausen, wo in einzelnen Gemeinden zusätzlich  Krippen gezeigt werden.(www.essen-krippenland.de)
Eine Ausstellung der besonderen Art bietet jedoch jedes Jahr der Krippenweg durch die St. Elisabeth-Kirche in Frohnhausen, die der frühere Pfarrer und Krippenbaumeister Bernhard Alshut organisiert.  Dieses Jahr steht sie unter dem Motto "800 Jahre Krippe".

Pfarrer i.R. Bernhard Alshut bezieht sich bei dem gewählten Thema auf Franz von Assisi, der 1223 in einer Höhle in Greccio  bei Risti das "wahre Bethlehem" nachstellen wollte und damit die Krippentradition begründete. Franz von Assisi, der die Friedensbotschaft mit Einfachheit, Demut und Sanftmut verkündete, wird dort bestimmt keine prächtige und überladene Krippe aufgebaut haben. Oft verbindet man mit  Krippen Kindheitserinnerungen und ein "Heile-Welt-Gefühl" und es besteht die Gefahr, dass man die Krippenszene romantisch überhöht und verklärt.
Gerade um die aktuelle  Jahreswende ist es jedoch angebracht, diese Krippenidylle zu hinterfragen und die Botschaft hinter der Szenerie zu sehen.
Denn schon bei Christi Geburt ging es in Bethlehem um Flucht und Gewalt, um das Anprangern von Missständen und auch um die Aufforderung, sich für andere einzusetzen.
Auch Weihnachten 2023 sind im Gaza-Streifen  tausende Menschen auf der Flucht, weil sie um ihr Leben fürchten müssen. Sie leiden Hunger und sind gezwungen, ähnlich zu hausen wie Maria und Josef. Gerade die einfachen Krippen zeigen ähnliche Bilder wie die,  mit denen wir zur Zeit täglich in den Medien konfrontiert werden.
Und so bekommt Weihnachten 2023 auch eine politische Dimension.
Angesichts der Kriege im Nahen Osten und in der Ukraine verkündete Papst Franziskus in seiner Weihnachtsansprache  im Petersdom:" Unser Herz ist heute Abend in Bethlehem, wo der Friedensfürst noch immer von der zum Scheitern verurteilten Logik des Krieges zurückgewiesen wird, vom Lärm der Waffen, der ihn auch heute daran hindert, in der Welt eine Herberge zu finden." Er führte weiter aus, dass Gott nicht mit dem Götzendienst des Konsums in Verbindung stehe. Er sei auch nicht der mächtige Gott, der die Probleme der Menschheit auf Knopfdruck lösen könne, sondern er kommt uns nahe, um die Wirklichkeit von innen heraus zu verändern."
Besser kann man die Botschaft der Krippe nicht ausdrücken.
Denn auch 2000 Jahre nach Christi Geburt werden im Nahen Osten Zivilisten getötet  und wie Josef  mit seiner Familie, der angesichts der Bedrohung durch  Herodes nach Ägypten fliehen musste,  ist ein ganzes Volk zur Zeit auf dem Weg zu den ägyptischen Grenzübergängen, um Sicherheit zu finden.
Mehr Aktualität der Krippengeschichte ist nicht denkbar.
Im Rahmen des Essener Krippenlandes gab es einen online-Kurs mit den Thema "Krippe: Zwischen  Heiler Welt und politischem Anspruch."
Wer die Krippen in der Innenstadt vor diesem Hintergrund noch einmal genauer anschauen möchte, hat noch bis zum 7.1.2024 Zeit. Die empfehlenswerte Krippenausstellung in der Elisabethkirche ist noch bis zum 14.1,24 täglich von 15.00 bis 17.00 bei freiem Eintritt geöffnet.

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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