Gebäudebrüter in Not
Wohnen unterm Dach

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Was für ein Anblick!  Dutzende Spatzen, die aus den Nischen unter dem Dach eines Bauernhauses ein- und ausfliegen und sich mit den freilaufenden Hühnern in der Nähe die Nahrung teilen. Und das mitten im Ruhrgebiet, im Kaisergarten (Oberhausen). Dabei meiden die Haussperlinge inzwischen die Großstädte des  Reviers weitgehend. Auch München und Hamburg sind fast spatzenfrei. Spatzen stehen seit 2016  auf der Vorwarnliste gefährdeter Arten.

Gründe für den Rückgang des einstigen Allerweltsvogels, der früher sogar als Ernteschädling galt und verfolgt wurde, sind neben der Flächenversieglung und den fehlenden Insekten für die Aufzucht der Brut in erster Linie fehlende Nist- und Brutmöglichkeiten in und an Gebäuden.
Modenisierungsmaßnahmen an Hausdächern und Fassaden mit Gittern, Lochblenden und Dämmungen lassen den Kulturfolgern, die Jahrhunderte mit den Menschen unter einem Dach gelebt haben, keine Ein-und Durchschlupfmöglichkeit mehr. Bei  Neubauten mit fugenlosen Putz-Glas- und Metallfassaden wird an Gebäudebrüter erst gar nicht mehr gedacht, weil sie zu Unrecht im Ruf stehen, den  Dächern zu schaden und die Fassaden zu verschmutzen. Für die Folien und Isoliermaterialien interessieren sich die Gebäudebrüter gar nicht. Ihre Nester halten sie selber sauber.
Dennoch werden  bei Dachsanierungen Nistmöglichkeiten erst gar nicht berücksichtigt. Dabei wäre  es eine Kleinigkeit, spezielle Einbausteine mit Höhlungen einzusetzen  oder Aussparungen mit kleinen Öffnungen einzuplanen. Alternativ lassen sich auch externe Nistkästen unter dem Dachvorsprung anbringen. Fassadenbegrünungen helfen den Vögeln ebenfalls.
In einigen wenigen Fällen beraten Dachdecker aber  bereits, wenn es darum geht, Brutplätze zu erhalten.
 Was für den allseits bekannten Spatz gilt, kann man auch auf Hausrotschwanz, Mehl- und Rauchschwalbe sowie Mauersegler übertragen. Auch sie sind auf Nistgelegenheiten am und im Haus angewiesen. In dem nicht restaurierten Teil der Steeler Altstadt findet man noch unterm Dach einiger Altbauten die Nester von Mehlschwalben  und die Einschlupflöcher des Mauerseglers.
Man kann nur hoffen, dass nachfolgende Generationen die Spatzen nicht nur aus Büchern und Einrichtungen wie dem Kaisergarten kennen, sondern wieder mit ihnen aufwachsen.

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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